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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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schlimmere Wirkung. Joyce war überzeugt davon, dass sie zumindest einen kleinen Einblick in das erhalten mussten, was mit ihr geschah, und sei es nur, um ansatzweise nachvollziehen zu können, was im Kopf der Frau vor sich ging.
    »Bitte fangen Sie nicht mit einer weiteren Ihrer Therapiesitzungen an, Reverend«, sagte Seyha.
    Gem versteifte sich. Bevor das Mädchen etwas sagen konnte, ging Joyce verbal dazwischen. »Im Gegenteil, Seyha. Ich denke, Sie müssen uns dringender als jeder andere erzählen, was Sie erfahren haben.«
    Seyha schlang beide Arme um Bill und schüttelte den Kopf. »Das geht Sie nichts an. Außerdem bin nicht ich diejenige, die Bill angegriffen hat.«
    Bill lächelte – versuchte es zumindest – und berührte seine linke Wange. »Ach, das ist nicht so schlimm. Auf dieser Seite wenigstens.«
    Sowohl Gem als auch Seyha erröteten.
    Joyce drehte sich auf dem Sitz seitwärts und legte die Hand abwesend auf Gems Kopf, streichelte sie. Sie tat es unterbewusst, und Gem hielt sie nicht davon ab. Tatsächlich überbrückte sie sogar die letzten Zentimeter zwischen ihnen, indem sie an den Rand rückte und sich gegen die Kante des Stuhls lehnte.
    »Ich glaube, es geht mich – uns alle – sehr wohl etwas an.« Natürlich bedeutete dies, dass sie auch über ihre eigenen Albträume reden müsste. Was sie keineswegs wollte, nicht in diesem Haus, das sich zu nah am Ort des Geschehens befand. Und Gem ... das Mädchen musste eine vergrabene Erinnerung an die Vergangenheit haben.
    Andererseits war sie damals noch so klein. Es ist nichts geschehen. Das war bloß meine Fantasie. Eine gescheiterte Ehe, ein liederlicher Mann. Sonst nichts.
    Es war ein längst vertrautes Mantra, mit dem sie sich selbst überzeugte, also würde es ihr auch gelingen, die anderen zu überzeugen. Nichts , dachte sie erneut. Sie spürte Gems Kopf, ihr feines blondes Haar unter den Fingerspitzen. Das Mädchen brauchte Joyce, sie musste für Gem stark sein, so wie sie es für ihre Tochter sein musste. Nichts ...
    Seyha zischte: »Halten Sie sich aus meinem Leben raus.« Mit an den Seiten geballten Fäusten, bereit zu einem Kampf, erhob sie sich von der Couch. Bill schaute auf, unternahm jedoch überraschenderweise keinen Versuch, sie zu beruhigen oder zu trösten. Er will es auch wissen , dachte Joyce. Sie räusperte sich und bemühte sich, eine neutrale Miene und Stimme zu bewahren. »Nein, Seyha. Das werde ich nicht tun. Was immer Sie erfahren haben, es zerreißt Sie.«
    Seyhas Arme zitterten an ihren Seiten, als kämpfte sie, um sich von Fesseln zu befreien. Joyce setzte nach. »Wir scheinen vorwiegend Augenblicke aus unserer Vergangenheit erneut zu durchleben. Ich behaupte nicht, viel über Sie zu wissen, aber wenn ich mich nicht irre, haben Sie diesen Albtraum in Kambodscha durchlebt. Die Roten Khmer, richtig?«
    »Halten Sie den Mund, Sie Miststück! Nichts davon ...«
    »Das hatten wir doch schon alles«, fiel Gem ihr stöhnend ins Wort. Joyce wand sich. Nein, Mädchen, sei still. Nicht ausgerechnet du. Doch es war zu spät. Seyha hatte ein Ziel, eine Ablenkung.
    »Verschwinde sofort aus meinem Haus!«
    »Machen Sie die Tür auf, Lady, dann gehe ich mit ...«
    »Gem ...« Das Mädchen schaute auf. So streng wie möglich, gleichzeitig mit ruhiger Stimme und ohne den Blick von Seyha Watts abzuwenden, sagte Joyce: »Bitte, sei still.« Gem war bereits einmal auf ihren Platz verwiesen worden. Sie gehorchte ohne weitere Widerrede, wenngleich sich ihre Augen in jene Seyhas bohrten.
    Seyhas Oberlippe hob sich kurz, um einen knurrenden Laut freizulassen. Ob er Joyce oder Gem galt, ließ sich schwer sagen. Es spielte keine Rolle. »Lasst mich in Ruhe«, stieß sie hervor, ging um die Couch herum und steuerte auf den Flur zu.
    »Seyha, ich verstehe auch nicht, was vor sich geht, aber wenn wir das hier überleben wollen, müssen wir reden!« Joyce musste die Stimme erheben, als Seyha hinaus in den Gang trat. »Es gibt einen Grund dafür, dass wir hier sind!«
    Die Badezimmertür fiel zu.
    Bill rutschte ans gegenüberliegende Ende der Couch. Er stand nicht auf, um seiner Frau zu folgen. Zögerlich drehte er sich Joyce zu. Wie zuvor, als sie in Blickkontakt geraten waren, schaute er weg, senkte die Augen auf den Schoß hinab, schien fasziniert von den Rücken seiner ineinander gefalteten Hände.
    Joyce lehnte sich auf dem Stuhl zurück und holte Luft. Sie zitterte. Es glich einem Vibrieren unter der Haut, den ersten Anzeichen von etwas, das in

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