Pitch Black
sind.«
»Dir macht das auch noch Spaß! Ich muss an meinen Ruf und an meinen Sohn denken. Du hast mir versprochen, wir würden es langsam angehen lassen…Du wolltest mir keinen Druck machen.«
»Mache ich doch gar nicht. Aber was der Rest der Stadt denkt, entzieht sich meiner Kontrolle.« Obwohl er diese Kontrolle Maddie zuliebe vermutlich zurückgewinnen sollte–vor allem jetzt. Aber es fühlte sich so gut an, die Last seiner Arbeit eine Zeit lang zu vergessen und einfach nur das Beisammensein mit dieser Frau zu genießen.
Mrs Conway brachte ihre Bestellung und stellte sie auf dem Tisch ab. Auf einem Teller mit zwei Gabeln lag ein großes Stück Käsekuchen.
Maddie verdrehte die Augen, schob ihr Sandwich zur Seite und griff nach einer der Gabeln. »Wenn er schon da rumsteht…«
Nie mehr würde Gabe einen Käsekuchen ansehen können, ohne an ihren verführerischen Mund zu denken. Der Lieblingskuchen seiner Kindheit hatte gerade sehr erwachsene Assoziationen bekommen.
Während sie aßen, hörte sie auf zu scherzen und wurde ungewöhnlich still.
Schließlich sagte sie: »Ich wollte mich noch mal dafür bedanken, dass du dich neulich nachts für Ethan eingesetzt hast.«
Er nickte nur. Auf dieses Thema legte er gerade keinen großen Wert. Er genoss es, mal nicht Sheriff Wyatt sein zu müssen.
»Ich wollte nur sagen…«
»Maddie. Lass uns einfach essen und den Rest ein andermal besprechen.«
Ihre Erleichterung war offensichtlich. »Abgemacht. Zwei Freunde, die einfach nur zusammen Mittag essen. Keine Elternthemen. Keine Sheriffthemen.«
»Das haben wir uns verdient«, bekräftigte er.
Und das stimmte auch. Ethan bereitete Maddie zurzeit genügend Stress. Und Gabe hatte in jeder wachen Minute nur für die Morduntersuchung gelebt. Er wollte gar nicht genauer wissen, warum Ethan Jordan aus dem Krankenhaus hatte holen wollen. Er wollte nicht wegen der Zigaretten nachfragen, die er in Ethans Jacke gefunden hatte. Und er wollte nicht um den heißen Brei herumreden müssen, immer auf der Hut, nicht zu viel zu verraten, während er sie gleichzeitig nach Informationen über ihren Sohn ausquetschte.
Sie hatten beide eine kleine Auszeit von der Realität verdient.
Aber warum hatte er dann das Gefühl, seine Pflicht zu vernachlässigen?
Am Donnerstag stand Ethan am Ende des Schultags an seinem Spind. Colin Arbuckles Spind lag genau gegenüber im Flur. Ethan wandte der Gruppe von Highschool-Erstklässlern den Rücken zu, die sich um Colin mit seinem großen Plappermaul versammelt hatten.
»Wie ich schon sagte«, brüstete sich Colin. »Ich weiß, was auf diesem Berg passiert ist.«
Ethan knallte die Spindtür so laut zu, dass die Jungs, die Colin umstanden, erschreckt herumfuhren. Die meisten von ihnen sahen schnell woandershin.
Ethan bewegte sich auf die Gruppe zu. Es juckte ihn in den Fingern, aber in dieser Schule wurde jeder Rempler gleich zu einer großen Sache aufgebauscht. Null Toleranz. Null Toleranz. Er konnte den Slogan gegen Gewalt in seinem Kopf hören. Das durfte er auf keinen Fall vergessen. Er war hier nicht in Philadelphia.
Colin verstand den Hinweis leider nicht und redete weiter. »Ich hätte dem Sheriff sagen können, dass es kein Unfall war…aber meine Mom war dabei und hat geweint und alles. In dem Moment, wo ich Mr McP gesehen habe, wusste ich, was los war. Und ich weiß, wer…«
Ethan knallte die Hand gegen den Spind direkt neben Colins Kopf. Es hatte ihn jede Menge Kraft gekostet, sie dem Typen nicht ins Gesicht zu knallen. Er hatte so schon genügend Probleme mit M. »Ja, ja, du hast alles gesehen.« Er beugte sich nah zu Colins Gesicht. »Während du in den Bach gekotzt hast.«
War es möglich, dass Colin wirklich etwas gesehen hatte? Nein, auf keinen Fall. Dann hätte er längst alles ausgeplaudert.
Ethan hatte nur etwa fünf Minuten gebraucht, um herauszufinden, dass Colin Arbuckle gern im Zentrum des Universums stand. Er zog immer eine Show ab. Inzwischen war klar, dass er alles sagen würde, nur um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und das nicht nur hier und jetzt. Beim Mittagessen hatte Ethan in der Cafeteria ein paar Kinder reden hören. Sobald sich herumgesprochen hatte, dass Mr McP ermordet worden war, hatte Colin angefangen, den Mund vollzunehmen.
Einige der Jüngeren verzogen sich nun und gingen den Flur hinunter. Andere standen stocksteif da und warteten, ob es eine Prügelei geben würde.
»Mensch, Mann, reg dich ab!«, bat Colin. »Ich hab doch gar nichts
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