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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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fragte ich müde und schrieb die Adresse in das vor mir liegende Buch.
    „Ich fahr jetzt hier weg”, dröhnte der Fahrer von Wagen 4 über Funk. „Ich lass’ mich von dir doch nicht verarschen, Junge!” Er sprach einen so harten kölschen Dialekt, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
    „Der Wagen soll in die Hahlmannstraße kommen, haben Sie das?”, fragte die Frau. „Was kostet die Fahrt?”
    „Kann ich Ihnen nicht sagen”, antwortete ich so ruhig, wie ich konnte. „Ich bin nur der Funker, kein Fahrer.”
    Ein drittes Telefon fing an zu läuten.
    „Was?” fragte die Frau. „Ich versteh’ Sie so schlecht. Sie müssen lauter ...”
    „Wagen 6 braucht nochmal die Adresse”, kam es über Funk.
    „Wagen 6, das war die Dürener- 214 bei Dinter!”, teilte ich ihm mit und verpasste, was die Frau am Hörer mir zu sagen versuchte. „Sind Sie noch dran?”, fragte ich schüchtern.
    „Hallo?” kam es zurück. „Wir wollen nach Sülz.”
    „Ich kann Ihnen nicht sagen, was die Fahrt kosten wird”, erklärte ich der Anruferin. „Ich bin neu hier, mein erster Tag.”
    „Ein Taxi, bitte, in die Hahlmannstraße 17 bei Schubert”, wiederholte sie stur.
    „Alles klar, der Wagen kommt.”
    „Was haben Sie gesagt?”
    „Das Taxi kommt!”, wiederholte ich so laut wie ich konnte, ohne schreien zu müssen.
    Ich legte auf und hob den nächsten Hörer ab.
    „Taxizentrale, guten Abend!”
    „Hier ist Ledahl. Ich wollte fragen, wo unser Wagen bleibt? Sie haben gesagt, er kommt in zehn Minuten. Das ist jetzt eine halbe Stunde her.”
    „Gut, dass Sie noch mal anrufen”, erwiderte ich. „Sie haben gesagt: Ritterstraße 12. Aber der Fahrer kann den Namen Ledahl unter dieser Nummer nicht finden.”
    Aus dem Hintergrund hörte ich eine andere Stimme sagen: „Gib mir mal den Hörer!” Ein Mann meldete sich. „Was ist denn jetzt mit dem Taxi? Kommt es oder nicht?”
    Der Stimme nach zu urteilen, war der Mann bereits leicht alkoholisiert, und er klang nicht sonderlich freundlich.
    „Ich hab’ es gerade schon der Dame erklärt ... Der Fahrer kann den Namen Ledahl nicht finden unter der Hausnummer 12.”
    „Wieso denn Ledahl?”, sagte der Mann. „Bei Kolschinski muss er schellen! Ist das so schwer zu verstehen?”
    „Aber die Dame hat Ledahl gesagt”, versuchte ich mich zu rechtfertigen und ihm die Situation zu erklären.
    „Das ist meine Schwiegermutter, die ist zu Besuch. Kommt der Wagen jetzt endlich?”
    „Zehn Minuten”, antwortete ich.
    „Das haben Sie vor einer halben Stunde auch schon gesagt.”
    „Der Wagen war auch nach zehn Minuten da. Aber wenn Ihre Schwiegermutter Ihren eigenen Namen angibt, anstatt ›bei Kolschinski‹ zu sagen, ist es für den Fahrer schwierig, Ihre Klingel zu finden”, entgegnete ich.
    „Soll ich auch noch den Namen meiner Schwiegermutter ans Klingelbrett heften, oder wie stellst du Blödmann dir das vor?”, kam es schroff durch die Leitung. „Und wenn der Wagen nicht in zehn Minuten vor der Haustür steht, Meister, dann ist was im Busch, alles klar?”
    Er legte auf und ließ mich verdutzt und verärgert zurück.
    Ich drückte die rote Funktaste. „Einen Wagen für die Hahlmannstraße. Und Wagen 4, sind Sie noch in der Ritterstraße? Die Leute haben angerufen. Der Name lautet Kolschinski, nicht Ledahl.”
    Keine Antwort.
    „Wagen 4?”, wiederholte ich zaghaft.
    „Der ist ausgestiegen, Kaffee trinken”, sagte Wagen 8.
    „Wagen 8, können Sie dann die Ritterstraße übernehmen?”
    „Ich bin in der Südstadt!”, dröhnte es empört und beleidigt zurück. „Ich fahr’ doch nicht leer durch die Gegend, nur weil du da oben Scheiße baust. Bin ich denn bekloppt?”
    „Wagen 3 für die Hahlmannstraße sagte Wagen 3.
    „Danke, Wagen 3! Hahlmannstraße 67 bei Gehrats.”
    „Die Hahlmann- mit H in der Mitte oder die Hallmann- mit Doppel-L?” wollte er wissen.
    Ein neuerlicher Schweißausbruch durchtränkte mein Hemd. „Was?”, entfuhr es mir kläglich.
    Eineinhalb Stunden später war ich der erklärte Todfeind sämtlicher Fahrer und galt bei der Mehrheit der nächtlichen Anrufer als frecher Kretin. Aus den Telefonhörern und über Funk sprangen mich wüste Beschimpfungen an. Entrüstete Stimmen plärrten mir ins Ohr, zischten böse oder drohend, schworen, mich zu erwischen und fertigzumachen. Ich hatte Adressen falsch verstanden, Hausnummern falsch notiert, Straßen verwechselt. Ich hatte Fahrer dazu überredet, weit außerhalb liegende Vororte anzusteuern,

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