Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
schwanger von ihm. Der Brief, den sie schrieb, wird ihn nicht mehr erreichen.
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Missmutig war ich am Nachmittag erwacht, hatte mich vor dem Fernseher durch die Programme gezappt und war schließlich um acht mit mürben Gemüt ins Umbruch getrottet. Als ich eintrat, wies Lutz soeben eine neue Bedienung namens Susanne in ihre Aufgaben ein. Sie gab mir ein Pils, ich dankte, dann gab ich mich weinerlichen Betrachtungen hin.
Seit Jahrtausenden stellen sich die Kleinen auf die Zehenspitzen, zwängen die Dicken sich durch Nadelöhre und wollen die Hageren oben schwimmen. Seit jeher säen die Menschen Stürme, um Fürze zu ernten. Und ich war einer von ihnen: ein Zukurzgekommener, der genau diesen Fakt nicht wahrhaben wollte. Zu allem Überfluss stellte ich beim Pinkeln fest, dass auf meinem Penis eine Feigwarze wuchs. Ich würde zu einem Arzt gehen müssen. Als ich vom Klo zurückkehrte, stellte Susanne ein neues Pils vor mich hin. Ich leerte es in der Hoffnung, auf seinem Grund endlich mal eine Melodie zu entdecken, die mir gefiel. Als ich sie nicht fand, wurde mir klar, sie musste sich auf dem Boden des nächsten Glases verstecken.
Ich weiß nicht, wie lange ich brütend am Tresen vor mich hingestiert hatte. Ich hatte nichts gegessen, der Alkohol begann in der Blutbahn zu tanzen, und meine Schläfen pulsierten. Gerade wollte ich zahlen und gehen, als die Tür aufschwang und unvermutet meine Göttin erschien. Sie trug ein langes, transparentes Kleid und nickte kurz, als sie mich sah. Ein leises „Hi!” perlte über ihre Lippen, dann setzte sie sich mit ihrer männlichen Begleitung an den Ecktisch am Fenster.
Ich bemühte mich, nicht direkt hinüberzusehen, und beobachtete die zwei mit Hilfe des Spiegels jenseits der Theke. War das etwa der Typ, dem sich die Zauberfee willfährig hingab? Dieses Nichts? Ich konnte es nicht glauben. Gab es denn keine Gerechtigkeit mehr?
Ich gab Susanne ein Zeichen. Lächelnd erschien sie, und ich bestellte einen ›Erwecker‹ bei ihr.
„Kenn’ ich nicht? Was kommt denn da rein?”, wollte sie wissen.
„Du schüttest einfach alles, was mit W beginnt, zusammen und füllst den Rest des Eimers mit Bier auf.”
„Kummer?”, fragte sie mich.
„Und nicht zu knapp”, erwiderte ich. “Was ist nur los mit euch Frauen?”, fragte ich sie.
„Ihr lasst es zu, dass wir in Kneipen wie dieser hier arbeiten müssen, anstatt uns die Welt zu Füßen zu legen. Da haben wir ja wohl das Recht, im Gegenzug ab und zu etwas sonderbar oder zickig zu sein!”
„Schlüssige Argumentation. Dagegen lässt sich nichts sagen.”
„Also, was willst du jetzt wirklich?”
„Egal, Hauptsache, es ist genug Alkohol drin!”
Sie ging und kehrte kurz darauf mit einer dunklen Flüssigkeit wieder, die, als ich davon nippte, meine Kehle versengte. Es war, als hätte ich an einem Buschbrand genippt. Mein Magen rebellierte, und ich schnappte nach Luft. Susanne war offentsichtlich ein Profi. Ich hatte bekommen, wonach ich verlangte.
Lutz kam und verabschiedete sich, um mit einigen Freunden Karten zu spielen. Ich blickte kaum auf, sondern hatte beschlossen, auf Weltschmerz zu machen. Ich nickte ihm nur zu, vollführte eine theatralische Geste und wandte mich wieder dem Alkohol zu.
Etwa anderthalb Promille später jedoch merkte ich auf. Der unansehnliche Wicht in Dianas Begleitung kehrte ahnungslos von der Toilette zurück. Während er fort gewesen war, hatte sich ein Typ in schwarzem Leder vor Diana aufgebaut und belästigte sie. Er versprühte den fröhlichen Humor eines Kettensägenmassakers, und ich fragte mich, wie es der Wicht mit dem Lederkerl, dessen nackte Oberarme den Umfang solider Baumstämme hatten, aufnehmen wollte.
„Gehört das Püppchen zu dir?”, eröffnete er galant das Gespräch, als Dianas Begleiter den Tisch erreicht hatte, und setzte, auf dessen zaghaftes Nicken, grinsend nach: „Geile Vorderdrüsen, echt! Ich frag’ mich, wie sich die Dinger wohl anfühlen.”
„Komm, verpiss dich!”, entgegnete Diana. „Du nervst!”
„Ey, Tante, was ist denn das für’n Ton, den du hier anschlägst?! Ich will doch nur mal deine Titten befühlen!”, erwiderte der Ledertyp und beugte sich tief zu Diana herunter.
Ihr Begleiter schwieg und sah sich verunsichert um. Sein Gesicht glühte vor Angst.
„Warum gehst du nicht einfach an die Theke, trinkst was und lässt mich in Ruhe?”, sagte Diana.
„Kein Problem. Mach’ ich sofort. Nur erst will ich wissen, wie deine Glotten
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