Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
Vom Netzwerk:
wer hier herumstreunt, den Lohn in Rum um-
    setzt und damit prahlt, frei zu sein, bringt die übrigen in Gefahr und wird daher als Sklave verkauft.«
    »Heißt das, daß wir frei sind, man uns aber in Wirklichkeit verkaufen kann?« wollte ein untersetzter Mann wissen. Die unzähligen kleinen Narben in seinem Gesicht verrieten, aus welchem entlegenen Stamm seiner afrikanischen Heimat er kam.
    »Das bedeutet, daß ihr euch eure Freiheit Tag für Tag aufs neue verdienen müßt. Tatsächlich habt ihr nur
    zwei Feinde: euch selbst und den Rum.«
    Diese deutliche Anspielung war beileibe nicht über-
    flüssig. Die meisten Sklaven der jamaikanischen Brennereien pflegten sich tatsächlich immer wieder sinnlos zu betrinken, um für einige Stunden ihre schrecklichen Lebensumstände zu vergessen. Aber Alkohol und Umsicht, das wußte jeder, vertrugen sich nun einmal nicht.

    Die durchaus erträglichen Arbeitsbedingungen der
    Schwarzen auf der Hacienda von Caballos Blancos wa-
    ren allerdings absolut nicht mit der unmenschlichen Ausbeutung zu vergleichen, unter der die Mehrheit der Sklaven auf der Insel litt. Trotzdem waren auch einige von Celestes Leuten dem Alkohol verfallen.
    Zwei von zehn Schwarzen, die Afrika auf Sklaven-
    schiffen verließen, kamen niemals an ihrem Ziel in der Neuen Welt an. Schuld daran waren die fürchterlichen Zustände auf der Überfahrt. Ein weiterer fiel, kaum angekommen, einer Krankheit zum Opfer, zwei weitere pflegten sich das Leben zu nehmen, wenn ihnen klar
    wurde, daß es keinen Weg zurück in die Heimat gab.
    Fast die Hälfte der Millionen von Afrikanern, die in den knapp drei Jahrhunderten des Sklavenhandels nach Amerika verschifft wurden, starb also, bevor man ihre Arbeitskraft ausnutzen konnte.
    Dennoch waren Sklaven das beste Geschäft seit vielen Jahrhunderten.
    Kein Wunder also, daß einige Tage später, als Celeste die Geschäftsräume von Ferdinand Hafner verließ, ein riesiger, von vier mißmutig dreinblickenden Leibwächtern bewachter Dickwanst sich dem Mädchen in den
    Weg stellte.
    »Nur einen Moment!« bat er fast fordernd. »Wir müs-
    sen über eine Angelegenheit reden.«
    »Reden?« wunderte sich das Mädchen sichtlich unge-
    halten. »Über was?«
    »Über Eure Hacienda«, gab der Mann zurück. »Ich
    habe gehört, daß Ihr die Insel verlassen wollt, und ich würde sie Euch gerne abkaufen.«
    »Daß wir eine Reise unternehmen, heißt noch lange
    nicht, daß wir die Insel für immer verlassen wollen«, gab ihm Celeste zu bedenken und zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Und natürlich habe ich nicht die geringste Absicht, mein Haus, meine Sklaven oder meine Hacienda zu verkaufen.«
    »Nichtsdestotrotz…«, warf der Riese mit drohender
    Stimme ein. Sein schmales Gesicht mit Glotzaugen und Hakennase erinnerte an eine Ente. »Ihr solltet Eure Sklaven loswerden. Das wird Euch Probleme ersparen.«
    »Was für Probleme, wenn man fragen darf?«
    »Probleme, die diese verfluchten Neger zu machen
    pflegen«, erläuterte der Dickwanst im gleichen Tonfall.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, daß Ihr sie nicht richtig zu behandeln wißt.«
    »Wie ich mit meinen Leuten umgehe, ist immer noch
    meine Sache, findet Ihr nicht?« Immer mühsamer rang Celeste um Ruhe.
    »Nein, Senorita, da täuscht Ihr Euch«, erwiderte Stanley Klein und wurde laut. »Wie jemand die Neger be-
    handelt, geht uns alle etwas an, denn jedes schlechte Beispiel schadet uns allen. Ich habe keine Lust, Jäger zu bezahlen, die meine Sklaven in diesen höllischen Bergen suchen.«
    »Nun, mir ist jedenfalls noch keiner entflohen«, gab Celeste zurück. »Noch einmal: Was ich tue, ist meine Sache, und es gibt kein Gesetz, das mich daran hindern kann.«
    »Nein…!« erwiderte der andere schroff. »Ein Gesetz
    vielleicht nicht, aber ich sehr wohl. Daher rate ich Euch, meinen Vorschlag zu bedenken und den Unsinn
    zu lassen. Ich werde Euch einen gerechten Preis zahlen.«
    »Und falls ich ablehne?«
    »Dann müßt Ihr die Konsequenzen tragen. Und ich
    warne Euch, sie könnten unangenehm sein.«
    Celeste Heredia dachte einen Augenblick lang nach,
    betrachtete ihr Gegenüber, dem sie kaum bis zur Brust reichte, und nickte schließlich.
    »Einverstanden! Ich werde darüber nachdenken, und
    ich verspreche Euch, binnen zwei Wochen habt Ihr
    meine Antwort.«
    »Gutes Mädchen!« erwiderte der andere mit trium-
    phierendem Lächeln. »Ich erwarte Eure Nachricht.«
    »Ihr bekommt sie«, lautete die orakelhafte Antwort.
    »Zweifelt nicht daran, Ihr

Weitere Kostenlose Bücher