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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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zurück, mit großen, bauchigen Cognacgläsern vor uns, satt und entspannt. Ich sah zufrieden zu, wie Warren mit einem langen Finger versonnen um den Rand seines Glases strich.
    »Du mußt dran lecken, damit es klingt«, riet ich und befeuchtete meine Lippen mit dem Brandy.
    Er antwortete nicht. Er rieb weiter nachdenklich mit der Fingerspitze über den Glasrand.
    »Georgina, ich hab’ dir was zu sagen«, erklärte er schließlich und schaute mit seinen rätselhaften Augen zu mir herüber. Diese haselnußbraunen Augen mochten rätselhaft sein, aber der Blick war einer, den ich schon gesehen hatte. Mir schwante, daß Warren im Begriff stand, etwas zu äußern, was wir beide bereuen würden.
    »Ich hatte in letzter Zeit ein paar gute Programmieraufträge, und mit dem Taxi und so weiter hab ich ein bißchen Kohle gespart - genug für ’ne Anzahlung und mehr auf ein Haus. Ich will hier weg. Ich hab’ jetzt die Chance, aus der Wohnung rauszukommen, vielleicht sogar aus London... aber ich möchte, daß du mitkommst.«
    Ich muß ausgesehen haben wie der Fisch, den ich gerade gegessen hatte: regungslos und mit klaffendem Maul. Ich wußte keine Antwort.
    Warrens Vorschlag kam völlig unerwartet angesichts unserer platonischen, manchmal stachligen Beziehung. Er zeigte mir überdies eine Seite seines Charakters, die bisher nie zu erkennen gewesen war. Es war diese blitzneue Einstellung zum Investieren, die mich unvorbereitet erwischte. Er war ein Mann, der immer Geld gehabt hatte, und er hatte die echte, altmodische East-End-Einstellung dazu. Ziel war es, einen Packen davon in die Gesäßtasche zu kriegen und es dann auszugeben. Hast du was, gib es aus. Hast du nichts, zieh los und besorg was. Eine Anzahlung auf Ziegel und Mörtel, das war ein undenkbarer Eingriff ins verfügbare Einkommen. Es war zu langfristig. Geld hatte mit Liquidität zu tun; es hatte damit zu tun, daß man niemanden im Nacken hatte; es hatte mit Spaß zu tun, mit Freiheit, Materialismus, Gleichheit der Verbraucher. Mit Nimmerland - aber eine Hypothek: nimmermehr.
    Warren überzog sich selbst mit Achtbarkeit und offerierte mir eine Anmache, die ich von einem netten Mittelklassejungen aus Orpington erwartet hätte. Mein Schmutzfink hatte sich korrumpieren lassen von dem Wunsch, dem System beizutreten, sich einzuklinken und in Bewegung setzen zu lassen, Aufwärtsmobilität zu gewinnen. Er hatte sämtliche Schlüsselworte benutzt: »Aufträge«, »gespart«, »Anzahlung«, »Haus«. Nur das Wort »Kohle« hatte seine Wurzeln verraten. Komischerweise - wenn er mir geradeheraus erzählt hätte, daß er etwas kaufen wollte, wäre ich weniger verstört gewesen. Ich verbarg meine Enttäuschung und zog eine Weile scherzhaft über ihn her.
    »Warren, du hast doch nicht etwa eine Kreditkarte, oder?«
    »Du bist ein herablassendes Biest. Mach’s nicht noch schwerer,
    ja?«
    Ich beschloß, ihn ernstzunehmen und zu versuchen, um das, was er sagen wollte, herumzuhüpfen.
    »Du hättest jederzeit weggekonnt, Warren. Du hattest immer schon Geld genug dafür von deinem Taxi. Ich dachte, es gefällt dir, hier zu wohnen. Man kann ja nicht sagen, daß die Miete unbezahlbar wäre, oder?« sagte ich ermutigend.
    »Es ist ein verdammter Müllhaufen, und das weißt du auch. Ich möchte wohnen, wo es besser ist. Ich möchte, daß du wohnst, wo es besser ist. Ich kann uns jetzt etwas besorgen, das besser ist... wo du hübsch wohnen... und wo du glücklich sein kannst.« Er beugte sich zu mir herüber, und seine nußbraunen Augen flackerten im Kerzenlicht. Ich will dich fortbringen von all dem hier, sagten sie und erweckten in mir die guten alten gemischten Gefühle von Mitleid und Verachtung. Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    »Warum fragst du mich, Warren?« antwortete ich, und ich stützte das Gesicht auf beide Hände und lächelte tolerant.
    »Du brauchst mich, damit ich mich um dich kümmere. Mir liegt was an dir, Georgina; das mußt du doch wissen. Ich weiß, Was du brauchst«, erklärte er keck. Er lehnte sich zurück und trank sein Glas leer.
    Das war seine merkwürdige, verworrene Art, die mich rasend machte. Warren bildete sich ein, er könnte mir einen Gefallen tun, indem er sich selbst einen tat. Von seiner Liebe, oder unserer gegenseitigen Zuneigung konnte er nicht reden, nur vom Kümmern, von meiner Schwäche und von einem guten Leben. Meine Berührungen mit der Liebe, das wußte er, waren katastrophal verlaufen; vielleicht also - um es

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