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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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nicht mehr angehabt hatte, sicher ein, zwei Kilo zugenommen. Aber sowohl Hose als auch Sakko waren ihm seinerzeit um einiges zu weit gewesen. So viel, dass er jetzt ohne Weiteres auch fünf zusätzliche Kilogramm, die er ja ohnehin nicht hatte, unterbringen hätte können.
    Lässig fuhr er mit beiden Beinen in die Hose und zog sie hoch. Oder besser, versuchte, sie hochzuziehen. Zwar gelang es ihm, den Hosenbund fast bis zur Leibesmitte hochzubekommen, dann aber war Schluss. Da half auch kein Baucheinziehen, Atemanhalten oder sonst etwas. Um die Hose auch schließen zu können, müsste er den rund 15 Zentimeter breiten Abstand zwischen dem Knopf auf der einen und dem Loch auf der anderen Seite überbrücken.
    Das war der falsche Anzug, ja, das musste der falsche Anzug sein. Er hatte vor dem dunklen Anzug, den er eigentlich suchte, einen anderen besessen, der genau so ausgesehen hatte. Den hatte Wilma wohl ebenfalls aufgehoben, sonst hätte er ihn jetzt ja nicht erwischen können. Die Gute konnte halt nichts wegwerfen.
    Erwartungsvoll zeppelte er, die zu enge Hose wie eine lose Fußfessel um die Knöchel flatternd, zum Kasten und blickte hoffnungsfroh hinein. Aber da war nichts mehr außer dem beigen Kakianzug, der ihm vorigen Sommer noch gepasst hatte. Oder war das vor zwei Jahren gewesen?
    Ah, da war ja noch der schwarze Blazer, der im Büro hing. Mit der dunkelgrauen Flanellhose hier, er holte das gute Stück von einem einsamen Kleiderbügel, würde er auf dem Standesamt sicher auch eine sehr gute Figur machen.
    Zwei Minuten später stand fest, dass der Abstand zwischen Knopf und Knopfloch am Bund zwar nur knapp zwölf Zentimeter betrug, aber bis zum Standesamttermin unüberbrückbar war.
    Verdammt, was war da eigentlich los? War die Kleidung etwa feucht geworden und daraufhin eingegangen? Oder hatte Wilma die Sachen zu heiß gewaschen? Wenn sie schlechter Laune war, wusch sie alles in der Waschmaschine, was ihr in die Hände kam. Und wenn’s ein Smoking war. Halleluja.
    Bekümmert drehte er sich halb um und betrachtete seine Kehrseite. Wenn er daran dachte, dass auch er einmal, wie hieß das heute gleich so treffend, einen richtigen Knackarsch gehabt hatte, packte ihn die Wehmut.
    Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, ihm war über die Jahre hinweg schlicht und ergreifend das ›n‹ abhandengekommen.
    Palinski versuchte, sich frei von dem Anflug an Selbstmitleid zu machen, der ihn gerade einzuholen drohte.
    Was soll’s?, dachte er sich. Jede Jahreszeit hatte ihre schönen Seiten. Alles, was er jetzt auf seine alten Tage tun musste, war, sich einen neuen dunklen Anzug zu kaufen. Was ihn zwar aus mehreren Gründen magerlte, vor allem, weil Wilma wieder einmal recht gehabt hatte. Aber auch, weil er es etwas übertrieben fand, wegen einer Hochzeit einige 100 Euro nur für einen Anzug ausgeben zu müssen.
    Andererseits, Tina und wahrscheinlich auch Harry würden ebenfalls eines Tages heiraten, und da würde sich dann der neue Dunkle sicher nicht schlecht machen. Er musste nur achtgeben, dass er nicht weiter zunahm und ihm der Anzug dann wieder nicht passte.
    So gesehen waren die paar 100 Euro sogar gut investiert, sozusagen als Eintrittsgeld in eine ernährungsbewusstere Zukunft. Das würde Wilma sicher auch gefallen. Jetzt musste er sich aber rasch ein Taxi rufen, sonst schaffte er das heute alles nicht mehr.

     
    *

     
    Die Reaktion seiner Kollegen auf die weibliche Leiche im herbstlichen Laub des Wienerwaldes bestätigte Prodingers Verdacht, dass es sich dabei um die sterblichen Überreste einer relativ prominenten Person handeln musste.
    »Jo sog amoi, is des ned …«, stammelte der erste Beamte. »Mia foid da Naume ned ei, oba die Oide is haas, die woa erst vor Kurzem im Fernsehen.«
    »Des is doch die mit da Sendung, wos die deppaten Nockaten vahaun, mit ana Peitschn und so«, wusste der andere, der offenbar Kabelfernsehen zu Hause hatte. »Und die kennan goa nimma aufhearn vur lauta Glickseligkeit. Die perversn Schweindln, die. Oba a Hetz woas scho.«
    »Jo, jo«, sinnierte der erste, »und jetz is tot. So schnö ged des.«
    Dann rief der dienstältere der beiden Polizisten seinen Vorgesetzten im Kommissariat Döbling auf der Hohen Warte an und informierte ihn. Der wieder meldete den offensichtlichen Mord, denn die arme Frau hatte neben Kopfverletzungen vor allem eine Stichwunde am Rücken, direkt auf Höhe des Herzens, sofort der Kriminalabteilung.
    Franka Wallner seufzte schwer auf. Ihre

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