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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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ja und dann. Du kennst es ja selber. chillerkiller tippt ihr ›Hi!‹ oder sonst was und sagt dir ›hey Süße, aktivier mal meine Cam, drück mal da und da drauf.‹« Hab ich gemacht. Und zuerst die Bettdecke gesehen. Dann den Unterkörper einer Frau, die sich den Laptop zwischen die Beine stellt. Lange schwarze Latexstiefel, rasierte Pussy. Ihre Titten.«
    Sie schüttete die letzten Tropfen aus der Flasche, machte, als Bentner aufstehen wollte, eine Handbewegung, die ›bleib sitzen‹ hieß. Lisa behielt das Wenige an Flüssigkeit im Mund, ihre
Zunge schlug darin Wellen, dann zitterte kurz der Kehlkopf. Sie zog abermals ihre Hausschuhe aus, Bentner empfing ihre Füße, die waren eiskalt. Er streichelte sie, nahm die Zehen einzeln zwischen die Finger. Es half nichts.
    »Nein, ich muss anders anfangen, sorry. Von meinem Erlebnis damals habe ich dir erzählt. Nicht lesbisch, definitiv. Aber. Du denkst halt oft dran zurück. Zum ersten Mal bist du mit einem nackten Menschen zusammen, der dich anfasst und befriedigt. Mit dem du eins bist. Ob Mann oder Frau, das ist egal. Das bleibt einfach. Objektorientierung. Eigenschaften und Methoden.«
    Sie kicherte. Ihre Zehen tanzten kurz in Bentners Händen.
    »Irgendeine Variable ist in dir angelegt und eine Methode implantiert. Jemand löst ein Ereignis aus. Es macht klick. Genauso ist es bei mir gewesen. Jemand hat mich so angeguckt wie das Mädchen damals, hat mir über den Nacken gestreichelt. Okay, ich war angeheitert. So wie jetzt. Aber anders. Im   Taco’s   war das, Freitagabend, zwei Monate her, neun Wochen, was weiß ich. Sie hat mich die ganze Zeit auf dem Kieker gehabt, selber kaum was getrunken, immer nur Cola und Wasser. Da hat sie’s schon ge­plant. Mir über den Arm gestreichelt. Mich angeguckt. Mir zugelächelt. Okay.«
    Sie streckte sich auf dem kurzen Sofa, ihre Füße hingen in der Luft über dem Bezug, ihr Po drückte gegen Bentners Oberschenkel.
    »Den Rest kannst du dir vorstellen. Nein, kannst du eben nicht. Wir sind dann zu ihr. Die alte Masche. Komm, ich fahr dich heim, komm, wir trinken bei mir noch schnell was, Schlummertrunk. Warte, ich gehe mal eben ins Bad, mach’s dir bequem. Sie geht ins Bad und kommt raus und hat nur lange schwarze Latexstiefel an. Ich liege da, ungefähr wie jetzt auch. Sie bückt sich und hebt mein rechtes Bein hoch, meine Füße sind warm, sie nimmt meinen großen Zeh in den Mund und saugt dran. Ich habe meine Heels ausgezogen, mach ich ja immer, Rock angehabt, und irgendwie war ich dann auch nackt. Sie liegt auf mir, wir streicheln uns und sie beginnt plötzlich zu heulen. Umarmt mich, wie ein kleines Mädchen seine Mama umarmt. Ich wiege sie und sage: Heul doch nicht, mein Kleines. Sie zieht ihre Stiefel aus, bringt eine Decke, wir kuscheln uns auf dem Sofa, sie saugt jetzt an meinen Nippeln, aber nicht fordernd, ganz zart, wie ein Baby. Wir schlafen ein. Am nächsten Morgen bin ich als erste wach. Sie liegt da mit offenem Mund. Ich ziehe mich an und gehe. An diesem Tag kommen wir beide zu spät ins Büro. Auf dem Flur treffen wir uns, sagen Guten Morgen und gehen aneinander vorbei. Und jetzt mach bitte noch die andere Flasche auf, steht in der Küche neben dem Kühlschrank, mach bitte das Preisschild ab.«
    »Die Latexstiefel also.«
    Bentner hatte es geschafft, die Flasche zu entkorken, die Gläser zu füllen, seines in der Linken zu balancieren und mit der Rechten Lisas Beine hochzunehmen.
    »Nee, schon das Bettzeug. Zebramuster. Findet man ja nicht so oft. Stören dich meine Beine auf deinem Schoß?«
    Bentner gab auf überflüssige Fragen selten eine Antwort.
    »Aha. Bettzeug und Stiefel.«
    »Und dann das Muttermal. Linker Oberschenkel innen.«
    »Okay. Alina ist also chillerkiller.«
    Sie spülten die Erkenntnis hinunter. Schmeckten dem Wein nach, dessen Preisetikett ihn als das Spitzenprodukt eines Billigdiscounters ausgewiesen hatte, doch ab einer bestimmten Menge schmecken alle Weine gleich. Lisa rieb ihre Beine auf seinem Schoß.
    »Kannst du dich einfach nur beherrschen oder bist du impotent?«
    Schlug sich mit einer Hand an den Mund.
    »Sorry. Bin besoffen.«
    Bentner schloss die Augen. Konzentrierte sich. Stellte sich vor, was er da spürte.
    »Und?« Eine Minute später.
    »Nicht impotent«, sagte Lisa.

STIMMEN AUS BILDERN HERAUS
    Bentner langweilte sich. Der Beamer brummte, an der Wand zitterten Tabellen. Sarkovy wiederholte Zahlen, die alle ablesen konnten.
    »Mach mal hinne, Mick«, sagte Alina,

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