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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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Nase hinunterlief. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, ihn zu würgen oder zu küssen.
    »Ich kam gerade aus dem Killroy’s…« Er deutete mit dem Kinn über die linke Schulter in Richtung der Bar schräg gegenüber. »…als ich dich aus dem Büro kommen sah.«
    Obwohl ihr Herz noch immer von dem Schreck raste, den er ihr versetzt hatte, tat er ihr leid. Sie trat näher zu ihm hin und hielt ihm den Schirm über den Kopf.
    »Hast du dir etwa an einem Donnerstagabend ein paar genehmigt?«
    »Ich habe gegessen. Ich bin ein grauenhafter Koch, und im Killroy’s gibt es gutes Chili.«
    »Hmm, vielleicht nehme ich mir auch welches mit. Ethan ist sicher hungrig–auch wenn er um halb sieben zu Abend gegessen hat. Jedenfalls…« Sie sah auf den platten Reifen hinunter. »…sobald ich den Ersatzreifen aufgezogen habe.«
    Sein Blick folgte dem ihren. »Schlechter Zeitpunkt für eine Reifenpanne. Soll ich den Schirm über dich halten, während du den Reifen wechselst?«
    »Wie ritterlich.«
    »Ich weiß doch, wie ihr Yankeegroßstadtmädels seid…unabhängig und so. Ich will dich ja nicht wütend machen.«
    »Unabhängig, aber nicht blöd. Weißt du, ich habe mich noch nie dagegen gewehrt, dass ein Mann einen Reifen wechselt oder schwere Dinge für mich schleppt.«
    »Verstehe. Du willst deinen Kuchen essen und gleichzeitig behalten.«
    »Warum auch nicht?«
    »Ja, warum eigentlich nicht«, antwortete er mit einem schiefen Grinsen. Nach einer Pause, die Madison nicht recht zu deuten wusste, fügte er hinzu: »Was hältst du davon, wenn ich dich nach Hause fahre? Gegen Mitternacht soll es aufhören zu regnen. Ich kann dich am Morgen wieder abholen und den Reifen dann bei Tageslicht und im Trockenen wechseln.«
    Sie selbst wollte sich auf keinen Fall in die Pfütze knien und den Reifen wechseln, also konnte sie das von ihm wohl auch kaum verlangen. »Na gut.«
    »Willst du noch das Chili besorgen?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin zu müde zum Essen…und Ethan kann meinetwegen einen ganzen Schinken verputzen oder sonst irgendwas.«
    Er lachte. »Mein Wagen steht um die Ecke.« Er legte ihr den Arm um die Schultern, und Seite an Seite gingen sie unter dem Schirm zu seinem Jeep.
    Sie versuchte, nicht allzu viel Gefallen an der Wärme und dem sanften Gewicht seiner Hand auf ihrer Schulter zu finden. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie sich in einer Kleinstadt befanden und dass es eine laufende Morduntersuchung gab, die auch ihren Sohn mit einbezog.
    Er öffnete die Tür, damit sie auf dem Beifahrersitz Platz nehmen konnte. Dann beugte er sich über sie hinweg, um nach etwas auf der Ablage zwischen den hinteren Sitzen zu greifen. Seine Brust streifte dabei beinahe ihr Gesicht, und sein ganzer Körper strahlte eine wohlige Hitze ab. Aus seiner offenen Jacke strömte der Geruch von Seife. Sie ertappte sich dabei, wie sie sehr tief einatmete.
    Als er sich wieder zurückbeugte, hatte er ein Handtuch in der Hand. Er reichte es ihr und sagte: »Hier, damit kannst du dich ein bisschen abtrocknen.«
    Sie nahm es, tupfte sich damit das Gesicht ab und fragte sich, ob ihr Augen-Make-up im Regen wohl verlaufen war und sie jetzt wie ein Waschbär aussah.
    Gabe schlug die Tür zu, dann ging er um den Wagen herum, stieg ein, faltete den Schirm zusammen und verstaute ihn hinter dem Sitz.
    Sie hielt ihm das Handtuch hin. »Sieht aus, als könntest du es auch brauchen.«
    Nachlässig fuhr er sich mit dem Tuch über Haare und Gesicht–eine typisch männliche Bewegung, die ungemein anziehend wirkte.
    »Danke, dass du mich fährst«, sagte sie.
    Er ließ den Wagen an. »Mache ich gern.«
    Da war etwas in seinem Tonfall, bei dem ihr ganz warm wurde.
    Die Stimme ihrer Mutter kam ihr plötzlich in den Sinn: »Ach, dein Daddy, der kann immer so schöne Worte machen.« Diesen Satz hatte ihre Mutter stets nahezu träumerisch gesagt–und zwar meistens, wenn ihr Vater sie mal wieder enttäuscht hatte. Madison hatte sich oft gefragt, ob ihr Vater ihre Mutter irgendwie hypnotisiert und ihre Liebe und seine Stimme dazu missbraucht hatte, ihre Vergebung zu erlangen.
    Jetzt verstand sie, wie leicht so etwas passieren konnte. Ihr gesunder Menschenverstand riet ihr, so viel Abstand wie möglich zu ihm zu halten–vor allem, bis sie herausgefunden hatte, was mit Ethan los war.
    Schweigend fuhren sie aus der Stadt. Nur das stete Hin und Her der Scheibenwischer und der Regen waren zu hören. Die Auszeit, die sie sich am Mittag von der Realität

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