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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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ihre Runden, tratschten miteinander und bespitzelten einander. Crake stand mit Jez an der Seite und unterhielt sich mit zwei Brüdern, die kürzlich eine Aerium-Mine gekauft, aber eindeutig keine Ahnung hatten, wie sie diese ausbeuten sollten.
    Gallian Thade und Herzog Grephen standen auf der anderen Seite des Raumes. Crake belauschte sie. Es war schwer, sich auf zwei Gespräche zugleich zu konzentrieren, aber zum Glück brauchte er bei beiden jeweils weniger als die Hälfte seiner Aufmerksamkeit, um auf dem Laufenden zu bleiben. Jez blockte die Aerium-Brüder ab, und Thade und seine Gesprächspartner sagten nichts Interessantes. Ihr Gespräch bestand aus Erörterungen geschäftlicher Möglichkeiten, Witzeleien und Nettigkeiten. Er fragte sich allmählich,
ob Frey Recht gehabt hatte mit seiner Überzeugung, dass Thade irgendetwas verraten könnte.
    »Wir sollten woandershin gehen«, hörte er Thade durch den silbernen Ohrclip leise sagen. »Wir müssen einiges besprechen.«
    Crakes Blick zuckte zu ihrem Gastgeber, der mit dem Herzog sprach. Grephen nickte, und sie entschuldigten sich und entfernten sich durch den Ballsaal. Das war vielversprechend.
    »Miss Flay!«
    Es war Vexford, der schlaksige alte Schluckspecht, der einen Narren an Jez gefressen hatte. Er warf Crake einen giftigen Blick zu, während sie sich begrüßten. Er hatte nicht vergessen, dass Crake ihn erst vor kurzem in eine peinliche Lage gebracht hatte. Anscheinend war sie jedoch nicht peinlich genug gewesen, um ihn vom Versuch abzuhalten, seinem Widersacher die Liebste auszuspannen.
    »Luftmarschall Vexford!«, erklärte Jez mit falscher und übertriebener Begeisterung. »Wie schön, Sie wiederzusehen!«
    Vexford plusterte sich vor Freude auf. »Dürfte ich wohl um die Ehre dieses Tanzes bitten?«
    Jez warf Crake einen unsicheren Blick zu, aber Crake hörte nicht zu. Er konzentrierte sich auf die Stimmen in seinem Ohr. Grephen und Thade wechselten Begrüßungsfloskeln mit anderen Gästen, während sie den Ballsaal durchquerten, um zu einem Durchgang am anderen Ende zu gelangen. Die Begrüßungen wurden immer leiser, als sie allmählich außer Reichweite gerieten.
    »Damen?«, sagte Jez forschend. Er nahm wieder Notiz von ihr. »Luftmarschall Vexford wünscht mit mir zu tanzen.« Ihr Blick war eindringlich: Rette mich!

    Crake lächelte den Luftmarschall breit an. »Sehr nett von Ihnen, Sir. Wirklich sehr nett«, sagte er. »Entschuldigen Sie mich, ich muss mich um etwas anderes kümmern.« Er schlüpfte mit ungebührlicher Eile davon, um sich Jez’ Blick zu ersparen, in dem das Entsetzen darüber stand, so schmählich im Stich gelassen zu werden.
    Crake folgte Grephen und Thade zu dem Durchgang und schaute sich unterwegs nervös um. Er suchte nach Fredger Cordwain, dem Mann, der für die Shacklemores arbeitete. Crake hatte ihn seit ihrem Gespräch nicht mehr gesehen, und das beunruhigte ihn zutiefst.
    Als Kind hatte er Angst vor Spinnen gehabt. Sie schienen sein Zimmer zu mögen, und so sehr die Dienstmädchen sie auch hinausscheuchten, sie kamen immer zurück. Trotz seiner Angst fiel es ihm jedoch leichter, ihre Anwesenheit zu ertragen, wenn er sie sehen konnte, in einer Ecke versteckt oder reglos an der Decke hängend. Die Furcht kam, wenn er den Blick abwandte und die Spinne verschwand. Eine Spinne weit weg auf der anderen Seite des Zimmers war eine Sache; eine Spinne, die womöglich schon übers Kissen auf sein Gesicht zukrabbelte, eine ganz andere. Crake wollte Cordwain dort haben, wo er ihn sehen konnte.
    Thades Stimme in seinem Ohr wurde lauter, als er die Distanz zu den beiden verkürzte. Sie passierten den imposanten Durchgang am Ende des Ballsaals und verschwanden. Crake folgte ihnen in einigem Abstand.
    Jenseits des Durchgangs befand sich ein Flur, der durch das Herrenhaus zu anderen Bereichen führte: Rauchsalons, Galerien, Hallen. Überall waren Gruppen von Gästen, die Skulpturen bewunderten oder miteinander lachten. Crake schwitzte, und das lag nicht nur an der Hitze. Er fühlte sich wie ein Verbrecher. Die beiläufigen Blicke der Türsteher und
Diener kamen ihm plötzlich argwöhnisch und wissend vor. Er nippte an seinem Wein und versuchte, den Eindruck von Zielstrebigkeit zu vermitteln.
    »Wohin gehen wir?« fragte Grephen leise und schaute sich um. »Hoffentlich irgendwohin, wo wir mehr unter uns sind.«
    »Zu meinem Arbeitszimmer haben die Gäste keinen Zutritt«, erwiderte Thade. Er blieb vor einer schweren, mit geschnitzten

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