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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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die Gewalt‹ von gestern Abend gerade an der Stelle angelangt, an der Lucia Nicerec, die Tochter des ermordeten ›Eisernen Besens‹, zu den Massen sprechen sollte.
    Zunächst zeigte die Kamera in der Totalen, wie eine junge Frau auf die improvisierte Bühne kletterte und sich hinter das Mikrofon stellte. Dann zoomte sich das elektronische Wunderkastl ganz dicht heran und zeigte das Gesicht der Tochter in gnadenloser Nahaufnahme. Sogar eine kleine Fieberblase auf der Unterlippe links war nicht zu übersehen.
    Also, dieses Gesicht war Palinski einmal begegnet, da war er sich ganz sicher. Und dann, nachdem die junge Frau die ersten Worte zu den Menschen gesprochen hatte, wusste er auch, wo.
    Ihre Stimme war es, die es ihm verraten hatte. Die er mit der Frage ›Können Sie so nett sein und mir das Salz borgen?‹ noch sehr, sehr präsent im Gehörgang hatte.
    Die Frau auf dem Bildschirm war, und da gab es nicht den geringsten Zweifel daran, ›the one and only Lou‹, die herrlichste Muschi westlich des Urals. Die anfangs der Woche neben Palinski im Kaiser gesessen war und dabei ganz auf ihren Kürettagetermin vergessen hatte.
    O Mannomann, war die Welt klein – und erst Wien. Ob, wie hieß er noch schnell, ja, Simmi auch irgendwo in der Menge stand?
    Die beiden waren also Tochter und Mann von Nora Bender-Nicerec? Wer hätte das gedacht.

7.
    Freitag, 25. Oktober – während des Tages

     
    Als Palinski wach wurde, war ihm zunächst nicht klar, wo er sich befand. Er kannte das als untrügliches Zeichen dafür, dass er am Abend vorher mehr getrunken hatte, als gut für ihn war. Das kam bei ihm zwar nicht sehr oft vor, aber doch von Zeit zu Zeit. Da half nur eines, nochmals einige Minuten die Augen schließen und an den Start zurückgehen.
    Als Palinski die Augen an die drei Minuten später neuerlich öffnete, wusste er allerdings noch immer nicht, wo er sich befand. Er blickte auf seine Armbanduhr, es war kurz vor 7 Uhr, und die Lichtverhältnisse waren völlig andere als sonst um diese Zeit. Sowohl das Schlafzimmer in Wilmas Wohnung als auch sein Dormitorium im Institut für Krimiliteranalogie lagen gen Osten und waren daher morgens relativ hell. Dieser Raum hier lag in satter Dunkelheit, wahrscheinlich ging das einzige Fenster gegen Norden oder Westen.
    Langsam richtete er sich auf der viel zu weichen Couch auf, auf der er offenbar die letzten Stunden verbracht hatte, in Unterwäsche und unter einer dunkelblauen Wolldecke. Sein Rücken schmerzte zum Gotterbarmen, wie immer, wenn er nicht hart genug gelegen war. Und die Blase war, na, darauf wollte er jetzt lieber nicht näher eingehen. Das konnte sich ohnehin jeder vorstellen. Dagegen sollte er möglichst bald etwas unternehmen.
    Der lästige Druck war aber gar nichts im Vergleich zu dem Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn befiel, als ihm bewusst wurde, nicht die geringste Ahnung zu haben, wo er sich eigentlich befand.
    Man musste sich das nur einmal vorstellen: Heute Abend wollte er seinen Abschied als Junggeselle feiern und morgen seine geliebte Wilma heiraten. Und jetzt lag er da in einer fremden Wohnung und hatte keine Ahnung von nichts. Er wusste nicht, wo er war, warum er war, was er war und wie er hierhergekommen war. Und vor allem fehlte ihm auch die Erinnerung an die letzten Stunden.
    Da war nix, niente, nitschewo. Es war schlimm.
    Jetzt fehlte nur noch, dass irgendeine schöne fremde Frau ins Zimmer kam und ihn ›Liebling‹ nannte.
    »Guten Morgen, Mario.« Vera Asbinova, der Name war Palinski sofort wieder eingefallen, hatte den Raum mit einem Tablett mit zwei Häferln Kaffee und einem Teller mit Keksen betreten. »Na, hast du gut geschlafen?«
    Sie stellte das Tablett auf dem kleinen Couchtisch ab und setzte sich neben ihren Schlafgast.
    Offenbar befand er sich in der Wohnung der Physiotherapeutin. Bloß, wie war er hierhergekommen? Und vor allem, warum? Was ihm ein wenig Hoffnung machte, war, dass sie ihn nicht ›Liebling‹ genannt hatte.
    »Danke, es geht so«, antwortete Palinski unverbindlich auf die Frage der Hausherrin. »Noch besser wird es mir gehen, wenn Sie mir verraten, wo ich das … Badezimmer finden kann.«
    »Die zweite Türe neben dem Eingang«, erklärte die Asbinova bereitwillig und deutete nach draußen. Schnell zog er sein Hemd an, fuhr in die Hose und machte sich bloßfüßig auf den Weg.
    Im Vorzimmer streifte Palinski unabsichtlich das kleine Tischerl, wodurch einige der darauf liegenden Papiere zu Boden segelten. Beim

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