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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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er deutete unbestimmt in Richtung Stadt und meinte wohl das Labor damit, »macht sich langsam ganz schön Frust breit. Bei dem Zeug muss es sich offenbar um etwas ganz Seltenes handeln. Und vom Verdächtigten bekommen wir natürlich auch keinen Anhaltspunkt.«
    »Na klar, der junge Bertollini hat ja auch keine Ahnung, wie das Flascherl in seine Jacke gekommen ist. Geschweige denn, was sich darin befand«, konterte Palinski leicht feindselig.
    »Dann frage ich mich nur, wie seine Fingerabdrücke draufgekommen sind?«, stellte der Inspektor mit leisem Triumph in der Stimme fest.
    »Seine Fingerabdrücke sind …?« Das hatte Palinski nicht gewusst, und das war gar nicht gut. Also wirklich nicht. Nein, das war keine gute Nachricht.
    Aber auch dafür würde sich sicher bald eine plausible Erklärung finden.

     
    *

     
    Der 71-jährige Hans Hermann Prodinger und sein Schäferrüde Vickerl, ein ehemaliger Polizeihund, der mit seinem Herrl in Pension gegangen war, genossen den milden Herbsttag auf einem ausgedehnten Spaziergang durch das Grünland im Nordwesten Wiens. Zunächst waren die beiden mit dem Autobus von Grinzing auf den Kahlenberg gefahren. Von hier aus wollten sie zur Josefinenhütte auf eine Jause und später weiter auf den Leopoldsberg.
    Aber schon nach vielleicht 300 Metern auf dem Weg zur Josefinenhütte wurde Vickerl plötzlich unruhig und begann, wie wild und scheinbar völlig unmotiviert zu bellen. Gleichzeitig zerrte er in eine bestimmte Richtung in den Wald, und dem früheren Hundeführer war sofort klar, dass sein ›Partner mit der kalten Schnauze‹ etwas entdeckt haben musste. Erfahrungsgemäß waren die professionellen Entdeckungen Vickerls immer eher unangenehmer Natur. Und das war sehr dezent formuliert.
    Vorsichtig folgte Prodinger Vickerl ins Dickicht des Wienerwalds zu der Stelle, an der der Hund mit der Schnauze in einen Haufen Herbstlaub eintauchte und gleichzeitig durch seine Körperhaltung anzeigte, dass er hier eine Leiche gefunden hatte. Und tatsächlich, als der Expolizist die oberste Schicht Laub abgetragen hatte, wurde zunächst der entblößte Oberkörper und dann der Kopf einer Frau mittleren Alters sichtbar. Einer hübschen, gut gewachsenen Frau, deren Gesicht Prodinger irgendwie bekannt vorkam. Er hatte sie bereits einmal gesehen, da war er sich ganz sicher. Auch wenn er im Moment nicht wusste, wo, und schon gar nicht, wie ihr Name war.
    Prodinger besaß zwar ein Handy, und das als Ersatz für einen Festnetzanschluss, den er in seiner jetzigen kleinen Wohnung nicht mehr hatte. In seinem Alter war der ehemalige Polizeibeamte aber nicht mehr daran zu gewöhnen gewesen, dieses ›Telefonierding‹ immer auch einzustecken und mit sich herumzutragen.
    Daher musste er einige Zeit warten, bis er ein weiter oben am Spazierweg vorbeikommendes Paar durch lautes Rufen und heftiges Gestikulieren dazu bringen konnte, die Polizei zu alarmieren. Dann setzte er sich neben seinen Hund auf den Boden und wartete, bis die ehemaligen Kollegen am Ort des Leichenfundes eintrafen.
    Prodinger nutzte die Zeit, um nachzudenken und sich fest vorzunehmen, sein Mobiltelefon in Zukunft besser vielleicht doch mitzunehmen. Falls er es nicht wieder vergaß, das nächste Mal, wenn er nochmals eine Leiche finden sollte.

     
    *

     
    Ehe Palinski sich auf den Weg zu Grissly machte, um den Anwalt Lorenzos über sein Gespräch mit Heidenreich zu informieren, musste er erst noch eine seiner Meinung nach völlig überflüssige Pflichtübung hinter sich bringen. Warum? Weil er es Wilma vor zwei Wochen versprochen und sie ihn seither jeden Tag daran erinnert hatte.
    Also stand er jetzt vor jenem Kasten in Wilmas Wohnung, in dem sich seine eher selten getragene Garderobe befand. Also die stadtfeine Kleidung, die man von ihm bei einem Anlass wie einer Hochzeit nun einmal erwartete. Ja, erwarten durfte, wie er zugeben musste.
    Statt der kommoden Jeans und Schnürlsamthosen, die er jeden Tag zu tragen pflegte. Mit Pullover, Strickjacke oder ausnahmsweise auch einmal mit Sakko. Einem mit Lederflecken an den Ellbogen.
    Aber Hochzeit war Hochzeit, auch wenn sie vorerst nur vor dem Standesbeamten stattfinden sollte. Für diesen Fall musste Palinski wohl oder übel das sich selbst auferlegte Anzug- und Krawattenverbot verletzen.
    Apropos verletzen. Dass Wilma allen Ernstes vermutete, der gute dunkle Anzug könnte ihm nicht mehr passen, hatte ihm wirklich ein wenig zugesetzt. Gut, er hatte in den Jahren, die er das gute Stück

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