Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
sich anfühlen.”
Im selben Augenblick hatte seine Pranke ihre rechte Brust gepackt. Ihr Begleiter sah noch immer untätig zu. Als plötzlich eine einsame Stimme erscholl.
„Hör mal, du Lederschwuchtel, warum befolgst du nicht einfach den Rat der bildhübschen Dame und machst dich vom Acker? Andernfalls riskierst du nämlich beträchtliche Einbußen an deiner Gesundheit, und das willst du doch nicht, oder?”
Es war klar, dass der Sprecher dabei war, binnen Kürze in die ewigen Jagdgründe hinüberzuwechseln. Nur ein kompletter Idiot legte sich mit einem Alptraum wie dem Lederkerl an und erhob seine Stimme. Zu meinem großen Entsetzen musste ich allerdings feststellen, dass besagte Stimme eindeutig meine eigene war.
Der Schlag, der mich traf, fegte mich energisch vom Hocker. Ich fand nicht die Zeit, aufzustehen, wieder auf die Beine zu kommen. Ein Tritt erwischte meine Nieren, ich war schlagartig nüchtern. Wenn nicht ein Wunder geschah, war ich auf direktem Wege, es Zack gleichzutun und mich zügig in einer Dimension im Nirgendwo wiederzufinden.
Genau in diesem Augenblick kam er herein. Aus meinem Blickwinkel unten vom Boden schien er von gigantischer Größe zu sein. Er trug ein goldenes Seidenglitzerhemd mit enorm abstehendem Kragen.
„Hör auf damit!”, sagte er nur.
Der Kerl in Leder wandte sich um und fixierte ihn hämisch. „Ach ja? Und warum sollte ich das tun?”
„Hör auf damit und geh nach Hause”, wiederholte Monty leise. Dann fügte er, noch leiser, hinzu: „Deine Mutter ist tot.”
Das hämische Grinsen verschwand, der Lederkerl schien irritiert. „Ey, Mann, was erzählst du denn da?”, wandte er sich an Monty, der ruhig zur Theke ging und das Futteral mit der Axt darauf ablegte.
„An deiner Stelle würde ich jetzt zahlen und gehen. Sie wollte dich gern noch einmal sehen, aber du hattest hier offensichtlich wichtigere Dinge zu tun.”
Die Kiefer des Lederkerls begannen zu zittern. Augenscheinlich war er nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Tränen glitzerten in den Winkeln seiner Augen, als er sich umwandte und still zur Tür hinausging. Monty blickte zu Boden und wandte sich an mich.
„Sieht aus, als könntest du einen Tequila oder so was gebrauchen ...”
Ich rappelte mich mühevoll auf, ein eindringliches Klopfen in meinen Schläfen. Auf den Lippen schmeckte ich Blut.
„Danke, Monty!”, sagte ich nur.
„Quatsch nicht, geh lieber zur Toilette und wasch dein Gesicht. Es sieht jämmerlich aus.”
Als ich zurückkehrte, war der Ecktisch am Fenster zu meiner Verwunderung leer.
„Wo ist denn Diana?”, wollte ich wissen.
„Hat gezahlt und ist gegangen”, antwortete Monty und schob einen Tequila zu mir.
„Und ihr Begleiter?”
„Ist mit ihr gegangen.”
Für einen Augenblick fiel ich in ein dunkles, wortloses Loch. Ihretwegen hatte ich meinen Arsch riskiert, und sie honorierte meine heldische Tat, indem sie beschloss, einfach davonzumarschieren! Zog ab mit diesem Weichei, das tatenlos zugesehen hatte, wie ein Blödmann ihre Brüste begrapschte! Nicht, dass ich einen Orden verlangt hätte, aber ein einfaches „Danke, Peevee!” wäre aus meiner Sicht durchaus vertretbar gewesen, ein „Komm mit zu mir, ich schlüpf’ in etwas Leichteres, mein Held, und pflege deine Wunden!” natürlich noch besser.
„Na, los – prost!”, holte mich Monty in die Wirklichkeit zurück.
Wir tranken.
Nachdem wir die Gläser abgestellt hatten und die übrigen Anwesenden sich wieder auf ihre eigenen Unterhaltungen konzentrierten, orderte Monty zwei Pils, griff nach seinem Futteral und zog mich zum Tisch, an dem gerade noch meine schöne Nachbarin gesessen hatte.
„Weißt du, Peevee”, legte er los, „solche Situationen entstehen immer nur, weil Typen wie du meinen, sie müssten sich reinhängen. Dabei kommen Frauen mit solchen Kerlen sehr gut alleine zurecht – ohne dass Blut fließt.”
„Der Kerl hatte seine Hand auf ihrer Brust!”, empörte ich mich.
„Und wenn schon!”, erwiderte er.
Plötzlich kam mir ein ganz anderer Gedanke. „Hör mal”, fing ich an, „was war denn das für eine schräge Nummer mit seiner Mutter? ‘ne ziemlich abgefahrene Idee. Und das Beste: Der Typ hat dir die Geschichte wirklich geglaubt!”
„Klar. Weil er gemerkt hat, dass ich die Wahrheit gesagt hab’.”
„Moment, Moment, Moment...!”, hakte ich nach. „Soll das heißen, seine Mutter ist wirklich gestorben?”
„Genau, du Schnellmerker. Das soll es heißen.”
„Und wieso
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