Pizza House Crash
Chicago Mercantile Exchange gehandelt wurden, in einem Volumen, das den Wert der eigentlichen, an der New Yorker Börse gehandelten Aktien übertraf.
Bei all dem - vor allem in den USA, wo es separate Börsen für Futures, Optionen und Aktien gibt - berechnet man mit Hilfe von Computern, wann man sich wie zwischen diesen einzelnen Märkten hin und her bewegt.
Dieser sogenannte »Programmhandel« in Futures und Aktienindex-Arbitragen ist großenteils beschränkt auf die USA und auf amerikanische Wertpapierhäuser. Programmhandel nannte man früher den Einsatz von Computern zur Berechnung der Ergebnisse beim Kauf oder Verkauf großer Wertpapierportefeuilles. Heute beschreibt man damit ungefähr alles, was mit einem Geschäft und einem Computer zu tun hat.
Eine Handvoll amerikanischer Investmentbanken beherrscht das Spiel der Index-Arbitrage. Ihre Computer überwachen die Futures und Optionen an der Chicago Mercantile Exchange und die zugrundeliegenden Aktien an der New Yorker Börse. Am Fälligkeitstag eines Terminkontraktes setzen sich die Computer - unter Berücksichtigung der Spesen sowie der zu kassierenden Dividenden - in Gang und berechnen, ob die beiden Kurse an den beiden Börsen unterschiedlich genug sind, um auf dem einen Markt zu kaufen und auf dem anderen mit Gewinn zu verkaufen.
Diese Technik erfordert, daß der Computer den Kursvergleich und die Ausführung einer Transaktion automatisch vornimmt. In den USA geschieht das hauptsächlich durch das Kleinorder-System der New Yorker Börse, NASDAQ, ein System, das dazu dient, kleine Orders über tausend Aktien oder weniger zu verarbeiten. Die Computer übernehmen hier das Kommando und bestimmen ohne Angst und ohne Verstand den besten Kurs. Als das Chaos im Markt seinen Höhepunkt erreichte, mußte die New Yorker Börse dieses System abschalten, weil man fürchtete, es werde den Markt weiter in die Knie zwingen.
Eine andere Form des Programmhandels im Zusammenhang mit den amerikanischen Aktien- und Terminbörsen ist die Portfolio-Versicherung. Damit sichern Pensionsfonds und Großanleger ihre Einlagen ab; sie versichern ihre Portefeuilles buchstäblich, wie man sein Eigentum versichert - was ich allerdings im Falle meiner Wohnung in einem Hochrisiko-Mietkomplex in Bow nicht getan oder, besser gesagt, nicht gekonnt hatte.
Großinvestoren sind nicht unbedingt daran interessiert, ihre Papiere zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen oder auch zur Vermeidung von Verlusten bei sinkenden Kursen zu verkaufen.
Der Verkauf ihrer Aktien bei sinkenden Kursen würde den Markt noch weiter drücken und damit den Wert der Aktien, die sie noch halten, verringern. Statt dessen teilen sie ihre Portefeuilles in Aktien und in sichere Staatsanleihen und Pfandbriefe auf und wechseln zwischen diesen Investmenttypen hin und her. Statt Aktien zu verkaufen, wenn die Kurse fallen, verkaufen die Pensionsfonds Futures. Wenn sie bei hohen Kursen einen Index-Future verkaufen, wissen sie, daß sie ihr Geld bereits gemacht haben, wenn der Markt und infolgedessen der Index fällt. Wenn sie verkauft haben und der Index steigt, verlieren sie nur die Optionsprämie für den Terminkontrakt - einen Bruchteil dessen, was die zugrundeliegende Aktie wert ist, deren tatsächlicher Wert steigt. Lauter lächelnde Gesichter ringsum, und die Computer sorgen dafür, daß das Gleichgewicht stimmt: daß die Investoren Aktien halten, wenn die Kurse steigen, und Futures verkaufen, wenn sie fallen.
Beim Crash ging die Sache schief. Einmal von der Kette gelassen, erwarteten die Bären in Chicago, daß die Aktienkurse weiter fallen würden, und die Index-Futures sausten sehr viel schneller sehr viel tiefer in den Keller als die Aktien... Statt der üblichen ein bis zwei Punkte Differenz zwischen Aktien- und Futures-Index klaffte dort eine gähnende Lücke von zwanzig, fünfundzwanzig, ja dreißig Punkten. Anstelle einiger Prozent vom Wert des Portefeuilles betrugen die Prämien der Portfolio-Versicherung für Futures halb soviel wie der erwartete Verlust an den Aktien. Wenn die Kornpreise an einem Tag um mehr als fünf Cent pro Scheffel fallen, wird wenigstens der Handel eingestellt. Bei den Index-Futures gab es eine solche weiße Fahne nicht.
Die Londoner Börse war noch schlimmer gekracht als die New Yorker, obwohl der Erfassungsbereich für die computergestützte Arbitragen- und Portfolio-Versicherung begrenzt war. Die Senkrechtbewegung war durch Computer- und Terminbörsen nicht wegzuerklären. In der City gab
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