PJ-Farmer3_Das_Dungeon.doc
Cuadrilla zurück in die Mitte der Arena und fing den Stierkampf direkt an. Seine Männer wurden mit dem ungewohnten Verhalten des Stiers gut fertig, den Afuan oder ein anderer Hochgeborener offensichtlich beliebig aus den sechs kyrogenisch gelagerten Stieren ausgesucht hatte. Zum Glück war jeder Stier ein wenig anders, und Jim erkannte die Unterschiede, so daß es ihm gelang, sich an das Verhaltensmuster des Stiers in dem Augenblick anzupassen, in dem er in die Arena gestampft kam.
Trotzdem hatte er mit ihm ebenso wie in der Arena auf Alpha Centauri III alle Hände voll zu tun. Darüber hinaus wurde der kleine Freiraum, der für seine Gedanken blieb, vollständig von Afuans Bemerkung über seinen Ehrgeiz eingenommen. Die Prinzessin besaß eindeutig einen fast tödlichen Scharfblick.
Der Stierkampf ging weiter und trat schließlich in sein Endstadium. Dieser Stier behielt im Gegensatz zu seinem Artgenossen auf Alpha Centauri III bis zu dem geplanten Punkt in der Programmierung seine volle Stärke. Schließlich hob Jim fast direkt vor der kaiserlichen Loge sein Schwert über die Hörner für den Todesstoß. Danach zog er sein Schwert wieder heraus, drehte sich um und ging einige Schritte auf den Kaiser zu - sowohl aus eigenem Interesse an der Reaktion des Kaisers auf das Spektakel als auch deshalb, weil Ro ihm auf dem Schiff gesagt hatte, daß von ihm erwartet wurde, nach Abschluß seiner Darbietung dem Kaiser seine Referenz zu erweisen. Er ging bis zu der Bande selbst und sah schräg nach oben in das Gesicht des Kaisers, der nur wenige Meter von ihm entfernt saß. Der Kaiser lächelte herab. Seine Augen schienen ungewöhnlich hell zu leuchten - obwohl Jim plötzlich entdeckte, daß sie ins Leere blickten.
Der Kaiser lächelte breiter. Ein dünner Speichelfaden lief aus einem Mundwinkel. Sein Mund öffnete sich, und er sprach zu Jim.
„Wah“, sagte er, lächelte die ganze Zeit und starrte direkt durch Jim hindurch. „Wah.“
Kapitel 5
Jim blieb bewegungslos stehen. Nirgends fand sich eine Andeutung darauf, wie er sich verhalten sollte. Die restlichen Hochgeborenen in der kaiserlichen Loge - eigentlich alle Hochgeborenen in Sichtweite - schienen absichtlich den Anfall oder Gehirnschlag oder was immer es auch war, das den Kaiser gepackt hatte, völlig zu ignorieren. Nach Jims Einschätzung wurde das offensichtlich auch von ihm erwartet. Afuan und alle anderen, die in der kaiserlichen Loge saßen, verhielten sich einfach so, als sei der Kaiser in eine Privatunterhaltung mit Jim vertieft. Diese Reaktion, die keine Reaktion war, war so überzeugend und heftig, daß sie etwas von der gleichen hypnotischen Qualität gewann, die Afuan vorher eingesetzt hatte. Der einzige Unterschied in diesem Fall war die vorherrschende Entschlossenheit, nicht nur Jim, sondern auch sich selbst davon zu überzeugen, daß das, was dem Kaiser dort geschah, nicht wirklich passierte.
Dann war auf einmal alles vorbei. Der Speichel verschwand vom Kinn des Kaisers, als habe eine unsichtbare Hand ihn weggewischt. Sein Lächeln wurde fester, und seine Augen richteten sich direkt auf Jim.
„. wir sind darüber hinaus sehr stark daran interessiert, mehr über dich zu erfahren“, sagte der Kaiser plötzlich, als führte er eine Unterhaltung weiter, die schon einige Zeit im Gang war. „Du bist der erste Wolfling, den wir seit vielen Jahren hier an unserem Hof gesehen haben. Wenn du dich ausgeruht hast, mußt du mich besuchen, und wir werden uns unterhalten.“
Der Kaiser lächelte offen, frei und charmant, seine Stimme klang freundlich, und er trug einen intelligenten Ausdruck in den Augen.
„Danke, Oran“, gab Jim zurück. Ro hatte ihn angewiesen, sich auf den Kaiser immer als ,der Kaiser’ zu beziehen, solange er ihn nicht direkt ansprach - in einer direkten Unterhaltung mit ihm redete man ihn einfach mit seinem Vornamen an: Oran.
„Keine Ursache“, sagte der Kaiser und lächelte fröhlich. Er verschwand, und eine Sekunde später war kein einziger Hochgeborener mehr auf den Tribünen zu sehen.
Jim stellte sich sein eigenes Quartier vor und befand sich sofort wieder darin. Tief in Gedanken versunken begann er, seinen Anzug auszuziehen. Er mühte sich gerade mit der engen Jacke ab, als er plötzlich von hinten Hilfe dabei spürte. Er drehte sich um und sah Ro vor sich, die ihn unterstützte.
„Vielen Dank“, sagte er und lächelte ihr über die Schulter hinweg zu, als er die Jacke ausgezogen hatte. Sie half ihm weiter mit zu Boden
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