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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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die grausame Zeremonie verfolgte. »Und wehe dem, der
    ihre Kraft unterschätzt! Heute bin ich sicherer denn je, daß wir im Kampf gegen Mulay-Ali auf sie zählen können.«
    »Hältst du noch immer an der absurden Idee fest, ihn in seinem eigenen Reich anzugreifen?« wollte Arrigo Buenarrivo wissen.
    »Mehr denn je«, gab sie zu. »Sobald wir bereit sind, nehmen wir Kurs auf das Nigerdelta.«
    Pater Barbas war bereits mit seinem Kanu aufgebro-
    chen, um jeden Flußarm kritisch unter die Lupe zu nehmen. Zwar war der Venezianer immer noch skeptisch,
    was die Chancen betraf, in das Innere des Kontinents vorzudringen. Doch als die Sebastian klar zum Segeln war, befahl Celeste Heredia, den Aufbruch vorzubereiten.
    »Wir werden etwa vierzig der tapfersten Frauen mit-
    nehmen«, sagte sie. »Sie werden an Bord der Fregatte gehen, in Begleitung einiger Männer, denen wir voll vertrauen können. Wenn wir das Delta erreicht haben, werden wir sehen, was der Priester herausgefunden hat, und dementsprechend handeln.«
    »Und wenn wir unterwegs eine etwas unangenehme
    Begegnung haben?« wollte der Venezianer wissen.
    »Wir segeln mit einem wehrlosen und einem schlecht
    bemannten Schiff.«
    »Dann heißt es beten«, kam es ironisch zurück. Aber eilig fügte das Mädchen hinzu: »Ich glaube nicht, daß den Franzosen genug Zeit geblieben ist, Goree zu erreichen und mit Verstärkung zurückzukehren.«
    Am folgenden Morgen wählten Celeste und die enga-
    gierte Yadiyadiara die Frauen aus, die sie begleiten sollten. Allen gestand sie eine Nacht zu, um sich von ihren Angehörigen zu verabschieden, denn alle waren überzeugt davon, daß sie niemals mehr an den Ort ihrer Geburt zurückkehren würden.
    Sie wußten, daß sie es mit den Ibos zu tun bekommen würden, einem Stamm, den sie am meisten haßten und
    fürchteten. Sie würden in fernen Regionen am anderen Ende der Urwälder bis hin zu den Grenzen der Wüste
    kämpfen, in einem Gebiet, dessen absoluter Herrscher der wilde Mulay-Ali war.
    In dieser Nacht schlugen die Trommeln.
    Viele unterschiedliche Trommeln, denn fast jedes
    Dorf und jede Hütte schickte ein herzliches Lebwohl an die Frauen, die einem sicheren Tod entgegengingen.
    Während Celeste den riesigen Mond betrachtete, der
    sich hinter den Wolken versteckte, um leuchtender
    denn je wieder hervorzutreten, fragte sie sich zum x-ten Mal, ob sie gut daran tat, so unschuldige Geschöpfe in ein Ungewisses Abenteuer zu schicken.
    »Vielleicht bin ich zu stolz«, sagte sie sich. »Vielleicht bin ich dem allen in Wahrheit nicht gewachsen, und ich habe meine Kräfte nicht richtig eingeschätzt.«
    Was erwartete sie wirklich an den Ufern des Niger?
    Wer war dieser Mulay-Ali, der über so viele Krieger verfügte, auf so viele Gewehre und Kanonen zählen
    konnte, und inwieweit waren seine Spione über alle
    ihre Schritte auf dem laufenden?
    Oft fragte sie sich, ob sie es nicht noch bitter bereuen würde, nur wie ihr Bruder auf die Macht des Schicksals vertraut zu haben. Schließlich waren ihre Männer, von einem knappen Dutzend abgesehen, nur einfache Seeleute. Keiner konnte sagen, bis zu welchem Punkt sie bereit waren, ihr Leben auf dem Festland zu riskieren.
    Was kümmerten diese Männer schließlich die Skla-
    ven?
    Tag für Tag und Nacht für Nacht plagten sie Millionen Zweifel, doch je verwirrter sie sich fühlte, um so verzweifelter klammerte sie sich an eine Idee: Wenn ein einziges Schiff mit einer Besatzung aus entschlossenen Menschen in der Lage war, der widerwärtigsten aller menschlichen Aktivitäten Einhalt zu gebieten, dann
    würden sich vielleicht andere Männer, die dieser ekelhafte Handel ebenso abstieß, ebenfalls entschließen, sich zu engagieren.
    »Es darf nicht sein!« redete sie sich immer wieder ein.
    »Es darf nicht sein, daß die gesamte Menschheit Zeuge und Komplize solchen Unrechts ist. Irgendwo muß es
    doch Menschen voller Mitleid geben, die diese Barbarei ebenso wie ich verabscheuen.«
    Aber wie kam man mit denen in Kontakt?
    Seit fast anderthalb Jahrhunderten überquerten Sklavenschiffe mit ihrer grausigen Fracht die Ozeane, und niemand hatte bisher auch nur einen Finger gerührt, um das zu verhindern.
    Anderthalb Jahrhunderte!
    Millionen von Opfern waren das Ergebnis dieses grauenvollen Handels, und nicht ein einziger Mensch mit Sinn für Gerechtigkeit schien darauf zu reagieren!
    Warum?
    Warum waren nur Bruder Pedro Maria Claver, Bruder
    Anselmo de Avila, Pater Barbas und der eine oder andere Rebell

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