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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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mich nach einer diskreten Ecke umsah, wo wir uns unterhalten könnten. Wenn ich zu früh oder wenigstens halbwegs pünktlich gekommen wäre, hätten wir vielleicht noch Platz gefunden. Statt dessen mußte ich immer näher an ihn heranrücken und mich auf ungastliches, abwehrendes Territorium drängen. Die Anspannung zwischen uns vibrierte wie ein Elektrozaun.
    Verlegen stand ich da, mampfte meine Chips und knirschte ihm zwischen zwei Sätzen befangen ins Ohr, wobei mir der essigsaure Geruch und der Umstand, daß ich mir dauernd das Salz von den Fingern leckte, ständig bewußt war. Früher hätte mich so etwas nie gestört. Wahrscheinlich hätte er mit mir um die letzten Reste aus der Tüte gebalgt. Unsere kindliche Freundschaft war zersplittert wie Glas.
    Ich beschloß, ihm meine Geschichte trotzdem zu erzählen. Ich trank nicht viel, aber ich fühlte mich high und aufgedreht. Ich wurde immer lebhafter und aufgeregter, je länger ich redete, und paffte in jeder Atempause linkisch an einer Zigarette. Warren hörte ungerührt zu, während ich berichtete, was ich über die Message herausgefunden hatte, und ihm zu erklären versuchte, wie meiner Meinung nach der Markt manipuliert worden war und warum. Ich redete und redete, während er schwieg, atmete sein sanftes, moschusduftendes Aftershave ein und roch meinen eigenen Essigatem. Seine nußbraunen Augen glitzerten glasig vom Mangel an Interesse, wie Murmeln im Sand.
    Endlich erzählte ich ihm - ein bißchen entnervt, aber trotzdem triumphierend grinsend - was ich von ihm wollte. Das war meine Trumpfkarte. Wenn ihn das nicht reizte, würde nichts mehr helfen. Aber ich war zu einer Enttäuschung verdammt. Er war nicht begeistert.
    »Hast du irgendwelche Pillen geschluckt?« fragte er verdrießlich und nahm einen Schluck von seinem Gin.
    »Nein!« erwiderte ich empört und erbost. Ich hatte kaum das Recht, beleidigt zu sein, wenn ich bedachte, was er mich schon alles hatte einwerfen und - ungern gebe ich es zu - wieder auswürgen sehen. Aber diesmal war der Vorwurf nicht gerechtfertigt. Mein Blick war ein bißchen wild, zugegeben, aber ich hatte überhaupt nicht geschlafen und verdammt wenig gegessen. Warrens flache, kalte Reaktion auf meine brillante Geschichte machte mich rasend.
    »Du meinst, ich soll meinen alten Telecom-Overall wieder anziehen und Leitungen anzapfen?« Er sah mich nicht an.
    »Na klar. Du brauchst nichts weiter zu tun, als bei Broadwick in die Schaltzentrale zu spazieren, wo alle Sprech- und Datenleitungen zusammenlaufen, die Datenleitungen anzuzapfen und das Rauschen aufzunehmen. Einfach alles aufnehmen. Es muß da sein. Schau mal, Julian hat das Programm so eingerichtet, daß es läuft, wenn SEAQ läuft, okay? Die Message geht durch dieselbe geleaste Leitung raus, durch die auch alle anderen Informationen laufen, okay? Aber Eddie muß sie ändern können - also muß er auch hineinkönnen. Und ich wette, das tut er über einen PC mit Wählvorrichtung bei Broadwick & Klein.«
    »Das würde eine verdammte Ewigkeit dauern.«
    »Na und?«
    Warren sah mich immer noch nicht an. Er lehnte am Tresen, die Arme träge verschränkt, und beobachtete den Barmann, der geschäftig hin und her lief. Ich sah, wie geschwungen seine Wimpern waren, wie flach seine Nase, wie makellos geformt seine Ohren. Ich hätte gern sein Gesicht berührt, aber eine starre Barriere der Feindseligkeit hinderte mich daran. Er schob die volle Unterlippe über die Oberlippe und summte ein paar Sekunde lang.
    »Und weiter nichts, he? Wunderbar. Während ich in irgend nem Scheißkeller rumfummle, loggt er sich von woanders ein, schön außer Gefahr, höchstwahrscheinlich in seinem eigenen gemütlichen Zuhause. Wenn dein beknackter Cousin, wie hieß er gleich, ihm das alles installiert hat, dürfte das doch kein Problem für ihn sein, oder? Schon mal dran gedacht?«
    Daran hatte ich noch nicht gedacht. Es war so naheliegend, daß ich mir selbst einen Tritt hätte geben können. Und Warren hätte ich für seine Bockigkeit am liebsten gleich auch noch einen verpaßt. Und was die Sache noch schlimmer machte: Ich wußte nicht, wo Eddiejetzt wohnte. Dann fiel mir seine Message in meinem Computer ein. Er hatte mich gebeten, mich bei ihm zu melden; also mußte er seine Telefonnummer und möglicherweise sogar eine Adresse hinterlassen haben. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich meine Mailbox geleert hatte. Mein Computer war zu Schrott zertrümmert worden, aber meine Mailbox war ja noch intakt -

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