Pitch Black
genommen hatten, war vorbei. Jetzt war Schweigen die beste Möglichkeit, all die unangenehmen Themen zu vermeiden, die zwischen ihnen standen.
Die Stille wurde immer seltsamer; doch erst als sie in die Straße zu ihrem Haus einbogen, fragte er: »Wie kommt Ethan so klar?«
Fragte er sie das, um sie auszuhorchen? »Gut.«
Ihre knappe Antwort brachte ihn dazu, ihr einen Blick zuzuwerfen. »Habt ihr nach der Nacht neulich noch irgendwelche erhellenden Gespräche geführt?«, hakte er nach.
»Fragst du als Gabe, der Freund, oder als Sheriff Wyatt?«
»Gibt es da einen Unterschied?«
Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Das weißt du doch genau. Sheriff Wyatt interessiert sich für Dinge wie Fahren ohne Führerschein und Verletzung der Besuchsregeln im Krankenhaus.« Die Morduntersuchung erwähnte sie absichtlich nicht und genauso wenig die Tatsache, dass Ethan kurz vor seiner heimlichen nächtlichen Unternehmung zufällig die Autopsieergebnisse erfahren hatte.
»Und Gabe, der Freund?«
»Macht sich um Ethans Wohlergehen und Gemütszustand Sorgen.«
»Das tue ich doch.« Er sah zu ihr hinüber. »Wirklich. Genau wie um das Wohlergehen seiner Mama.«
»Und Sheriff Wyatt?«
»Verbucht den Vorfall unter ›mildernde Umstände‹.«
»Als da wären?« Die Worte waren ihr herausgerutscht, bevor sie es verhindern konnte. Warum musste sie bloß immer alles ganz genau wissen?
Ungläubig warf er ihr einen Blick zu, der im trüben Licht des Armaturenbretts noch zweifelnder wirkte. »Du machst Witze, oder?«
»Mildernde Umstände, weil er eine traumatische Situation durchlebt hat und ihn der Zustand seines Freunds mitnimmt? Oder mildernde Umstände, weil wir fast miteinander gehen?« Nun konnte sie die Aussprache auch gleich hinter sich bringen.
Er schüttelte den Kopf. »Du bist eine sehr direkte Frau.«
»Das macht die Dinge einfacher.«
»Nicht immer.« Er stieß einen erschöpften Seufzer aus. »Ich habe ihn in Ruhe gelassen, weil er unter großem emotionalem Stress steht.« Er wandte den Blick so lange von der Straße ab, dass sie schon nervös wurde. »Das hätte ich für jeden der Jungs getan, die dort oben auf dem Berg waren.«
Sie wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte, aber sie antwortete: »Gut.«
Kurz darauf sagte er: »Wegen Samstagabend…Ich weiß, dass Ethan dich zurzeit braucht.«
»Gabe, wirklich, du vergisst, mit wem du redest.« Sie schwieg einen Moment, dann bot sie ihm den Ausweg, um den zu bitten er viel zu höflich war. »Ich weiß, dass du diese Jungs noch mal genau überprüfen und befragen musst, außer du hättest eine andere Spur…Das wird auch so schon unangenehm genug werden. Wir sind noch nicht mal miteinander ausgegangen, und die Leute in dieser Stadt reden bereits. Lass uns im Moment erst mal Abstand halten.«
Er bog in ihre Auffahrt ein, zog die Handbremse an und legte dann die Hand oben auf ihre Rückenlehne.
Sie versuchte, die vertrauliche Geste und die Hand in ihrem Nacken auszublenden. Bevor er widersprechen konnte, holte sie ihren Schirm hinter dem Sitz hervor und zwang ihn so, die Hand zurückzuziehen. Sie griff nach ihrer Tasche und öffnete die Tür.
»Danke, dass du mich hergefahren hast!«
»Ich hole dich morgen früh wieder ab. Ist halb acht recht?«
»Ist vermutlich keine gute Idee…in Anbetracht der Umstände. Ich rufe Judy an, damit sie mich abholt.«
»Dann gib mir deinen Autoschlüssel, und ich lasse morgen gleich als Erstes deinen Reifen wechseln.«
»Ich kümmere mich schon drum.«
»Maddie, übertreib jetzt bitte nicht! Wir können doch immer noch…«
Sie beugte sich vor und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Nicht. Belassen wir es dabei!« Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war, dass er ihr ihre vernünftige Entscheidung wieder ausredete.
Sie schlug die Tür zu und hastete zur Veranda, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
9
Madison saß auf dem Sofa und wartete auf die Elf-Uhr-Nachrichten. Hinter ihr ging Ethan mit katzenhafter Beiläufigkeit von der Küche hinauf in sein Zimmer. Er war ihr aus dem Weg gegangen, seit sie nach Hause gekommen war. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich über Julia Pattersons möglichen Rückzieher und ihre gemischten Gefühle für Gabe Wyatt Gedanken zu machen, um ihn darauf anzusprechen. Doch jetzt, wo Ethan auf dem Weg ins Bett war, bot sich ihr die letzte Gelegenheit.
»Ist dein Hemd für die Beerdigung morgen gebügelt?« In der Regel fand sie den
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