Pitch Black
Südstaatenakzent nachzuahmen, klang stümperhaft und komisch.
Er war so nett, nicht zu lachen, aber er schenkte ihr ein Lächeln, das ihm vermutlich schon mehr Sympathien bei Frauen eingebracht hatte, als ihm bewusst war. »Den Sheriff habe ich im Büro gelassen.« Hinter seinem Rücken zauberte er eine große braune Tüte hervor. »Gabe, der Gourmet, hat Abendessen gebracht.«
»Mhmm. Wenn ich mir so die Fettflecken auf der Tüte ansehe, würde ich sagen, der Inhalt wird mir schmecken.«
»Schweinerippchen, Grillbohnen, Krautsalat und Bratkartoffeln.«
»Hoffentlich hast du genügend dabei. Ethan kann allein schon zwei Portionen essen.«
»Ich auch.« Er legte den Kopf auf die Seite. »Vielleicht musst du dich mit Erdnussbutter begnügen.«
»Ha!« Sie riss ihm die Tüte aus der Hand. »Das werden wir ja sehen.« Sie ging um das Auto herum und klopfte an das Fenster der Beifahrertür.
Ethan hob den Kopf und blinzelte, als müsse er sich erst mal wieder zurechtfinden.
Sie öffnete die Tür und hielt ihm die Tüte unter die Nase. »Gabe hat Spareribs mitgebracht–die gemeinsame Sprache aller amerikanischen Männer.«
Ethans Nasenflügel bebten, als ihm das rauchige Aroma in die Nase drang. »Ich bin am Verhungern.«
Mit einem Blick zu Gabe sagte sie: »Sieht aus, als müssten wir uns vielleicht beide mit Erdnussbutter begnügen.«
Drinnen setzten sie sich mit dem Essen und einem Stapel Servietten an den Küchentisch. Ethan und Gabe unterhielten sich über Football, und auch wenn Ethans Augen nicht so lebhaft wie gewohnt waren, schien sich seine Stimmung doch allmählich zu bessern.
Während sie redeten, türmten die beiden einen Berg abgenagter Knochen zwischen sich auf–mit einem Tempo, das einem der Wettessen, wie sie manchmal in den Sportkanälen gezeigt wurden, Konkurrenz gemacht hätte.
Sie spürte, wie Hoffnung in ihr aufkeimte. Vielleicht war dieser Abend für Ethan der Wendepunkt. Nach dem, was er auf dem Berg erlebt hatte, würde das Leben nie mehr dasselbe sein, doch vielleicht konnte es sich wieder Richtung Normalität bewegen–oder zumindest etwas, was der Normalität nahekam.
Sie lächelte. Wenn sie den beiden so zuhörte, fühlte sie sich richtig wohl. Sie leckte sich die Finger ab, aß weiter von Gourmet-Gabes ungesundem fetten Essen und beschloss, das schlechte Gewissen und die Sorge um ihre Arterien auf später zu verschieben.
Gabe beobachtete, dass Maddie zunehmend erleichtert wirkte, während Ethan das Essen hinunterschlang, wie sich das für einen Teenager gehörte, und ganz in der Unterhaltung über Football aufging. Nach dem Spielplan der Universität von Tennessee waren sie inzwischen bei den Aussichten des örtlichen Highschoolteams, der Buckeye Rebels, angelangt.
»Hast du mal überlegt, ob du mitspielen willst?«, fragte Gabe. Die richtige Statur dafür hatte der Junge mit Sicherheit.
Ethan zuckte mit den Schultern. »Jetzt brauche ich da nicht mehr mit anzufangen. Die meisten von den Jungs spielen schon seit der Grundschule. Ich hätte da gar keine Chance.«
»Wenn du gern möchtest, können wir nächsten Sommer vielleicht ein Football-Camp für dich finden«, sagte Madison.
»Nee. Ich habe keine Lust, auf der Verliererseite zu spielen. Alle sagen, ohne Zach Gilbert sind die Rebels total am Arsch.«
Gabe war klar, dass das die reine Selbstverteidigung war.Ethanbefand sich bereits in einer schwierigen Lage: neu in der Stadt und der beste Freund im Krankenhaus mit etwas,dasdie Gerüchteküche als Nervenzusammenbruch bezeichnete.
»Ich habe gehört, er hatte Anabolika genommen«, sagte Maddie traurig. »Und das mit siebzehn.«
Gabe war überrascht, aber ehe er noch fragen konnte, kam Ethan ihm zuvor: »Echt?« Und mit einem Rippchen auf halbem Weg zum Mund fügte er hinzu: »Total bescheuert.«
»Ja. Furchtbar traurig. Und so sinnlos«, stimmte Maddie zu. Dann fuhr sie, an Gabe gewandt, fort: »Wir machen diesen Kindern immer mehr Druck, und wofür eigentlich? Damit sie eine Saison in der Highschool gewinnen? Wo liegen eigentlich unsere Prioritäten als Eltern und Trainer?
Gabe wusste gar nicht, was ihn mehr aus der Fassung brachte–dass sie sich voller Elan auf ein Thema stürzte, das auf Ethan verstörend wirken musste, oder die Tatsache, dass sie bereits die Ergebnisse des Obduktionsberichts kannte.
Sie schien seine Überraschung zu bemerken. »Es gehört zu meinem Job, immer bestens informiert zu sein.« Sie klang ein klein wenig, als müsse sie sich
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