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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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tatsächlich   »end«   stand. »Hier wird festgelegt, was jeder Pixie ist und kann, es wird auf externe Funktionen und Objekte verwiesen, einige Variablen sind global, also etwa durch die Angaben der User zu verändern, andere wiederum sind lokal oder konstant, das ist, wenn du so willst, die Kapselung. Aber genau jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Mir hat mal jemand gesagt, die Arbeit eines Programmierers bestehe zu 50 Prozent aus Fehlersuche. Ich habe ihn ausgelacht, naiver Anfänger, der ich war, aber dieser Jemand hatte Recht. Du glaubst alles im Griff zu haben und testest die ganze Chose durch – und dann kommt ein Anwender und tut etwas Unvorhergesehenes und das ganze Programm kollabiert, der Pixie flippt aus.«
    »Hm«, sagte Lisa, »und wie kriegst du das in den Griff?«
    »Indem ich mich in den dümmsten anzunehmenden User, den legendären DAU hineinversetze. Kein vernünftiger Mensch etwa käme auf die Idee, seine Pixiefigur mit der Maus bei gedrückter rechter Taste über den Bildschirm ziehen zu wollen. Kann nicht funktionieren. Ergibt keinen Sinn. Aber tatsächlich war es so, dass man das in einem frühen Entwicklungsstadium konnte. Ich hatte bei der Programmierung etwas übersehen, zwei Dinge überschnitten sich. Genauso kann es dir bei der Kapselung ergehen. Das was dort festgeschrieben wurde, wird plötzlich variabel und manipulierbar, die Pixies taten Dinge, die sie nicht hätten tun sollen. Man muss das testen, immer wieder, auf die absonderlichsten Einfälle kommen, weil da draußen irgendwann irgendjemand auch auf die absonderlichsten Einfälle kommen kann. Und genau das, glaube ich, hat Claus getan oder wenigstens vorgehabt.«
    Lisa richtete sich auf (schade, dachte Bentner), ging zu ihrem Stuhl, setzte sich, sagte nichts, überlegte, sagte dann doch: »Erklär’s mir. Ich ahne, was du mir sagen willst, aber ich verstehe es noch nicht ganz.«
    »Nun, ich denke, dass Claus für jeden seiner Mitstreiter bei PixBiz eine Art Klasse geschrieben hat, weil er etwas herausfinden wollte. Er wollte wissen, wie wir als Objekte in bestimmten Situationen reagieren, ob unsere Eigenschaften und Methoden gekapselt sind oder nicht, berechenbar oder flexibel. Wenn Alina freundlich ist und lächelt, wenn sie Mitgefühl zeigt – überschreibt diese Funktion dann ihre Gefühllosigkeit, wie Weidenfeld sie in der Klasse   ALINA   definiert hat? Oder ist sie gekapselt, nichts weiter als eine Täuschung, eine Oberflächlichkeit, die nicht zum Kern vordringt, ihn nicht verändert? Um das herauszufinden, muss man testen, weißt du. Sein Objekt in eine Lage bringen, die eigentlich nicht vorgesehen war. Im Grunde wollte Claus herausfinden, zu was wir fähig sind. Ob wir die sind, die wir eigentlich sein sollten, als die wir uns geben – oder ob wir in bestimmten Situationen völlig anders reagieren. Ich weiß nicht, zu welchem Zweck Claus das wissen wollte. Vielleicht gibt es etwas, einen ganz konkreten Fall, und Claus wollte wissen, wer von uns Vieren fähig wäre, dort auf eine ganz spezifische Weise zu handeln.«
    »Ein Mord«, sagte Lisa, »es könnte ein Mord sein, oder?«
    »Ja, das könnte sein. Claus schickt uns Objekte durch verschiedene, völlig abstruse Szenarien und schaut, ob es zu Konflikten kommt, ob dieses ganze schöne oder versiffte Programm wie gehabt weiterläuft oder abkackt. Ob plötzlich Dinge passieren, die nicht passieren dürften. Ein Mord zum Beispiel, ja. Oder …«
    »Irgendetwas, das eigentlich gekapselt wurde, bricht plötzlich aus, wird variabel. Eine Neigung vielleicht? Eine Neigung zu kleinen Mädchen, kleinen Jungs?«
    Bentner nickte.
    »Könnte sein. Ich weiß es wirklich nicht. Das müsste man herausfinden, nur wie? Der Programmcode, den jemand geschrieben hat, ist nur bedingt von einem anderen zu lesen, wenn er nicht weiß, worauf dieser Code hinausläuft. Worauf wollte uns Claus testen? Ich habe wirklich keine Ahnung. Claus muss der Meinung gewesen sein, nur einem von uns sei etwas ganz
Bestimmtes zuzutrauen, nur ein Objekt sei in seinen Kapselungen und Variablen, seinen Eigenschaften und Methoden verseucht.«
    »Tja. Dann bräuchten wir einen dümmsten anzunehmenden User, der herausfindet, wo bei einem von euch die Schwachstelle ist.«
    »Wird wohl so sein. Wäre ich wohl prädestiniert, was? Auch wenn ich herausfinden sollte, dass ich selbst die Schwachstelle in mir trage. Bin eben auch nur ein alter Sack, der in einer IT-Firma arbeitet.«
    Alte Säcke? Lisa hatte

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