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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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am anderen Ende des geräumigen Zimmers. Der Futon war mit einer violetten Decke bedeckt; der Siebdruck darauf war kein asiatisches Motiv, wie ich wohl erwartet hätte, sondern eine Strichzeichnung von Rodins »Kuß«.
    Es war ein Raum, der nicht von Reichtum, aber von einem gewissen sinnlichen Stil kündete, ein behaglicher Ort zum Liegen und vermutlich auch Lieben. Ich sah mich um und fragte mich, wo man am Hofe von King Yuppie wohl die Seife verwahrte. Ich fand sie in einer schwarzen Marmorschale auf einem hochbeinigen Tisch neben mir.
    Als ich gebadet hatte und die Treppe heruntergetrottet kam, blickte Nick auf und winkte mir, mich wieder ihm gegenüber niederzulassen. Er hatte mir ein Glas heißen Whiskey mit Honig zurechtgemacht; ich lehnte protestierend ab: Das sei nun doch ein Trunk, den ich einigermaßen widerlich fände, zumal wenn ein Malt mit Wasser eine verfügbare Alternative sei. Aber erließ sich nicht erweichen, und so nahm ich das Glas mit überschwenglichem Dank entgegen und nippte langsam daran.
    Wir sprachen nicht. Erwartete, aber ich würde meinen traumatischen Tag nicht mit ihm erörtern. Er rieb sich die dunklen Stoppeln am Kinn.
    »Möchtest du jetzt Schlafengehen? Du kannst mein Bett haben. Ich schlafe hier unten«, sagte er.
    Ich sagte, ich sei noch nicht bereit fürs Bett; mir schwirrte noch der Kopf. Er stand auf und begab sich zu seiner umfangreichen Plattensammlung, die zwei Regale an der Wand ausfüllte. »Irgendwelche Vorlieben?« rief er über seine breite Schulter herüber.
    »Nichts zu Lautes«, schlug ich vor, und er zog eine oder zwei Alternativen heraus und überlegte es sich dann wieder anders. Eine Zeitlang stand er da und las diverse Plattencover; dann lächelte er und legte sorgfältig eine Platte auf den Teller.
     

  Das Klimpern von Cotton Club Jazz perlte aus den Lautsprecherboxen, und Nick wandte sich lächelnd um.
    »Ein bißchen bluesig, nicht zu traurig«, sagte er, und er setzte sich und zog eine Schachtel Zigaretten über den Tisch herüber zu sich. »Rauchen?« fragte er und bot mir die Packung an.
    »Nein.«
    »Was dagegen, wenn ich rauche?« Geschickt warf er eine Zigarette in die Höhe und fing sie mit wohlgeformten Lippen auf. Mit dem Daumen schnippe er ein billiges Wegwerffeuerzeug mit der Aufschrift »FIX« an. Er zündete seine Zigarette an und inhalierte tief.
    »Griechisches Bier«, sagte er und deutete auf das Logo.
    »Bist du Grieche?« fragte ich.
    »Halb. Meine Mutter.« Er stand auf und klopfte auf die Taschen seiner weiten, grauen Baumwollhose. »Ich glaube, ich habe irgendwo noch ein bißchen Gras. Kein schlechtes. Willst du?«
    »Nein, danke.« Ich fühlte mich überraschend betrunken. Lfm zu plaudern, gab ich meiner Bewunderung für die Fotos des kleinen Mädchens Ausdruck.
    »Meine Tochter«, sagte er. Er nahm eins der Bilder von der Wand, kam zurück und setzte sich. »Sie hat jetzt einen neuen Daddy.«
    Ich murmelte eine Entschuldigung, aber er zuckte nur die Achseln und tupfte sich einen Krümel Tabak von der Zunge. Er hatte eine Lücke zwischen den Schneidezähnen, und der Rauch schien dort hervorzuquellen. Scharfer Tabakgeruch wehte über den Tisch. Er nahm noch zwei tiefe Züge und drückte die Zigarette dann ungeduldig aus.
    »Muß mir das abgewöhnen«, sagte er, lehnte sich zurück und streckte die kräftigen Arme rechts und links über die Sofalehne, bevor er die Hände behaglich hinter dem Kopf verschränkte. Der späte Abend verging; es war still bis auf die Musik. Nicht, daß wir etwas dagegen gehabt hätten. Der Jazz und der rosenrote Wein hatten uns in eine stille, ruhige, gedankenfreie Untätigkeit gelullt. Schließlich erhob ich mich ein bißchen unsicher und ließ mich von ihm nach oben geleiten. Ich setzte mich auf den Futon mit der künstlerischen Tagesdecke und wartete, daß er ginge.
    »Kann ich ein paar Fotos von dir machen?« fragte er und blieb an der Treppe stehen.
    Jetzt wird’s Zeit, Obacht zu geben, dachte ich.
    »Ich bin betrunken. Überhaupt, was ist mit meiner Lippe?«
    »Das ist nicht so schlimm. Die Schwellung ist nur auf einer Seite. Außerdem will ich nicht dein Gesicht fotografieren.« Er verschränkte die muskulösen Arme.
    »Tu mir einen Gefallen«, antwortete ich weltmüde und zog mir den Bademantel fester um den Hals.
    »Ich bin Berufsfotograf. Ich will dich nicht vergewaltigen. Du hast eine gute Haut, und mir gefällt dein Körper. Er ist eckig und zäh wie bei einem Jungen, einem Straßenkind. Du

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