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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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ausgegangen.
    »Schnell«, der Ministerialrat stieß den Chefinspektor an, »gehen wir, ehe er ein neues Gespräch beginnt.«
    Der Minister war mit dem Gardemaß von gut zwei Metern deutlich größer als seine beiden auch nicht gerade klein gewachsenen Beamten. Leutselig, oder was der Mann zumindest dafür hielt, schüttelte er den beiden die Hand. Dabei fühlte sich die seine irgendwie an wie … eine tote Forelle, die vor einer Woche ihren letzten Zucker gemacht hatte. Irgendwie schlitzig, schleimig, völlig ohne eigene Energie. Wenn ihm der Mann eine Prothese hingehalten hätte, Wallner hätte den Unterschied gespürt. Aber in positiver Hinsicht. Es war wie in dem bösen Witz mit dem Glasauge des SS-Mannes, das menschlicher blickte als sein echtes. Auf jeden Fall war ihm der Mann noch unsympathischer, als er es aufgrund von Fotos und Fernsehbildern ohnehin gewesen war.
    »Schön, Herr Chefinspektor«, begann er, »dass wir einander auch persönlich kennenlernen. Jetzt berichten Sie einmal über den aktuellen Stand in der Sache ›Nora Bender-Nes…, Nid…‹, na, Sie wissen schon, wen ich meine.«
    Wallner referierte über den Hinweis des Zeugen, auf die groß angelegte Suchaktion nach dem Tatort und darauf, dass die Verhaftung eines Verdächtigen unmittelbar bevorstand. »Wir hätten uns den Mann schon heute Abend geholt«, erklärte er, »aber unsere gesamte Mannschaft ist in die Innenstadt zu dieser Demonstration abkommandiert worden.« Er zuckte mit den Achseln. »Aber morgen früh gehört er uns.«
    »Gut, gut«, meinte der Minister, aber es klang nicht so, als ob das auch seine ehrliche Meinung wäre. »Ja, ja, die Demonstration, damit haben wir verhindert, dass diese … Hansln vom Demokratischen Zentrum eine Heldensaga aus der Geschichte machen.« ›Hansln‹ hatte überaus abfällig geklungen. »Das hat heute ja sehr gut geklappt. Aber wir können jetzt nicht jeden Tag bis zu den Wahlen Demonstrationen ansetzen, um diese Hirnis ruhigzustellen.« Jetzt lachte er verächtlich. »Daher liegt der Regierung viel«, er blickte Wallner von oben herab an, »sehr viel daran, dass die Sache so rasch wie möglich aufgeklärt und als ganz normaler, gemeiner Mord ohne jeglichen politischen Hintergrund dargestellt wird. Was er ja auch ist, wie Sie und ich wissen.« Dabei blickte er Wallner nachdrücklich und mit einer gewissen Härte direkt ins Gesicht. »Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Dem Chefinspektor war es völlig unerklärlich, wie Freund Schneckenburger je auf die Idee hatte kommen können, dass dieser widerliche Mensch unsicher war. Falls dem wirklich so sein sollte, dann konnte der Minister das zumindest hervorragend verbergen. Aber bitte, das war damals eine Geschichte im Suff gewesen, vielleicht hatte er den Ministerialrat auch nur falsch verstanden.
    Wallner hatte bis dahin mehrere Minister überlebt und war nicht so leicht ins Bockshorn zu jagen. Darüber hinaus hatte er auch einen guten Bekannten bei einem Meinungsforschungsinstitut, und der schwor Stein und Bein, dass es in der nächsten Regierung keinen Innenminister dieser Partei geben würde. »Derzeit sieht es zwar so aus, als ob es sich um einen stinknormalen Mord oder Totschlag handeln würde«, erwiderte er daher äußerlich unbeeindruckt. »Aber wir kennen natürlich das Motiv des Täters noch nicht. Da kann man die eine oder andere Überraschung nicht ausschließen«, fügte er fast keck hinzu.
    »Also ein politischer Mord kommt mir nicht infrage«, der Minister wirkte erregt. »Damit brauchen Sie mir gar nicht kommen, hören Sie?« Er holte ein Taschentuch hervor und wischte sich einige Schweißtropfen von der Stirn. »Das wäre inakzeptabel, hören Sie? Inakzeptabel!« Jetzt brüllte der Minister förmlich. »Damit brauchen Sie mir gar nicht kommen, hören Sie? Wagen Sie es ja nicht!« Ohne sich weiter um die beiden Besucher zu kümmern, drehte sich Dr. Eislinger um und verließ das Büro durch eine kleine Tür.
    »Das ist das ministerielle Scheißhaus«, klärte der erkennbar frustrierte Ministerialrat den Chefinspektor auf. »Und er hat einen nervösen Magen. Einen sehr nervösen Magen. Da kotzt er sich jetzt aus, dann leckt er seine Wunden und holt sich vielleicht einen runter. Wer weiß das schon genau. Auf jeden Fall ist er nachher immer etwas entspannter.« Er schob Wallner in Richtung Ausgang. »Wie auch immer, die Audienz ist damit beendet.«
    Der Chefinspektor wollte das alles nicht so recht glauben, doch ein dumpfes,

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