Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
Vom Netzwerk:
sich ein wenig und grün blitzen die
Pupillen, er beginnt zu schnurren, als sein Frauchen hereinkommt,
Carlo nennt sie ihn, wie den Kater aus dem Comic und wie den Mann,
mit dem sie zusammen ist und dessen Bilder hier überall in der
Wohnung hängen, in kleinen oder größeren Rahmen, in
Alben, auf die er sachte seine Pfoten setzt, um zu ihr zu gelangen,
wenn sie auf dem Boden kniend neue Bilder einklebt, jetzt stellt sie
einen Karton ab und setzt sich neben ihn, ihre Hand greift in seinen
Nacken, fährt den Rücken entlang bis zu seinem Schwanz,
warm ist sein Fell und weich, gut tut es ihr, die Wärme, denn
sie friert, trotz der sommerlichen Temperaturen, und der Kater spürt
die Kälte ihrer Hand, er dreht sich auf den Rücken, streckt
sich der Länge nach, sie krault ihm den Bauch, er gähnt
wohlig, zeigt die Katerzähne, dreht sich dann wieder, richtet
den Kopf auf, schüttelt sich, dann setzt er sich neben sie,
schaut sie an, ach, Carlo, sagt Inge Ruf, alles hätte so schön
werden können, sie schaut auf die Fotos von ihm, von ihr, von
ihnen beiden, noch zwei, drei Wochen, dann hätte er seine
Übergabe eingeleitet, in einem halben Jahr, vielleicht in einem,
wäre er draußen gewesen, seiner Frau hätte er es dann
bereits gesagt gehabt, dann wäre er hier eingezogen, bei uns,
Carlocarlo, der Kater reibt seinen Kopf an ihrer Hand, die
Selbstgespräche seiner Herrin kennt er, Lisa wird sich um dich
kümmern, sagt sie, steht auf und geht in die Küche, er
springt vom Sofa, folgt ihr, streicht ihr um die Beine, sie nimmt
etwas Trockenfutter, füllt das Schälchen, das neben dem
Kühlschrank steht, sie tut mehr hinein als sonst, auch Milch und
Wasser füllt sie nach, öffnet ein Döschen mit saftigen
Fleisch, sie selbst nimmt eine Flasche Mineralwasser, ein Glas, und
geht zurück ins Wohnzimmer, stellt alles auf den Tisch und
verschwindet kurz im Bad, Carlo frisst derweil und trinkt, mit einem
Auge verfolgt er das Geschehen im Wohnzimmer, Inge Ruf holt eines
dieser schönen, bauchigen Rotweingläser aus der Vitrine und
eine Flasche Wein aus dem kleinen Holzregal, einen Siebenundneunziger
Chateau Figeac, den Karl so geliebt hat, sie denkt daran, wie sie
gemeinsam in Südfrankreich gewesen waren, eine dieser
Geschäftsreisen, wie sie abends in Straßencafés
saßen, an langen Sommerabenden, in der Sonne sitzend, Rotwein
trinkend, so gute Gespräche haben sie geführt, sich so gut
amüsiert, über die Wichtigtuer, die Angeber, wenn mir bei
Partys nichts mehr einfällt, hatte Karl zu ihr gesagt, rede ich
immer über Teppiche, dann erzähle ich jedem, der es hören
möchte, was von Göls, von Kettfäden und all dem Kram,
nur so, um sie zu vertreiben, packt euch, und wirkt das, hatte sie
ihn gefragt, mhm, mal mehr, mal weniger, jedenfalls glauben alle, bei
Teppichen gehe mir einer ab, und woher weißt du soviel darüber,
hatte sie ihn gefragt, ich bin doch mal mit meiner Frau in der Türkei
gewesen und sie hat sich unbedingt so einen Teppich kaufen müssen,
den, der jetzt in meinem Büro liegt, tja, und ich habe natürlich
die Verhandlungen geführt, sie fragt, war es spannend, wie man‘s
nimmt, ich habe mich stundenlang mit einem alten Türken
unterhalten, übersetzt wurde alles von seinem Enkel, der gut
Deutsch konnte, doch spannend war es schon, dieses Knüpfwerk,
wie es gemacht wird, aber aus Teppichen mache ich mir trotzdem
nichts, über was hatten sie nicht alles gesprochen in diesen
französischen Cafés, was hatten sie nicht alles tun
wollen, dort haben sie auch die Ringe machen lassen, mit den
Gravuren, eine stille Hochzeit, ohne Amt und ohne Priester, eine
Übereinkunft nur zwischen ihnen beiden, nun musstest du gehen,
denkt sie, sie entkorkt den Wein und legt eine CD ein, Sibelius, weiß
gefiedert gleitet der Schwan von Tuonela über dunkle Wasser, sie
sitzt da mit einem leeren Röhrchen in der Hand, ausgeschüttet
liegen Tabletten vor ihr auf der gläsernen Tischplatte, auf der
Carlo vorsichtig eine Pfote vor die andere setzt, mit grünen
Pupillen die weißen Pillen betrachtend, von denen sie immer
wieder eine nimmt und mit einem Schluck Wasser hinunterspült,
dann wieder nippt sie am Wein, sie schaut den Kater an und er sie,
Lisa wird sich um dich kümmern, sagt sie noch einmal, ihre
Schwester wird morgen bei ihr vorbeischauen, einen Schlüssel zur
Wohnung hat sie, es tut Inge Leid, dass sie es Lisa nicht ersparen
kann, aber irgendjemand muss einen immer finden und sie ist sich
sicher, dass Lisa sie

Weitere Kostenlose Bücher