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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Weinranken verzierten Holztür stehen und schloss sie mit einem Schlüssel auf. Crake hielt ein Stück entfernt im Flur inne und tat so, als würde er ein Gemälde bewundern, das eine grotesk aussehende Tante der Thade-Dynastie zeigte. Thade und Grephen gingen hinein und schlossen die Tür hinter sich.
    Er wartete darauf, dass sie zu sprechen begannen. Das taten sie nicht. Moment: Hörte er da ein Gemurmel im Ohr? Vielleicht, aber es war zu leise, um es zu verstehen. Das Arbeitszimmer reichte offenbar ein ganzes Stück weit ins Herrenhaus hinein, und sie befanden sich an der Grenze seiner Hörweite.
    Spucke und Blut! Ich wusste, ich hätte die Dinger stärker machen sollen, dachte er und betastete aufgeregt seinen Ohrclip.
    Er schaute den Flur entlang in beide Richtungen, aber niemand achtete auf ihn. Er ging zur Tür des Arbeitszimmers hinüber. Wenn jemand fragte, konnte er einfach sagen, er habe sich verlaufen.
    Er probierte die Tür. Sie ließ sich nicht öffnen. Er versuchte es erneut, diesmal mit mehr Nachdruck. Verschlossen.
    »Ich glaube, da können Sie nicht hinein«, sagte ein korpulenter Mann mittleren Alters, der seine missliche Lage bemerkt hatte.
    »Oh«, sagte Crake. »Dann muss ich mich irren.« Er senkte
die Stimme, trat nahe an den anderen heran und flüsterte: »Ich dachte, das wäre die Toilette. Es ist ziemlich dringend, verstehen Sie.«
    »Am anderen Ende des Flurs«, sagte der Mann und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Besten Dank.« Er eilte davon.
    Seine Gedanken rasten. Wenn Thade etwas zu sagen hatte, was sich zu hören lohnte, dann sagte er es jetzt, und Crake war zu weit entfernt, um ihn zu belauschen. Dieser ganze Ausflug würde ein Schlag ins Wasser sein, wenn er nicht wieder in die Reichweite des Ohrclips gelangen konnte, und zwar schnell.
    Just in diesem Moment kam er am Fuß einer Treppe vorbei. Sie war relativ schmal und schlicht, mit Steinstufen und eleganten, polierten Geländern. Ein Diener stand auf der ersten Stufe, um den Gästen den Zutritt zu verwehren.
    Und plötzlich hatte Crake eine Idee.
    »Verzeihung«, sagte er. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mich da oben mal umsähe?«
    »Gäste haben hier keinen Zutritt, Sir«, erwiderte der Diener.
    Crake grinste breit. Sein schönstes Grinsen, sein Foto-Grinsen. Sein Goldzahn blitzte im Licht der elektrischen Glühlampe auf. Die Augen des Dieners glitzerten wie die einer Elster.
    »Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn Sie eine Ausnahme machen könnten«, sagte er.
     
    Die Flure im Obergeschoss waren kühl, still und leer. Das Gebrabbel der Gespräche und die Musik aus dem Ballsaal wurden von den dicken Böden gedämpft. Crake hörte irgendwo in der Nähe zwei Dienstmädchen leise miteinander
schwatzen und kichern, während sie die Schlafzimmer vorbereiteten.
    Er entschied sich für die Richtung, in der Thades Arbeitsräume liegen mussten. Obwohl es eine schreckliche Faszination auf ihn ausübte, dass er sich unbefugt hier oben aufhielt, wurden ihm allmählich die Glieder schwer. Der Gebrauch des Ohrclips und nun auch des Zahns hatte ihm die Energie ausgesaugt. Dank jahrelanger Übung war er darin trainiert, die mit der Verwendung von Dämonen einhergehende Schwächung zu ertragen, aber ihr lang anhaltender Einsatz auf Sparflamme hatte ihn erschöpft.
    Eine männliche Stimme gesellte sich zu denen der Frauen. Ein Butler. Tadelnd. Macht eure Arbeit. Die drei waren vor ihm, direkt hinter einer Biegung des Flurs. Sie konnten jeden Moment in sein Blickfeld treten, und dann würden sie ihn sehen. Er spürte, wie ihm der Puls gegen den Kragen pochte. Seine Handflächen waren klamm und feucht vor Angst, dabei ertappt zu werden, wie er etwas Verbotenes tat. Er staunte darüber, dass Leute wie Frey jede Autorität so lässig missachten konnten.
    Dann ein Murmeln. Ganz leise. Der in seinen Ohrclip gebannte Dämon summte in Resonanz mit seinem Zwilling. Er fing das Gespräch erneut auf.
    Crake hielt den Atem an und ging verstohlen den Flur entlang. Der Butler gab gerade Anweisungen, wie der Herr die Gästezimmer hergerichtet haben wollte. Seine Stimme wurde lauter. Die von Thade jedoch frustrierenderweise nicht. Crake bewegte sich an der Grenze der Reichweite seines Clips. Irgendwo auf dem Stockwerk unter ihm erörterten Thade und Grephen jene geheimen Angelegenheiten, deretwegen er hergekommen war. Er musste näher heran.
    Crake schlich sich zur Biegung des Flurs und drückte sich
an die Wand. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Der Butler

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