PJ-Farmer3_Das_Dungeon.doc
war verschwunden. Er stand da und starrte die Stelle an, wo sie gestanden hatte. Hinter ihm ertönte überraschend eine andere Frauenstimme.
„Ja“, sagte sie. Es war Prinzessin Afuans Stimme. Er selbst drehte sich schnell um und sah sie vor sich. Sie musterte ihn eindringlich. „Offenbar kann sogar ein Wolfling wie du Fehler machen. Ich dachte, du hättest in der Zwischenzeit gelernt, daß Ro eine Schwäche für alle Tier hat.“
Er sah sie kalt an.
„Sie haben recht“, sagte er ausdruckslos. „Daran hätte ich mich erinnern müssen.“
„Es sei denn.“, sagte sie und stockte. Sie beobachtete ihn mit ihren zitronengelben Augen. „Es sei denn, du wolltest sie aus irgendeinem Grund vorsätzlich ärgern. Du hast für einen Wolfling in der kurzen Zeit einen beachtlichen Eindruck gemacht. Du hast dir nicht nur die kleine Ro zur Freundin gemacht, sondern auch noch Mekon zum Feind, und du hast nicht nur Slothiels, sondern auch das Interesse von Galyan selbst geweckt.“
Sie musterte ihn mit einem scharfen Blick, hinter dem sich etwas zu verbergen schien.
„Siehst du mich?“
„Natürlich“, sagte er. Und dann verkrampfte er sich innerlich, obwohl er sorgsam Gesicht und Körper regungslos hielt.
Afuan veränderte sich nämlich plötzlich vor seinen Augen. Es war eine seltsame Veränderung, denn nicht die geringste Einzelheit an ihrer äußeren Erscheinung wandelte sich. Sogar ihr Gesichtsausdruck blieb der gleiche, aber mit einemmal war sie völlig anders.
Plötzlich, so groß, onyxhäutig, gelbäugig und weißhaarig wie sie war, wurde sie attraktiv. Nein, nicht nur attraktiv - sie strahlte eine fast überwältigende Wollust aus. Sie projizierte mehr als nur sinnliche Anziehung. Sie erfüllte ihn mit einer fast hypnotischen Begierde.
Nur die langen, einsamen Jahre innerlicher Isolation gestatteten es ihm, sich der Faszination zu widersetzen, die Afuan nun auf ihn ausstrahlte. Allein die Tatsache, daß er sich darüber klar war, daß die Lust, die sie in ihm zu erwecken versuchte, für ihn die Preisgabe von alldem bedeutete, was er auf einsamen Reisen des Geistes und der Seele gesucht und gefunden hatte, Reisen in Bereiche, in denen Geist und Seele des Menschen noch nie vorher gesucht hatten - allein das gestattete es ihm, still, entspannt, ruhig und ohne Reaktion stehen zu bleiben.
Abrupt, wieder ohne ein Anzeichen von äußerlicher Veränderung, war Afuan wieder die, die sie vorher gewesen war: kalt und unnahbar in ihrem Aussehen, auffällig, aber nicht unbedingt attraktiv nach dem Geschmack der Menschen von der Erde.
„Verblüffend“, sagte sie in einem fast sanften Ton und sah ihn aus Augen an, die - wenn es auch keine Schlitzaugen waren -leicht mongolisch aussahen. „Völlig verblüffend, besonders für einen Wolfling. Ich glaube aber, jetzt verstehe ich dich, Wilder. Irgend etwas in dir hat dich irgendwann ehrgeizig gemacht, dich mit einem Ehrgeiz erfüllt, der größer als das Universum ist.“
Eine Sekunde später vollzog Jim die geistige Übung, mit der er sich in die Arena transportierte.
Als er dort erschien, waren die Tribünen bereits von weißgekleideten Hochgeborenen gefüllt. Nicht nur das - in dem rot umrandeten Gebiet, bei dem es sich deutlich um die kaiserliche Loge handelte, saß eine Gruppe von sechs Männern und vier Frauen. Als er näher kam, erkannte er, daß auch Afuan zu dieser Gruppe gehörte. Sie saß links von jemandem, der Galyan zu sein schien. Er nahm den zentralen Platz ein, und rechts von ihm saß ein außergewöhnlich breit gebauter Hochgeborener mit leicht gelblichen Augenbrauen.
Als Jim aber näher an die Loge herankam, erkannte er, daß es sich bei dem Mann, der Galyan ähnelte, nicht um Galyan handelte. Trotzdem war die Ähnlichkeit verblüffend, und plötzlich fiel es Jim ein, daß Galyan einmal bemerkt hatte, der
Kaiser sei sein Cousin ersten Grades. Das war also ganz offensichtlich der Kaiser.
Zunächst einmal war er größer als Galyan selbst. Er saß lockerer auf seinem Stuhl als die anderen Hochgeborenen in seiner Nähe, und in seinem Blick lag für einen Hochgeborenen sehr viel Offenheit, Toleranz und dazu hohe Intelligenz. Er lächelte zu Jim herab, als er seine Zustimmung zum Beginn des Stierkampfs erteilte. Afuan sah in der Zwischenzeit mit kalten Augen auf ihn herab.
Jim hatte die Prozedur abgeschafft, den Stier einem Mitglied der Zuschauerschaft zu widmen, und auch dieses Mal führte er sie nicht wieder ein. Er ging zusammen mit seiner
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