Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
Vom Netzwerk:
Socken. Hallo?«
    Er lachte. Der Laut hörte sich glücklich und belustigt an, nicht wie sein übliches Gem-führt-sich-idiotisch-auf- Lachen, das er verwendete, wenn er sich idiotisch benahm.
    »Komm schon, Gem. Setz dich. Spiel deine Rolle.«
    Was sollte das nun wieder bedeuten? Plötzlich missfiel ihr, wie nah die beiden Stühle beisammenstanden. Sie zögerte, wartete, ob ihm Hörner aus dem Kopf wachsen würden, was nicht geschah. Gem schaute hinter ihn. Die Kirche wartete wie C. S. Lewis’ verzauberter Schrank. Vielleicht ein paar Minuten.
    Sie nahm Platz. Der Stuhl sank ab, bis ihr Hintern durch den Stoff der Sitzfläche den Sand berührte. Gemütlich. Sie mochte diese Stühle.
    Eine verirrte Welle reichte über die anderen hinaus und erreichte die Spitze ihrer rechten Socke. Kalt. »Nun?«, fragte sie.
    Matt seufzte, machte ein Eselsohr in die Seite, auf der er gerade gelesen hatte, und schloss das Buch. Er drehte sich zur Seite und lehnte sich in den Stuhl zurück. »Na ja, es ist ein bisschen verrückt. Aber wenn du das willst, ist es für mich in Ordnung. Ich hatte bloß noch nie ein Date in einer Kirche.«
    O verdammt , dachte sie. Natürlich musste es diese Diskussion sein. Eine Peinlichkeit, die sie lieber aus dem Gedächtnis gestrichen hätte. »Vergiss es«, gab sie zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf die heranbrandenden Wellen. Jenseits des Meeres, in weiter, weiter Ferne lag England oder ein anderes europäisches Land. Konnte sie dorthin flüchten? Würde sie Superkräfte haben wie in echten Träumen ihrer Kindheit, um in Sicherheit zu fliegen oder zu schwimmen?
    Matt streckte die Hand aus und fuhr ihr mit zwei Fingern über den nackten Arm. Er begann am Ärmel ihres T-Shirts und glitt langsam tiefer bis zur Innenseite ihres Ellbogens. Ihr Körper schauderte jedes Mal wohlig, wenn er dies tat, sogar jetzt. Wann immer er einen dieser ›Gem-Knöpfe‹ fand, wie er sie nannte, schöpfte er deren volles Potenzial aus. Natürlich, um auf sein großes Ziel hinzuarbeiten. Einige Male waren sie sich sehr nahe gekommen, doch Gem hatte stets die Bremse gezogen. Es war zu viel und zu früh. Sie schwor sich, frühestens mit achtzehn Sex zu haben. Wenn sie sicher wäre. Gem wusste nicht genau, woher diese Keuschheit kam. Ihre Mutter vermittelte nicht den Eindruck, jemand zu sein, der sich in Geduld übte. Und ihr Vater ... nun, er war ein Mann, also zählte er nicht.
    Matt tastete sich weiter vor, streichelte über ihr Handgelenk.
    Dies war nicht real. Das musste sie sich vor Augen halten.
    »Also«, flüsterte Matt und beugte sich näher. Seine Stimme wurde belegt wie immer, wenn sich sein Hirn eine Diavorführung von Gem in verschiedenen, leicht bekleideten Posen ausmalte. Sie zwang sich, nicht tiefer als bis zu seiner nackten Brust zu blicken. »Was tun zwei Menschen allein in einer Kirche? Beten?«
    Mit geröteten Zügen zog sie den Arm zurück. »Nein. Ich weiß es nicht. So religiös bin ich nicht. Ich mag bloß den Ort. Es ist still dort, und ... wie ich schon sagte, vergiss es.« Sie schwenkte den Arm vor sich. »All das ist sowieso nicht real.«
    Die Finger legten sich wieder auf ihren Arm. »Nichts davon?«, fragte er.
    Sie schlug seine Hand weg und rappelte sich linkisch auf die Füße. Mittlerweile war der Sand feuchter geworden. Ihre Socken sogen das kalte Meer auf. »Hör auf damit! Wenn das ein Teil meiner Bestrafung ist, fein! Ich wusste zwar nicht, dass es in der Hölle Strände gibt, aber gut.« Sie legte die Arme seitlich am Kopf an und drehte sich um. Die Kirche war immer noch da. Gem drehte sich weiter, wusste nicht, wohin sie sich wenden, was sie tun sollte. Die Zunge einer weiteren Welle küsste ihre Ferse, und ihr Fuß sank ein paar Zentimeter in den nassen Sand.
    Etwas stimmte nicht mit dem Strand. Es bedurfte einer weiteren Umdrehung, bis ihr klar wurde, dass es an etwas lag, was sie nicht sah. Sie waren allein. Mehr Besetzung für den Traum wäre wohl zu teuer gewesen , dachte sie.
    Nein, halt. Jemand kam von der Südspitze aus, wo sich das Wasser zum Meeresarm hinkrümmte, auf sie zu. Ein Junge, kaum älter als sie selbst, mit dunklem Haar.
    Offenbar erkannte Paul Brooke sie trotz der Entfernung. Er winkte und setzte den Weg in ihre Richtung fort. Seit dem Abend, an dem er geholfen hatte, die Kirche endgültig zu räumen, war sie ihm häufig in den Schulgängen über den Weg gelaufen. Dabei begrüßten sie einander immer, doch das war es so ziemlich.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher