Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
Vom Netzwerk:
immer heute als Natascha auftrat, klickte nun wohl die Figuren nacheinander an und las die Namen in den Porträts, die am rechten unteren Rand erschienen. Natascha bewegte sich wieder, kam zum Tisch und setzte sich.
    NataschaX:   Hi Anna. Stör ich dich grad?
    Anna14: Nee ,   das hier is jana die is lieb. hi natty.
    Jana_13: Hi .
    NataschaX: Bist neu hier, Jana?
    Ein Komma an der richtigen Stelle. Großschreibung.
    Jana_13: Nee bin schon länger hier? du? wie alt bist?
    Anna14: Natty is schon 17 und gaaaaaaaanz lieb .
    NataschaX: *rotwerd*
    Bentner stellte sich Lisas Gesicht vor, Rötungen auf den Backen.
    NataschaX: Bist auch immer schön vorsichtig, Jana?
    Jana_13: Yep.
    Anna14: Hehe ,   hab ich ihr vorhin auch grad gesagt soll vorsichtig sein und keine nacktpics verschicken. Warst aber auch da bei der frau als die sich das gemacht hat nicht?
    Jana_13: Hm ja ,   wusst ja nich was die machen wollt. hat mir auch den link geschickt.
    NataschaX: Uh darfst nicht .   Is ne ganz böse Frau.
    Schon wieder Großschreibung, Lisa. Oder wer auch immer.
    Jana_13: Jaaaaaaaa aber anna war ja auch!
    Ein wenig störrisch werden.
    Anna14: Is was anders ,   wir sind halt hinter der her. wir wollen die drankriegen.
    Jana_13: He? wie wollt ihr das machen?
    NataschaX: Wissen wir noch nicht .   Bei euch auch so Glatteis, Mädels?
    Sie besorgten sich Cola und leckeres Eis, schrieben   »schleckschleckschleck«   und   »kicherkicher«, wimmelten die Knaben ab oder scherzten eine Weile mit ihnen. Ihre Beine in die Sonne gestreckt, das tat gut.   aber nicht zu lange , mahnte Natascha,   das kann schlimmen sonnenbrand geben , endlich hatte sie sich eingeschrieben, verzichtete auf Großbuchstaben. chillerkiller erschien nicht mehr an diesem Abend. Sie gingen eine Runde schwimmen, fanden, als sie aus dem Wasser zurück kamen, ihren Tisch von einem turtelnden Pärchen besetzt,   ich muss morgen eh Schule , schrieben Jana und Anna zur gleichen Zeit und Natascha feixte:   Gedankenübertragung, hehe!
    Ob sie auch zur Schule gehe, wollte Jana wissen.
    NataschaX: neeeeeee, ich mach doch ausbildung. In so it-firma.
    Jana_13: cool ☺   hast nette kollegen da?
    NataschaX: geht so.
    Jana_13: hehe auch junge?
    NataschaX: neeeeeee. Nur so alte säcke ☺
    Na warte, Lisa.

    Am Montagmorgen hatte Bentner den Briefkasten geleert, auf eine Weihnachtskarte gehofft, die Telefonnummer an den Rand gekritzelt. Ein Stoß Werbung, die gesammelten Werke der letzten vier Tage, sofort in die Tonne damit.
    Eigentlich wollte er nur die Straßenverhältnisse prüfen, wie es die Frau im Radio geraten hatte, »gehen Sie ins Freie und schauen Sie mal«. Die Profilsohlen stampften in den Schnee, schoben ihn auf blankem Eis vor sich her. Man würde heil am Bahnhof ankommen, wenn man früher als sonst das Haus verließ, seine paar Sinne beisammen hielt und die Straßen nach Möglichkeit mied, wo einige Waghalsige mit ihren Autos den Schnee zermatscht, das Eis an seiner Oberfläche zum Schmelzen gebracht hatten. Für den Tag war ein spürbarer Temperaturanstieg gemeldet worden, fünf Grad plus. Tauwetter, keine weiße Weihnacht, endgültig.
    Der Zug war überfüllt, in den Kapuzen der Anoraks der Mädchen löste sich blindgegangene Munition lustiger Schneeballschlachten allmählich auf und endete als nasse Flecken im Stoff. Bentner dachte an drei übermütige Mädchen im Schwimmbecken. An den Sturm, der in der Nacht aufgekommen war, die ganze Welt ein einziges Testbild früher nach dem Fernsehsendeschluss. Er hätte am Morgen nicht aufstehen müssen, aber er war aufgestanden, hatte den Rechner angeschaltet, den Drucker danach, um eine Kopie jenes »Dossiers« auf ein DIN-A4-Blatt zu ziehen. Jetzt, neben einem Mann im mittelgrauen Geschäftsanzug unter dem Trenchcoat, las er sich alles noch einmal durch, verstand nicht, aus welchem Grund Weidenfeld diese Trivialitäten notiert hatte, als seien sie etwas, das man vor dem Vergessen würde bewahren müssen. Das war so als würde sich jemand aufschreiben, Hamburg liege nördlicher als München oder man kaue die Nahrung im Mund und nicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Eine Idee entstand, noch ohne Form, nur ein Gedanke, ein Verdacht, zu dem das Verbrechen noch fehlte.
    In den Büros brannte weniger Licht als sonst, der Parkplatz war fast leer. Auf den Fliesen im Flur standen Pfützen aus Wasser und Dreck, Sohlenabdrücke zweigten zu Türen ab, dahinter die bekannten Geräusche. Almuth kochte Kaffee und summte etwas

Weitere Kostenlose Bücher