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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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sind. Wir wollen lediglich, daß dieser Handel aufhört. Er ist Menschen nicht würdig, die sich für das Abbild des Schöpfers halten.«
    »Niemand wird mir glauben«, versicherte er. »Man
    wird mich für verrückt halten, wenn ich mit so einer Geschichte komme, und sagen, daß Ihr lediglich darauf aus seid, den Preis der Sklaven in die Höhe zu treiben, indem Ihr den normalen Handel unterbrecht. Auf Goree heißt es, daß Ihr wahrscheinlich in den Diensten von Mulay-Ali steht, der sich auf diese Weise die Kon-kurrenz vom Halse schaffen und den Handel mono-
    polisieren will: von der Gefangennahme im Inneren des Kontinents bis zum Verkauf am anderen Ende des Ozeans.«
    »Wer ist Mulay-Ali?« wollte Hauptmann Sancho
    Mendafia wissen.
    Der Holländer sah ihn etwas mißtrauisch an, als wüß-
    ten seine Zuhörer nicht längst, wovon er sprach.
    »Mulay-Ali ist der König vom Niger. Der größte
    Händler Afrikas.«
    »Er soll Mulatte sein«, kommentierte Celeste. »War-
    um heißt er Mulay-Ali?«
    »Weil er schon vor Jahren zum Islam übergetreten ist.
    Sein wahrer Name ist Jean-Claude Barriere, aber wer es wagt, ihn so anzureden, dem läßt er bei lebendigem
    Leib die Haut abziehen.«
    »Und wer ist auf die idiotische Idee gekommen, daß
    wir für ihn arbeiten?« fragte Miguel Heredia.
    »Wahrscheinlich derselbe, der die idiotische Idee hatte, daß Ihr lediglich die Schwarzen befreien wollt«, erwiderte der Holländer recht selbstsicher. »Die erste Version macht zumindest etwas Sinn, während die
    zweite mir völlig verrückt erscheint.«
    Alle Anwesenden blickten ihn an. Gaspar Reuter
    zuckte schließlich mit den Schultern, als hätte der bart-lose Jüngling im Prinzip völlig recht.
    »An seiner Stelle würde ich das gleiche denken«, gab er mit seinem typischen britischen Gleichmut zu.
    »Wenn man mir diese Frage vor einem Jahr gestellt
    hätte, dann hätte ich mir die Antwort keine Sekunde lang überlegt. Vielleicht erreichen wir mit all dem wirklich nur, daß die Preise für die Sklaven steigen, woran in gewisser Weise die Händler profitieren.«
    »Und die Schiffe, die wir versenkt haben?« wollte Celeste wissen.
    »Man wird sie durch andere ersetzen«, erwiderte der andere bestimmt.
    »Und die Sklaven, die wir befreit haben?«
    »Man wird sie wieder einfangen«, erwiderte der Eng-
    länder. »Mir ist keiner entkommen.«
    »Willst du mich wieder einmal davon überzeugen, daß wir uns in einen unnützen Kampf gestürzt haben?«
    wollte das Mädchen sichtlich entmutigt wissen.
    »Was man mit Überzeugung tut, ist niemals unnütz.
    Jedenfalls fühle ich mich wesentlich glücklicher dabei, Schwarze zu befreien, anstatt sie einzufangen.« Der Mann mit dem markanten Kinn wurde plötzlich ganz
    ernst. »Wenn wir wirklich glauben, daß unsere Sache gerecht ist, dann sollte es uns nicht stören, daß andere unser Tun mißbrauchen. Das gibt es schon seit Anbeginn der Welt. Selbst Jesus wußte, daß die Kirche, die er als Zeichen der höchsten Liebe und Erkenntnis ge-gründet hatte, schließlich Ketzer verbrennen würde, und doch hat ihn das nicht abgehalten.«
    »Wir sollen also weitermachen?«
    »Natürlich! Mit etwas Glück treiben wir vielleicht die Preise für Sklaven in so astronomische Höhen, daß es für die Pflanzer billiger wird, einem freien Mann einen guten Lohn zu zahlen. Letztendlich ist der Sklavenhandel lediglich eine Frage des Markts: die Händler gibt es, weil Käufer da sind, aber wenn die Ware nicht mehr
    rentabel ist, werden die Käufer bald ausbleiben und die Händler schließlich verschwinden.«
    »Ihr seid verrückt!« rief plötzlich der Holländer aus, der alles mit angehört hatte, als wäre er auf dem Mond.
    »Glaubt Ihr wirklich, daß Ihr den lukrativsten Handel beenden könnt, der jemals auf der Welt existiert hat?«
    Er schüttelte entschieden den Kopf. »Er hat ja gerade erst begonnen! Man hat noch nicht einmal die Küsten des Kontinents erforscht. In seinem Inneren leben Millionen untätiger Eingeborener. In der Neuen Welt sind gute Arbeitskräfte dagegen rar und bringen ein Vermö-
    gen ein.« Er musterte sie einen nach dem anderen, als hätte er eine Bande Irrer vor sich. »Ihr wollt gegen die Geschichte ankämpfen, aber die Geschichte geht über den hinweg, der sich gegen sie stellt.«
    »Es sind die Menschen, die Geschichte machen«, be-
    fand Celeste Heredia ruhig. »Und wenn sich niemand
    gegen die Tyranneien erhoben hätte, dann wären wir
    heute noch alle Sklaven. Wenn meine

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