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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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ist auch bloß ein kleiner Trottel.« Gem versteifte sich. Rasch fügte der Junge hinzu: »Das sind deine Worte, nicht meine. Aber«, er klatschte in die Hände, »zurück zum Essen. Die beste Möglichkeit, ihnen zu zeigen, dass verrottet ist, was sie essen, besteht darin, ein, zwei Happen von ihren Tellern zu nehmen. Um ihnen vor Augen zu führen, wie schlecht es ist.«
    Gem schaute von Teller zu Teller. Alle waren voll Schimmel und wuselnder Insekten. Sie zuckte zusammen. Die Übelkeit setzte wieder ein. »Nein, danke.«
    »Das ist nicht real, Gem. Nichts davon. Dir wird nicht schlecht werden. Du wirst ... geschützt davor sein.«
    Sie sah ihn an, vergaß ihren verkrampften Magen. »Du meinst, du bist mein Schutzengel?«
    »Belassen wir es einfach dabei«, entgegnete er. »Aber tu es sofort, die Zeit wird knapp.« Er griff nach der Gabel und reichte sie Gem. Sie nahm sie entgegen, allerdings mit zitternder Hand. Gem wollte es nicht tun.
    »Koste ihr Essen und lass sie die Fäulnis sehen. Beeil dich.«
    »Ist das eine Art lahme Metapher oder so?«
    Ihr Vater schniefte tief, schaute jedoch auf, als Gem die Gabel seinem Teller entgegenstreckte. Diesen großen Fleischbrocken bekäme sie unmöglich hinunter. Etwas Kartoffelbrei würde sie vielleicht im Magen behalten. Das ist nicht real , erinnerte sie sich. Nichts davon. Es kann mir nichts anhaben. Ich muss es ihnen zeigen .
    »Öffne ihnen die Augen«, forderte der junge Mann sie auf, der mittlerweile hinter ihr stand. Gem beugte sich vor und schob etwas Kartoffelbrei von ihrem verdutzten Vater auf die Gabel.
    »Was machst du da?«, verlangte ihre Mutter mit argwöhnischen, zu Schlitzen verengten Augen zu erfahren.
    Eliots Flehen hörte sich an wie aus dem gestreckten Hals eines Ballons entweichende Luft. Er weinte fast. »Gem, bitte hör auf.«
    Der Kartoffelbrei diente mindestens fünf kleinen Madenkreaturen als Weideland. Und das war nur, was Gem sehen konnte. Es gelang ihr, die Gabel halb vom Teller ihres Vaters zu ihrem eigenen zu führen, ehe sie innehielt. Sie konnte es nicht. Als sie auf ihren Teller hinabschaute, auf dem makelloses Essen dampfte, kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht noch eine andere Möglichkeit gab.
    Als sie zu dem Jungen emporblickte, starrte er finster auf sie herab. Er war immer noch unaussprechlich schön, doch mittlerweile spannte Wut seine Züge an. »Nein«, stieß er hervor. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Hat nicht auch Jesus Zeit mit Sündern verbracht, um ihnen das Licht zu zeigen?«
    Erfolglos versuchte Gem, sein Starren zu erwidern. »Wovon redest du? Das hier ist Kartoffelbrei.« Als er die Augen verdrehte, verspürte Gem einen Anflug von Verlegenheit. »Was? Haftet all dem eine große – wie sagt man noch mal? – Symbolik an, die meinem kleinen Hirn entgeht?«
    »Pass mal auf ...«
    »Nein, jetzt pass du mal auf«, fiel sie ihm ins Wort und schwenkte die Gabel zwischen ihnen. »Wäre es nicht sinnvoller, wenn ich von meinem eigenen Teller esse und ihnen zeige, wie viel besser das als das Zeug ist, dass sie in sich hineinstopfen?«
    Sein Gesicht verzog sich zu einer Schmollmiene, durch die er, wie sie zugeben musste, noch süßer aussah. »Nein«, antwortete er. »Wäre es nicht.«
    Sie fuchtelte mit der Gabel, wodurch Kartoffelbrei und einige wurmartige Kreaturen zu Boden segelten. Eine Made landete auf ihren Jeans. »Also, das esse ich nicht! Es kann unmöglich gut sein, um ...«
    »Iss!«, brüllte er und schien sich auf die Zehenspitzen aufzurichten, so viel höher ragte er plötzlich über ihr auf. Er war nicht mehr wunderschön. Sein blondes Haar wirkte fettig, seine wirren Augen verdunkelten sich von ihrem vorherigen Himmelblau zum Gelb und Rot des Dämons, der durch das Kirchenfenster gekrochen war. »Was«, zischte er, »lässt dich glauben ...«, er packte ihr Handgelenk und zwang die Gabel auf ihren Mund zu, »dass du besser bist als der Rest deiner« – ihre Lippen berührten fast das Essen – »beschissenen Familie?«
    »Gem?«, meldete sich Eliot zu Wort. Der Griff des Dämons lockerte sich kurz. Beide drehten sich ihrem Bruder zu. Eliot starrte verwirrt erst auf seinen, dann auf ihren Teller. »Was ist mit meinem Essen?«
    Der Raum neigte sich, drehte sich wie ein schief gehaltener Fernseher. Als sich die Welt wenig später wieder aufrichtete, stand Gem allein auf der hinteren Veranda.
    Bill Watts beobachtete Billy Watts, der im Hinterhof saß. Die G.I. Joe -Actionfigur, die er in einer Hand hielt,

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