Pitch (German Edition)

der Stängel an ihm vorbei,
greift sich an der Bar ein Bier und stapft zum Buffet, an dem immer
noch die beiden Alten stehen, inzwischen wieder miteinander lachend,
von Mensch zu Mensch, zu ihnen gesellt sich der Lange, Röder
hingegen wendet sich ab, er sollte wieder schreiben, fernsehen allein
macht nicht glücklich, eine Kolumne für eine Zeitung, das
wär was, jede Woche über etwas anderes, über eine
Person der Gesellschaft, oder über einen Typus, kurze Skizzen,
dann erregt der Empfang seine Aufmerksamkeit, vier Männer kommen
herein, piekfein alle miteinander, einer aber feiner, flankiert von
den anderen, geht er in der Mitte, etwas Unregelmäßiges
hat sein Schritt, Stimmen um Röder zischen, das ist Altenberg,
von der Data AvaNew AG.

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Corinna
Westenbruck …

    … genießt
Ferdis Vertrauen voll und ganz, sie arbeitet seit dreizehn Jahren für
Magellan‘s Ads und hat die Höhen und Tiefen der Agentur
durch ihre penibel geführte doppelte Buchführung fiskalisch
nachvollziehbar dokumentiert, heute hat sie die Bücher, die sie
ansonsten schätzt, weil sie weiß, wie viel Arbeit darin
steckt, mit einem gewissen Bedauern vorgezeigt und sich eine leicht
angewiderte Miene nicht verkneifen können, als sie sich von den
Controllern der Data AvaNew AG unbeobachtet fühlt, aber
natürlich lässt sie sich das im Fortgang der Prüfung
nicht anmerken, freundlich ist sie den beiden Herren Schecht und
Gellert gegenüber, in der Zeit bis zum Beginn der Feier
übernimmt sie Gastgeberpflichten, versorgt die Controller und
die Agenturanwälte Päch und Borchert mit Kaffee und Gebäck,
sehnt den Abend herbei, den Abschluss, den Verkauf der Agentur,
sofern er denn zustande kommen wird, damit sie endlich nach Hause
kann, zu ihrem Mann und ihrer Tochter, sie lässt sich von
Schecht und Gellert auf eine kleine buchhalterische Fachsimpelei
darüber ein, wie es manchen auch in den Zeiten nach dem
Zusammenbruch der Dotcoms möglich gewesen ist, zweistellige
Zuwachsraten zu erzielen, Magellan‘s Ads, die Bücher
zeigen es, ist das nicht gelungen, das ist ein Grund dafür,
warum Ferdi seit Jahren nach einem Käufer sucht, Angst, den
Laden nicht mehr loszukriegen, hat ihn sichtbar umgetrieben, einmal
schon, die Agentur stand kurz vor dem Ende, hat er es versucht und es
wäre ihm beinahe geglückt, aber eben nur beinahe, weil auch
damals, so wie heute, die Controller kamen und guckten, und genau wie
heute rote Zahlen fanden, wenn also heute wieder der Abschluss
scheitert, dann, das weiß Corinna, wird es Ferdi hart treffen,
nun stehen sie hier, im ersten Stock, an der Gangway , mit
Blick hinunter zum Empfang, zum Eingang, auf die Gäste und das Trio Furioso , vor einigen Minuten, könnte es wirklich
schon eine Viertelstunde her sein, ist Ferdi angekommen, mit seiner,
um Jo verkürzten Truppe, alle haben sie sich unter die Feiernden
gemischt, bis auf Alex Mack, der an Ferdis Seite an ihr, den
Controllern und Anwälten vorbeigegangen ist, ein paar
freundliche Worte hat Ferdi begrüßend an Schecht und
Gellert gerichtet, denen wiederum schien es etwas peinlich zu sein,
mit einem nicht schuldenfreien Mann zu sprechen, Ferdi hat es
wahrgenommen und ignoriert, er hat Armin Päch gebeten, ihn und
Alex in sein Büro zu begleiten, um einiges zu besprechen, was
nachher festgeklopft werden müsse, sobald Altenberg da sei, in
diesen Augenblicken wird ihr bewusst, dass sie Alex Mack nicht
sonderlich mag, Päch hat ihr, im Anschluss an sein Telefonat mit
Ferdi erzählt, dass Jo nicht mehr im Boot ist und Alex Ferdis
Nachfolger werden soll, dieser Aufschneider, ein spitzer, stichelnder
Typ ist er, der einen etwas schmierigen Typ ersetzt, auch Neuhäuser
hat sie beim besten Willen nichts abgewinnen können, jeder
Blick, jede Geste und Äußerung hatte bei dem einen
sexuellen Beigeschmack, geradezu schnüffelnd sich aufrichtend,
hatte Jo oft seine etwas hervorstehenden Schneidezähne entblößt,
aber dass dieser Ölige nun durch den geschliffen Scharfen
ersetzt werden soll, kann sie als echten Gewinn nicht verbuchen, zu
sehr zeigt Mack Chefallüren und gönnerhaftes Verhalten, zu
oft überschreitet er Grenzen, zu selten merkt er, dass diese
Grenzüberschreitungen ohne jeden Charme sind, wahrscheinlich
wird sich dieses Verhalten durch die Inthronisation als
Geschäftsführer noch verschärfen, aber so ist das
eben, denkt sie, als unten die Tür aufgeht und Altenberg mit
seinem Gefolge die Agentur betritt, einen schwarzen, leichten Mantel
hat er an,