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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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der Dicke nicht!«
    »Der Dünne nicht, der Dicke nicht!«
    »Der Lange nicht, der Kurze nicht!«
    »Der Lange nicht, der Kurze nicht!«
    »Carajo, wer nur hat dann das Sagen…?« Dreißig
    Stimmen jaulten amüsiert die gleiche Frage, während ihre Ruderschläge allmählich den gleichen Takt fanden.
    »Carajo, wer nur hat dann das Sagen…?«
    »Bei der nichts hängt, wie könnt ihr fragen!«
    »Bei der nichts hängt, wie könnt ihr fragen!« Das bei-
    ßende Spottlied ging stundenlang weiter. Wenn die
    Arbeit außergewöhnlich hart war und die gemeinsame
    Anstrengung aller erforderlich machte, dann durfte ein Spottsänger die Männer anfeuern. Wie er das tat, blieb ihm überlassen. So wollte es ein geheiligter See-mannsbrauch, und natürlich hob offene Kritik an den Offizieren und schamloser Spott über die Gepflogen-heiten an Bord die Stimmung erheblich.
    Ein schweres Schiff in brütender Hitze flußaufwärts zu rudern, so sanft die Strömung auch sein mochte, war in der Tat kein leichtes Unterfangen, und deshalb hatten weder der Kapitän und noch weniger Celeste Heredia
    das Recht, die beleidigte Leberwurst zu spielen, weil sie der Malteser zur Zielscheibe seines Spotts auserkoren hatte.
    Die Yoruba-Frauen waren schon an Land gesprungen,
    als man in der stillen Bucht vor Anker gegangen war.
    Jetzt schwärmten sie im dichten Urwald der Umgebung aus, und als die Besatzung der Schiffe sah, wie geschickt und leise sie sich einen Weg durch das Dickicht bahnten, waren sich alle einig, daß man gut daran getan hatte, sie als Verbündete zu akzeptieren.
    Die Vorhut bildeten die treuen und schweigsamen
    Krieger von Padre Barbas, die offensichtlich bereits früher die meisten der unzähligen Kanäle, Seitenarme und Bäche erkundet hatten, durch die der riesige Niger ins Meer mündete. Ihnen folgte die bunt zusammenge-würfelte Truppe, die auf die engagierte Yadiyadiara hörte. So zog man langsam über ein gefährliches Ge-lände: einen schmutzigen, übelriechenden und unge-
    sunden Sumpf. Hierher hatten sich immer diejenigen
    geflüchtet, die lieber im Schlamm sterben als in die Hände der Sklavenhändler fallen wollten.
    Der Flußarm, den Pater Barbas gewählt hatte, war mit einem Teppich aus Seerosen überzogen. Gelegentlich
    konnte man das Wasser nicht mehr sehen. Keine Men-
    schenseele ließ sich blicken, trotzdem hatte der miß-
    trauische Kapitän Buenarrivo befohlen, die Kanonen
    mit Schrapnellen zu laden. Jeder Mann mußte seine
    Waffen griffbereit haben. Doch je tiefer sie in das Dik-kicht vordrangen, um so fahler wurde sein Gesicht,
    denn er mußte sich fragen, was passieren würde, wenn sie plötzlich von einer »Bande nackter Wilder« ange-griffen würden.
    Die Bordwände der Dama de Plata streiften die Ufer
    und stießen an die Äste einiger Bäume, aus denen die Eier und Küken aller möglichen Vögel auf Deck fielen.
    Als sich schließlich zwei lärmende, freche Affen mit riesigen Schwänzen von Tau zu Tau der Galeone
    schwangen, war der Kapitän einem Herzinfarkt nahe.
    »Fuori, fuori!« jaulte er in höchster Erregung. »Andate via, maledetti!«
    Es konnte keinen überraschen, daß ein strenger Kapi-tän der venezianischen Flotte die Nerven verlor, wenn Makaken sein Schiff überfielen. Je aufgeregter er wurde, desto mehr mußten alle, die ihm zusahen, lachen, wie er vergebens lärmende Eindringlinge verfolgte, die ihm drohend die Zähne zeigten oder komische Grimas-sen schnitten.
    Die meisten Seeleute empfanden die unerwartete Fahrt auf dem Fluß als neue, eindrucksvolle Erfahrung. Der Dschungel, der dichteste, grünste und undurchdring-lichste aller afrikanischen Urwälder, schien unmittelbar vor den Bordwänden der Schiffe zu beginnen: eine
    Mauer aus Stämmen, Blättern und Lianen, die sich in der Ferne aus dem Blick verlor. Jeden Augenblick
    konnte er sich über ihnen schließen und sie verschlingen.
    Millionen Vögel flogen auf und überzogen den Him-
    mel mit Kreischen und Farben, überrascht, ja fast em-pört, daß so merkwürdige Kerle es wagten, in ihr Revier einzudringen, das immer unberührt geblieben war.
    Was hatten diese schweren Kriegsmaschinen mit den
    leichten Kanus der Eingeborenen gemein, die sich Jahr für Jahr in die Mündungsarme des Deltas wagten?
    Wer hatte ihnen erlaubt, über den Fluß hängende Äste zu brechen und dabei Nester ins Wasser zu stoßen, die sie mit soviel Mühe und Liebe gebaut hatten?
    Und aus welch seltsamem Grund störten sie ein
    Gleichgewicht, das die Natur in

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