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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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Ethan.«
    »Aber ich wollte doch auf ihn aufpassen. Ich hatte ihm versprochen, dass ich auf ihn aufpasse.«
    »Es war nicht deine Aufgabe, auf ihn aufzupassen. Das war die Aufgabe seiner Eltern. Das alles ist nicht deine Schuld.«
    Sie strich ihm über das Haar, während er leise vor sich hin weinte. Jede einzelne seiner Tränen war wie Säure, die sie innerlich zerfraß. Wie hatte er das alles bloß mit sich herumschleppen können, ohne zusammenzubrechen? Es war schon schlimm genug, dass er die Nacht allein mit der Leiche verbracht und sich auf dem Berg um Jordan gekümmert hatte. Aber was er seitdem durchgemacht hatte…
    Und er hatte ihr nicht genügend vertraut, um es ihr zu erzählen.
    Sie hatte gedacht, sie hätte mit ihm alles richtig gemacht. Sie hatte geglaubt, ihre Beziehung sei gefestigt. Wie sehr sie sich doch geirrt hatte.
    Im Moment gab es nichts, was sie hätte sagen können, um die Sache wiedergutzumachen, nichts, was ihr Versagen als Mutter entschuldigt hätte.
    Schließlich, als es draußen bereits dunkelte, setzte er sich auf.
    »Warum bist du mitten in der Nacht zu ihm ins Krankenhaus gefahren?«
    »Ich dachte, alles würde wieder in Ordnung kommen. Ich dachte, alle würden glauben, dass es ein Unfall war. Aber als Sheriff Wyatt über die Autopsie geredet hat, habe ich wirklich Angst bekommen. Ich konnte nur noch daran denken, dass ich ihn irgendwie hier wegbringen musste. Wenn er erst mal im Stresszentrum war, konnte ich nichts mehr für ihn tun.«
    Ethan blickte sie flehentlich an. »Du musst das verstehen. Es war nicht seine Schuld. Er hätte so etwas nie getan, wenn er sich nicht hätte verteidigen müssen. Aber wer wird ihm schon glauben? Einem Kind glaubt doch niemand.«
    »Ach, Ethan, ich wünschte, du hättest mir das gleich erzählt.«
    »Ich konnte nicht. Zuerst musste ich mich darum kümmern, dass Jordan niemandem was erzählt, und alles wäre in Ordnung gewesen. Aber dann ist alles so kompliziert geworden…«
    »Was ist mit Colin? Hatte er irgendetwas damit zu tun? Ist das eine der Komplikationen?« Ihr Atem reichte fast nicht aus, um die Sätze auszusprechen.
    Ethan zuckte mit den Schultern, und diese Bewegung zeigte ihr, wie zerschlagen er sich fühlte. »Ich wüsste nicht, wie. Er kam ja erst später dazu.«
    »Und du hast wirklich keine Ahnung, wer das Bier besorgt hat?«
    Er schüttelte den Kopf. In seinen Augen spiegelte sich das schwache Licht der Nachtlampe im Flur.
    »Wir müssen es Gabe erzählen.«
    »Was soll das schon bringen? Jordan geht es doch dreckiger, als wenn er im Gefängnis säße.«
    »Hör mir zu. Das hier lässt sich nicht aus der Welt schaffen, indem man es einfach ignoriert. Kein Mordfall wird ungelöst zu den Akten gelegt. Wir tun Jordan keinen Gefallen, wenn wir das Ganze vertuschen.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Es gibt dabei mildernde Umstände. Wenn Jordan in Notwehr gehandelt hat, wird er nicht mal angeklagt. Und wenn die Ärzte wissen, was passiert ist, können sie ihm vielleicht besser helfen.«
    »Und wenn sie nicht glauben, dass es keine Absicht war?«
    »Nach allem, was du mir erzählt hast, klingt es doch völlig logisch. Warum sollten sie dir nicht glauben?«
    Sein Gesichtsausdruck ließ ihr das Herz gefrieren. »Weil ich derjenige bin, der das behauptet.«

 
    14
    Nachdem sie Ethan unter die Dusche geschickt hatte, überlegte sich Madison, ob sie Gabe wirklich anrufen sollte. Was, wenn Ethan recht hatte? Was, wenn ihm niemand glaubte, weil niemand seine Aussage bestätigen konnte?
    Der nächste Tag war Sonntag, Besuchstag bei Jordan. Sie beschloss, das Gespräch zwischen Ethan und Gabe noch hinauszuzögern. Sie und Ethan würden Jordan morgen besuchen und sehen, ob er sich so weit erholt hatte, dass er bestätigen konnte, wie sich alles zugetragen hatte. Wenn ja, prima, dann ließ sich alles schnell klären. Wenn es aussah, als würde er Fortschritte machen, dann konnten sie noch ein paar Tage länger warten und hoffen, dass dieser Fortschritt anhielt. Wenn nicht…Sie versuchte, sich gar nicht erst vorzustellen, was für ein steiniger Weg vor ihnen lag, falls Jordan weiterhin stumm blieb.
    Vielleicht würde Ethans Besuch Jordan guttun, ihm vielleicht bei seiner Genesung helfen. Sie gab die Hoffnung nicht auf.
    Jedenfalls hatte er jetzt so lange mit der Geschichte hinter dem Berg gehalten, da kam es auf ein paar Tage mehr oder weniger auch nicht an. Sie brauchten Jordans Bestätigung.
    Gabe saß an seinem Schreibtisch und starrte

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