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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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sie
    noch keine 14 Jahre alt waren, um sie an den Höchst-bietenden zu verkaufen. Erst ein halbes Jahrhundert später waren die westindischen Pflanzer bereit, fünf Guineen für eine Frau zu zahlen. Wenn es sich um eine wahre Schönheit handelte, konnte man sie in den Bordellen ausbeuten.
    Da jeder Kapitän eines Sklavenschiffs die absolute Sicherheit hatte, daß er für einen Knaben, der den ganzen Tag lang Zuckerrohr schneiden konnte, locker das Dreifache dieses Preises erzielte, zögerte er nicht bei der Auswahl der Ware, die er in seine überladenen Schiffe pferchte, denn jedes Kilo Menschenfleisch, das den
    Ozean überquerte, mußte den größtmöglichen Profit
    einbringen.
    Das Resultat lag auf der Hand: Von Kap Palmas bis zu den Küsten von Calabar kamen in jener Zeit zwanzig
    Frauen auf einen Mann, und die wenigen Männer, die
    noch geblieben waren, waren zum größten Teil Alte,
    Kranke oder Krüppel.
    Als auf Initiative des entschlossenen Navarresen
    schließlich die Trommeln der Küstendörfer vermelde-
    ten, daß Freiwillige für den Kampf gegen die Sklaven-händler gesucht wurden, tauchten zahlreiche Frauen aus den Wäldern auf, denen man Vater, Ehemann oder
    Söhne geraubt hatte. Zum ersten Mal sahen sie eine
    winzige Chance, das schreckliche Übel zu bekämpfen, das ihren Dörfern die Söhne und das Lachen genommen hatte.
    Auf Deck musterte Celeste verblüfft die lange Reihe halbnackter schwarzer Frauen, die geduldig an der
    Mündung des Flusses warteten.
    »Was hat das zu bedeuten?« wollte sie wissen. »Wie
    sollen wir ein Schiff mit einer solchen Besatzung zum Segeln bringen?«
    »Sie wollen es versuchen«, lautete die rasche Antwort von Padre Barbas. »Sie sehen keinen anderen Ausweg
    mehr. Wir sollten ihnen wenigstens die Chance bieten, ihr Können zu zeigen.«
    Das Mädchen schaute zu den sabbernden Seeleuten an
    Deck hinüber, die mit Pfiffen und Jubelrufen das groß-
    artige Schauspiel kommentierten, das sich ihnen bot.
    »Und was wird passieren, wenn sie an Bord kom-
    men?« fragte sie. »Das ist ein Kriegsschiff, kein Bordell.«
    »Es wäre naiv, anzunehmen, daß nichts passieren
    wird«, erwiderte der bärtige Ex-Jesuit. Er hatte inzwischen gebeichtet, welchem Orden er einst angehört hatte. »Und wenn ich ehrlich sein soll, ich habe nichts dagegen, denn ohne Nachfahren sind diese Völker zum
    Untergang verurteilt. Wir müssen nur die Kontrolle
    über die Ereignisse behalten.«
    »Die Kontrolle über die Ereignisse?« entrüstete sich Kapitän Buenarrivo, der am Besanmast lehnte und die Szene verfolgte. »Wie wollt Ihr eine ganze Besatzung in Schach halten, die seit Monaten keine Frau mehr
    angerührt hat? Verlangt keine Wunder!«
    »Kein Mensch verlangt Wunder!« gab der andere un-
    befangen zu. »Organisation heißt das Zauberwort.
    Wenn wir gestatten, daß täglich ein Teil der Besatzung an Land geht und sich dort austobt, dann können wir auch alle bestrafen, die an Bord mit einer Frau anbändeln.«
    »Und was schlagt Ihr als Strafe vor?« warf Celeste
    Heredia mit ironischem Lächeln ein. »Sie zu kastrieren?«
    »Das ist nicht nötig«, führte Padre Barbas weiter aus.
    »Es genügt, ihren Penis in einen Brennesselsud zu tauchen.«
    »Den Penis in einen Brennesselsud tauchen?« wieder-
    holte der entsetzte Arrigo Buenarrivo, dem es kalt den Rücken hinunterlief. »Was zum Teufel wollt Ihr damit sagen?«
    »Ein gesunder lokaler Brauch«, kam es lapidar zurück.
    »Wenn ein junger Krieger bei den Mädchen allzu hitzig ist oder verheiratete Frauen bedrängt, dann sorgt der Ältestenrat für Abkühlung, indem er ihm den Penis in einen Sud aus Brennesseln und grünem Pfeffer taucht.
    Ich kenne das Rezept, und ich garantiere, der Schuldige stellt monatelang keiner Frau mehr nach.«
    »Aber das ist doch barbarisch!« protestierte der kleine Mann mit noch tieferer Stimme als sonst. »Was ist das denn für ein wilder Brauch!«
    »Noch extremer finde ich es, wenn man einem Sodo-
    miten den Penis abschneidet und ihm in den Mund
    stopft, bis er daran erstickt. So was habe ich in Europa gesehen«, stellte der Navarrese klar. »Dagegen akzeptieren die meisten dieser Völker das, was wir abscheuliche Sünde nennen, als schlichte Laune der Natur. Und einen Knaben, der >als Frau geboren wird<, respektie-ren sie wie eine richtige Frau.«
    »Nun, auf venezianischen Schiffen bestrafte man dieses Laster damit, daß man den Schuldigen ein rotglü-
    hendes Eisen an ihr sündiges Körperteil preßte, aber wir

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