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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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erstklassige Fingerabdrücke drauf sein.
    Florian zahlte am Tresen. Während er auf sein Retourgeld wartete, nahm er wahr, wie der Kavalier vom Nebentisch wieder an seinem Tisch Platz genommen hatte. Bei dem musste wohl etwas mit der Verdauung nicht stimmen, so lange, wie der am Abort gewesen war.
    Als Florian endlich auf die Straße getreten war, war von Marika und ihren beiden Begleitern nichts mehr zu sehen. Sie waren eingetaucht in die riesige Menschenmasse, die zur ›Demonstration gegen die Gewalt‹ erschienen war. Da machte das Suchen nach ihnen wohl wenig Sinn.
    Na gut, da konnte man eben nichts machen. Florian fand, dass er heute ohnehin recht erfolgreich gewesen war.
    Was Palinski wohl sagen würde, wenn er ihm berichtete, dass sich Alfredo, der mittlere der drei Bertollini-Brüder, gerade vorhin mit Marika Sanders getroffen hatte?

     
    *
    Inzwischen war auch der Halter des cremefarbenen Mercedes 200 D, Baujahr 1983, mit dem amtlichen Kennzeichen ›W 12 344 L‹ ausfindig gemacht worden. Es handelte sich dabei um einen gewissen Ferdinand Passwenger, wohnhaft in Wien 21, Pius-Parsch-Platz 12.
    Sofort nach Eintreffen der Meldung hatte Chefinspektor Helmut Wallner vom Landeskriminalamt zwei Beamte losgeschickt, um den Mann noch heute vorläufig festzunehmen und zur Vernehmung im Präsidium vorzuführen.
    Jenseits der Donau stellte sich dem Vorhaben allerdings ein unüberwindbares Hindernis in den Weg. In dem Wohnhaus Pius-Parsch-Platz 12 gab es keinen Bewohner mit dem Namen Passwenger. Vom Hausmeister der Nummer 10 mussten die Polizisten erfahren, dass Ferdinand Passwenger vor einiger Zeit, ›einem knappen Jahr oder so‹, wie der Majordomus schätzte, verstorben war. Nein, jetzt erinnere er sich wieder genau, Selbstmord begangen hatte.
    Ja, da gebe es angeblich auch eine Frau und Kinder, aber wo die jetzt wohnten? Keine Ahnung.
    Also alles wieder zurück an den Start. Dem Umstand, dass ein Mitarbeiter Wallners mit dem heutigen Journalbeamten im Wiener Meldeamt hin und wieder zum Kegeln ging, war es zu verdanken, dass relativ rasch nach der Pleite in Floridsdorf drei infrage kommende Adressen vorlagen. Die eines Viktor Passwenger in Simmering, eines Dr. Rupert Passwenger in Hietzing und einer Yvonne Passwenger in der Heiligenstädterstraße in Döbling.
    Der massierte Einsatz der Polizei bei der Demonstration in der Inneren Stadt hatte zur Folge, dass in den Abendstunden in den Kommissariaten lediglich Journaldienst gemacht werden konnte. Um die drei Adressen aufzusuchen, herauszufinden, welcher Passwenger der gesuchte war, und den Mann oder die Frau in der Folge zum Schottenring zu bringen, war einfach kein Personal vorhanden.
    Helmut Wallner hatte daher zwei Optionen: Entweder er verschob die weiteren Aktivitäten auf morgen, oder er zog selbst los, um die beinharte Feldarbeit zu erledigen.
    Ein Anruf aus dem Innenministerium schaffte ihm die Qual der Wahl vom Hals. Der Herr Minister hatte das dringende Bedürfnis, den leitenden Beamten in der Causa ›Nora Bender-Nicerec‹ zu sprechen, und das möglichst gleich.
    Arthur würde wohl nie erfahren, welch hohem Herrn er seine vorläufig letzte Nacht in Freiheit und mütterlicher Geborgenheit zu verdanken hatte.

     
    *

     
    Bis auf ein kleines Handgemenge, das entstanden war, als einige PGÖ-Rabauken unbedingt, also im Zweifel offenbar sogar mit Gewalt, durchsetzen wollten, dass nach dem Erzbischof und dem Bundespräsidenten auch ihr Spitzenkandidat Paul Nordbuck zu den rund 120.000 Menschen im Herzen Wiens sprechen durfte, war die beeindruckende Demonstration bisher völlig friedlich verlaufen.
    Jetzt sprach gerade Martha Berbeck, die die ermordete Kandidatin schon aus Volksschultagen kannte, und berührte mit ihren schlichten Worten des Gedenkens die Demonstranten auf eine faszinierende Art und Weise. Danach sollte Lucia Nicerec, die ›geliebte Tochter der Verblichenen‹, das Wort ergreifen. So hatte sie der betont auf Würde und Trauer bedachte Fernsehkommentator den angeblich mehr als eine Million Zusehern zu Hause vor den Fernsehschirmen vorgestellt.
    Ja, tatsächlich, mehr als eine Million Zuschauer, und das zur Primetime. Ein Wahnsinn, die machtvolle Demonstration gegen die Gewalt war ein echter Quotenhit, trotz ›Traumschiff‹ im anderen Programm.
    Als Florian im Büro eintraf und es kaum erwarten konnte, seinen Chef über die jüngsten Entwicklungen zu informieren, schaltete Palinski den Fernseher aus, und der Quotenhit hatte einen Zuseher

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