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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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auch mal nett, erfrischend anders vielleicht... Sehr schmeichelhaft, sehr sexistisch, sehr traurig - sehr Georgina Powers. Tja, du hast in der Tat einen schlimmen Fall von Triumph der Hoffnung über die Erfahrung erwischt, meine Liebe. Ich bin auch bloß ein großer böser Mann mit ’ner Kirsche oben drauf, genau wie alle anderen...« Er schob die Hand in sein Hemd und rieb sich die behaarte Brust.
    Ich wandte mich nicht ab. Er sah ziemlich gut aus, wie er da saß, ein onkelhafter Satyr, der mich spöttisch anlächelte. Seine großen braunen Augen lachten.
    »... und ich habe durchaus eine Freundin, der ich gern treu bleiben würde«, fügte er hinzu, wie ein Nachrichtensprecher, der eine Portion Gravitas hinzugibt. Ich sagte höflich Gutenacht, ging würdevoll die Treppe hinauf und legte mich nackt unter die goldenen und violetten Laken seines Bettes. Ich schloß die Augen und war fast eingeschlafen, als seine Füße über den Dielenfußboden tappten und ich hörte, wie er sagte: »Andererseits...«
    Wir liebten uns dreimal in dieser Nacht, und einmal zwischen Bett und Badewanne. Beim ersten Mal lag er eine schmelzende Minute in meiner trägen Umarmung. Beim zweiten und dritten Mal hüpfte er über mir auf und ab und massierte mein Fleisch. Es war ein Zeugnis für sein Stehvermögen, seine athletische Kondition und seine Yoga-Kurse - und für meine Gutmütigkeit. Gleichwohl war ich halbwegs zufrieden, als ich im stillen Zwielicht des frühen Morgens dalag, die Arme um seine kräftige Taille geschlungen, während er mich streichelte. »Komm mit«, sagte er schließlich und nahm mich sanft bei der Hand. Nackt gingen wir in sein weißes viktorianisches Bad. »Nicht noch mal«, kicherte ich. »Ich bin jetzt wirklich sauber - ehrlich!«
    Als es vorbei war, trug er mich - ich schlang ihm die Arme locker um den Hals - zurück zu seinem Bett. Ich starrte in die Locken seines langen Haares und ließ den Kopf auf seine breite Schulter sinken. Das Dumme bei einem Orgasmus ist, daß man immer eine irrationale Verbundenheit mit demjenigen empfindet, der gerade dabei ist, wenn man ihn hat. Feenkönig oder Pfeife - wie sollte ich das wissen? Eins war jedenfalls sicher: Eigentlich war es mir egal. Ich war von den Toten zurückgekehrt.
     
    Wir verschliefen den Wecker. So war keine Zeit mehr für ein gemeinsames Frühstück oder für gegenseitiges Befragen, wie es denn gewesen sei, denn wieder einmal war Drucktag bei
    Technology Week.
    Nick machte seinen Koffer fertig. Dann wühlte er in einem Schrank herum und förderte einen roten Sturzhelm zutage. «Wir fahren lieber mit meinem Motorrad«, sagte er und zog noch eine alte Ledermontur für mich hervor.
    »Die Rückkehr der Heuschreckenfrau«, sagte ich, als ich mich angezogen hatte und wir startbereit waren.
    »Du siehst prima aus... naja, wenn ich’s recht überlege, eher gespenstisch!« Er lachte und schubste mich zur Tür. Ich hätte ihn geschlagen, aber ich konnte meine Arme nicht finden. Wir brauchten nicht lange, um uns durch den Verkehr in die Redaktion zu schlängeln. Anfangs klammerte ich mich fest an Nicks Taille, aber nach kurzer Zeit hatte mein Körper den Rhythmus der Maschine gefunden, und ich ließ die Hände lässig auf den Knien liegen. Hin und wieder nahm Nick eine behandschuhte Hand vom Lenker und streichelte mein Bein. So an das kalte, harte Leder gelehnt, war es, als sei ich in einer anderen Stadt, in einer, die ich tatsächlich sehen konnte. Mein normaler Weg zur Arbeit bestand darin, daß ich mich wie ein Wurm in die U-Bahn hinunterringelte, mich in einen luftlosen unterirdischen Waggon quetschte und an einen Fremden preßte, den ich ebenso ungern roch wie fühlte. Leute redeten, aber sie redeten nicht mit mir; die Neuigkeiten Fremder wurden mir unter die Nase gerieben. Augenkontakt wurde allgemein vermieden: hinstarren, weggucken, hinstarren, weggucken. Das Fahren ohne Fahrkarte ist ein Verstoß. Das Fahren mit Fahrkarte kann abstoßend sein.
    Heute nun schnitt mir die frische Morgenkälte der Stadt in die Wangen. Ich konnte mich umschauen und Menschen sehen, Hunde, Parks, Häuser und Verkehr in einer einzigen Perspektive, und wenn ich am aufstrebenden Mauerwerk der mächtigen Innenstadtgebäude hinaufblickte, sah ich den eisblauen, wolkengesprenkelten Himmel und das letzte Funkeln eines Morgensterns.
    Wir waren schutzlos. Gefahr drohte ringsumher; an jeder Seitenstraße, jeder Kreuzung, jedem Kreisverkehr, jeder Ampel kamen Autos und Fußgänger auf uns

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