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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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indirekten Angriff sehr viel erfolgversprechender, wenn es um heikle Themen ging. So ernsthaft sie sich auch versprochen hatten, ehrlich zueinander zu sein–Ethan war schließlich noch ein Teenager.
    Er blieb stehen, die Hand am Treppengeländer. »Ich will nicht hingehen«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    Beinahe hätte sie gesagt: »Ich auch nicht«, konnte die Worte aber gerade noch zurückhalten.
    »Komm doch noch mal eine Minute her.« Dieses Gespräch wollte sie nicht führen, während sie die Treppe hinaufbrüllen musste.
    Nach einem Moment, in dem er vermutlich die Augen verdrehte, wandte er sich um und trottete langsam die Treppe hinunter. »Was ist denn?«
    »Setz dich.«
    Er ging um das Sofa herum und nahm am anderen Ende Platz. Dann konzentrierte er sich voll und ganz darauf, seine Knöchel knacken zu lassen. Das war eine nervöse Angewohnheit, die im letzten Jahr völlig verschwunden gewesen war.
    »Warum willst du nicht gehen?«, fragte sie.
    »So gut habe ich Mr McP schließlich nicht gekannt.«
    »Aber du bist mit seinem Stiefsohn befreundet. Schon aus Respekt vor dieser Freundschaft solltest du bei der Beerdigung dabei sein.«
    »Jordan ist ja auch nicht da. Ich würde lieber nach Knoxville fahren und ihn besuchen.« Je länger er sprach, desto aufgewühlter klang er. »Alle machen sie so viel Aufheben um Mr McP. Keiner denkt an Jordan!«
    »Du und ich denken an Jordan. Und seine Mutter und Todd auch. Es ist nur so, dass dies das letzte Mal ist, dass jemand etwas für Mr McPherson tun kann. Dass er momentan im Mittelpunkt steht, bedeutet nicht, dass Jordan deshalb weniger geliebt wird.«
    Sie versuchte, sich an Ethans Stelle zu versetzen. Jordan war der erste richtige Freund, den er seit Langem hatte. »Ich weiß, es ist hart«, sagte sie. »Und Sonntag fahren wir ihn besuchen. Du weißt, das ist der einzige Tag, an dem er zurzeit Besuch haben darf. Aber vergiss nicht: Es war sehr nett von Mr McPherson, dich mitzunehmen. Du solltest wirklich zu der Beerdigung gehen.«
    Als er sie ansah, lag Kälte in seinem Blick. »Ich glaube nicht, dass Mr McP so nett war. Du hättest diesen lobenden Artikel über ihn nie schreiben dürfen.«
    Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass er nicht nett zu Jordan war.«
    Madison hatte das Gefühl, als würde ihr der Atem in den Lungen gefrieren. »In welcher Beziehung?«
    »Er hat immer wieder versucht, Jordan dazu zu bringen, wie er zu sein–Sport zu treiben, Bergtouren zu unternehmen, diesen ganzen Mist. Aber Jordan wäre nie wie er geworden. Und weil er Jordan immer zu Sachen gezwungen hat, die er nicht wollte, hat Jordan sich immer schlechter gefühlt.«
    »Hat Jordan dir das erzählt?« Wenigstens traf die erste Befürchtung, die ihr durch den Kopf geschossen war, nicht zu. Vermutlich war ihr Denken etwas einseitig, weil sie zu viel über Kinderschänder recherchiert hatte.
    Ethan schnaubte zynisch. »Das brauchte er nicht. Wenn du ihn mal zu Hause erlebt hättest…« Er stützte die Ellbogen auf die Knie und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Er klang wirklich müde, als er sagte: »Das war ja einer der Gründe, warum ich mit wollte auf die Bergtour. Ich wollte rausfinden, was zwischen den beiden ablief. Ich meine–klar wollte ich gern zelten, aber es war einfach auch eine Gelegenheit, Jordan und Mr McP miteinander zu erleben.«
    »Gab es irgendeinen Anlass, der dich zu der Überzeugung gebracht hat, dass zwischen den beiden was nicht stimmte?«
    »Nur lauter Kleinigkeiten«, antwortete er schulterzuckend. Dann drehte er sich zu ihr und legte das abgewinkelte Knie auf das Sofa. »Etwa, dass Jordan bei sich zu Hause immer irgendwieverängstigt schien–als hätte er richtig Muffe, irgendeinen Mist zu bauen. Und einmal hatte er so einen hässlichen Bluterguss am Nacken. Er hat versucht, mir weiszumachen, dass er über sein Skateboard gefallen und am Randstein aufgeschlagen ist.«
    »Und du glaubst, das hat nicht gestimmt?«
    »Meinst du das jetzt ernst? Wie willst du auf dem Nacken aufschlagen und davon einen Bluterguss kriegen, der halb um den Hals rumläuft? Außerdem hasste er dieses Skateboard. Er ist überhaupt nur damit gefahren, weil Todd es ihm geschenkt hatte und er seine Gefühle nicht verletzen wollte. Nach der ersten Woche hat er es nie wieder angerührt.«
    »Vielleicht hat er heimlich geübt, um hinterher alle zu überraschen.« Zugegeben, das klang eher lahm, aber sie

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