Pizza House Crash
Computersystemen, die für das Börsenparkett zuständig waren, und zu denen, die mit den Abrechnungen in den hinteren Büros befaßt waren. Des drückte auf einen Knopf unter seinem Schreibtisch. Die Wand dahinter glitt lautlos zur Seite, und durch ein Glasfenster eröffnete sich der Blick in einen hallenartigen, grauen Raum.
Wir traten an die Scheibe und schauten hinunter. Direkt unter uns befand sich eine geschwungene Reihe keilförmiger Terminals, die mit acht Zentralrechnern in kühler grauer Reihe am anderen Ende des Raumes verbunden waren. Zur Rechten stand eine Batterie von Band- und Plattenlaufwerken, und in einer abgeteilten Bänderbibliothek hinter Glas sah man Reihen um Reihen von Stahlblechdosen und eine Kolonne von fünf Matrix- und Laserdruckern. Hinter der Bänderbibliothek lag ein zweiter geschlossener Raum; Des sagte, dort seien noch einmal vier Minicomputer sowie eine Anzahl von PCs für die Entwicklungsarbeit untergebracht. Die ganze Abteilung war mit dreizehn Technikern besetzt. Drei separate Büros gehörten den von den Computerfirmen abgestellten Serviceingenieuren, denn sollten die Computersysteme einmal ausfallen, wollte Broadwick keine Sekunde länger als nötig auf die Reparatur warten. Wir hatten Equipment im Wert von gut und gern fünf Millionen Pfund vor uns, die geheimen Backup-Einrichtungen nicht mitgerechnet, die das ganze System von einem zwei Straßen weit entfernten Keller aus überwachten.
Der Großteil dieser Anlage war vor ungefähr einem Jahr installiert worden, in Vorbereitung auf die Deregulierung des britischen Wertpapiermarktes, den »Big Bang«. Broadwick und ähnliche Firmen hatten Millionen investiert, um ihr Marketmaking- und Handelsgeschäft in Vorbereitung auf die rasende Konkurrenz der rund um die Uhr operierenden internationalen Finanzorganisationen zu automatisieren.
Informationen, blitzschnelle Reaktionen und Massengeschäfte waren der Schlüssel zum Erfolg in dieser feindseligen Umgebung, und Broadwick hatte dafür gesorgt, daß es in keiner Abteilung an irgend etwas fehlte.
Des drückte auf einen anderen Knopf unter seinem Schreibtisch, und eine automatische Jalousie an der Wand gegenüber der Tür rollte sich leise zur Seite; dahinter erschien ein Parkett von der Größe eines halben Football-Platzes. Leuchtröhren überfluteten das Ganze mit trübem Kunstlicht. An die fünfzig hemdsärmelige Händler saßen in einem Gewirr von Equipment und unordentlichen Papiertürmen, mit sechs Monitoren pro Mann - ich konnte insgesamt fünf Frauen entdecken - und jeweils mindestens zwei Telefonen, die mobilen nicht gerechnet.
Zahlreiche Großmonitore hingen von der Decke und zeigten die aktuellen Kurse - für den Fall, daß jemand nicht auf den Monitor auf seinem Schreibtisch schaute, so daß niemandem etwas entgehen konnte. Jeder Händler verfügte über eine Reihe von Börseninformationsdiensten wie Reuters, Telerate und die TOPIC- und EPIC-Kurs- und Marktindexdienste, die allesamt auf Tastendruck abrufbar waren.
Die Monitore, die solche Informationen anzeigen, werden mit computerisierten »Weichen« gesteuert, die alle Informationen in Videoform durch geleaste Leitungen von den Informationslieferanten hereinkanalisieren. Die Händler haben keine Zeit, jeden einzelnen Dienst erst anzuwählen. Die Informationen müssen ständig fließen.
Dank der Deregulierung und Automatisierung der Börse und des computerisierten Börsennotierungssystems, kurz SEAQ (für Stock Exchange Automated Quotes) genannt, das 1986 in London eingeführt wurde, kann der Handel jetzt auch außerhalb des Börsenparketts stattfinden. Market Maker wie Broadwick & Klein benutzen ihre Terminals, um Geld- und Briefkurse für die SEAQ-Aktien, für die sie registriert sind, einzugeben und, um ihre Geschäfte zu melden.
Die Börsencomputer melden Geld- und Briefkurse oder, im Fall der Alpha-Papiere - dem am aktivsten gehandelten Papier -, die letzte Verkaufsinformation und leiten sie zurück an die Market Maker und Händler.
Andere Computer berechnen eine Reihe von Aktienindizes, einschließlich des wichtigen Financial Times 100-Index, kurz »Footsie«, und beziehen die dazu nötigen Informationen vom SEAQ und von der Optionsbörse.
Broadwicks Computer waren zudem direkt verbunden mit den Informationsdiensten der Wertpapierbörse und bezogen von dort die Daten in digitaler Rohform. Diese Informationen konnten sie abspeichern, bearbeiten und präsentieren, wie es die Organisation gerade erforderte.
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