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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Aufheben fiel ihm eine handschriftliche, aus mindestens zehn vielstelligen Zahlen-Buchstaben-Kombinationen bestehende Liste im Format DIN-A5 und dem Werbeaufdruck eines Versicherungsmaklers auf. Eines gewissen Johannes Matik im 8. Bezirk, mit Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Homepage.
    An dem Wisch befand sich, mit einer Büroklammer fixiert, ein Bündel Abschnitte, die jeweils Einzahlungen für das vierte Quartal an verschiedene Versicherungen belegten. Insgesamt mehr als 2.000 Euro, die Einzahlungen waren alle am selben Tag am Postamt Wien 1093 erfolgt.
    Neugierig, wie Palinski nun einmal war, und auch noch nicht wirklich klar im Kopf, legte er das kleine Konvolut an Papieren nicht wieder an seinen Platz zurück, sondern nahm es mit auf das Häusl. Dort setzte er sich ganz gegen seine sonstige Gewohnheit nieder, um die Zettel gleichzeitig mit dem, was eben zu tun war, in Ruhe genauer studieren zu können.
    Und tatsächlich, bei den einzelnen Zahlenkombinationen musste es sich um Policennummern handeln. Die auf den einzelnen Abschnitten bestätigten Einzahlungen sprachen eine ganz deutliche Sprache. Allem Anschein nach handelte es sich dabei um die entsprechenden Prämien.
    Irgendwie fühlte sich Palinski jetzt schlecht. Erleichtert, aber schlecht. Immer diese verdammte
Neugier. Wenn er wenigstens keine Skrupel gehabt hätte. Aber nein, zuerst musste er seine Nase überall hineinstecken, und gleich darauf genierte er sich schrecklich dafür. Es war immer das Gleiche.
    Als er den geheiligten Ort nach dem Händewaschen verlassen hatte und die Liste samt Anhang gerade wieder an ihren Platz legen wollte, hörte er, wie die Frau hinter ihm aus der Küche kam und ins Vorzimmer trat.
    »Sie wollen doch sicher auch einen Orangensaft, oder?«, rief sie ihm nach, und ihre Freundlichkeit ließ Palinski sich noch schlechter fühlen. Vor allem aber hinderte ihn ihre Gegenwart daran, die ›ausgeborgten‹ Unterlagen wieder an ihren Platz zu legen. In einem leichten Anflug von Panik stopfte er sich die Papiere daher unter das Hemd und in die Hose.
    »Jjjja, gern«, stammelte er und hoffte, dass ihr seine hastige Schadensbegrenzung entgangen war.
    Wie immer, wenn ihm etwas besonders peinlich war, begann Palinski, ganz einfach zu reden. Das war so eine Art Flucht nach vorne, ein Ablenkungsmanöver. Oft gab er in solchen Situationen nur Sinnloses von sich, heute hatte er aber ein durchaus berechtigtes Interesse an der Antwort auf seine nächste Frage. »Jetzt würde mich aber etwas anderes interessieren: Gibt es eigentlich etwas, wofür ich mich entschuldigen muss?«
    Die Asbinova blickte ihn versonnen lächelnd an und sagte nichts. Sie sah genau so aus wie jemand, der eine angenehme Erinnerung vor seinem geistigen Auge nochmals ablaufen lässt, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte doch nicht gar …
    »Vielleicht darf ich es etwas anders formulieren und nochmals fragen: Habe ich oder haben wir letzte Nacht etwas getan, was ich in Hinblick auf meine morgige Heirat bereuen müsste?« Das war ja nicht das Problem, nein. »Also …, was ich meine, ist: Gibt es etwas, das mir ein schlechtes Gewissen bereiten sollte?«
    Inzwischen war seine Hilflosigkeit für die Psychotante, die da in einem etwas knappen Morgenmantel neben ihm saß und mit ihren, na, sicher nicht mehr als höchstens … 45 Jahren also wirklich, schon eher sehr gut aussah, sicher evident geworden. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum sie jetzt lachte. Ein vordergründig freundliches, in Wirklichkeit wahrscheinlich aber ironisches, ja vielleicht sogar spöttisches Lachen lachte.
    Palinski war neuerlich verunsichert. Lachte die Frau über seine momentane Situation, seine Gedächtnislücken, oder lachte sie ihn aus? Hatte er möglicherweise …? Er hatte diesbezüglich noch nie Probleme gehabt, zumindest nur selten und vor allem keine, mit denen Wilma nicht fertig geworden wäre. Also für ihn hätten sie Viagra nicht entwickeln müssen. Aber gut, demnächst hatte er seinen 48. Geburtstag, und einmal war immer das erste Mal. Also, das wäre ihm aber schon recht unangenehm.
    Neuerlich lächelte die Asbinova, und diesmal war es ein gutes Lächeln, schien es Palinski. Warm, herzlich und ohne Hintergedanken. »Ich kann dich beruhigen, Mario«, bemerkte sie, »es gibt nichts zu bereuen und nichts, wofür wir uns schämen müssten. Weder du noch ich. Was wir getan haben, war mit die natürlichste Sache der Welt.«
    Wusch, das war jetzt ein harter Schlag gewesen. Die

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