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Plan D

Plan D

Titel: Plan D Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Urban
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hohe Alter aktiv«, stellte Brendel nüchtern fest. »Aber wir müssen auch nicht drum herumreden, Frau Major. Wir hätten gern eine Kopie der Akte Hoffmann.«
    »So, hätten Sie also gern.« Wischinsky nickte verständnisvoll. »Da muss ich Sie leider enttäuschen.«
    »Och«, sagte Kayser, »Männer werden so ungern von Frauen enttäuscht.«
    Wegener sah auf die Uhr. Gesprächsminute fünf, Zeit für die Geschlechterkarte.
    »Sie dürften daran gewöhnt sein, Herr Kayser. Im Übrigen ist die Akte ein Dokument der Geheimhaltungsstuf e 1.«
    Kayser staunte.
    »Die observierte Person stand in direktem Kontakt mit Regierungsmitgliedern.« Wischinsky war jetzt eine Märchentante, die Kindern aus Westdeutschland das MfS erklärt. »Stufe-1-Akten dürfen nicht kopiert werden. Nie, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Wir nehmen auch gerne vor Ort Einsicht«, sagte Brendel.
    Wischinskys Augenschlitze wurden noch eine Spur schmaler. »Die Akte befindet sich nicht im Haus. Oberst Steinkühler hat sie an sich genommen. Er will sie in aller Gründlichkeit einsehen.«
    Kayser kicherte, als hätte er einen Witz gehört, den man erst versteht, wenn man schon lacht. Er schlug sich mit einer Hand auf den Oberschenkel und schüttelte den Kopf. Das Kichern wurde noch ein bisschen greller. An seinem kahlen Schädel trat eine dicke Ader hervor.
    Brendel und Wischinsky fixierten sich.
    Das Kichern sackte langsam ab.
    »Wissen Sie, was ich so lustig finde?« Ein etwas irres Grinsen verzerrte Kaysers rotes Gesicht. »Wir stecken dieser desolaten Diktatur hier Jahr für Jahr Milliarden Euro brüderlicher Subventionen in den Arsch, und wenn man dann rüberkommt und auch noch dabei helfen will, die Scheiße abzuwischen, weil ihr nicht mal das allein hinkriegt, dann wird ganz fix die Buxe hochgezogen, damit bloß keiner das Loch sieht.«
    Hulvershorn würde sich freuen, dachte Wegener, über so viel hygienisches Engagement.
    »Frau Major, wir ermitteln in einer Mordsache.« Brendel klang noch ein bisschen freundlicher als vorher. »Sie verstehen doch sicher, dass wir uns vergewissern müssen, ob die Angelegenheit etwas mit Hoffmanns früherer Tätigkeit zu tun hat.«
    Wischinsky nickte schon wieder. »Sehen Sie, Herr Brendel, selbst wenn ich die Dokumente hier im Schreibtisch hätte, dürfte ich Sie Ihnen nicht geben, ohne Geheimnisverrat zu begehen. Stellen Sie einen Antrag auf Sichtung, alles Weitere liegt bei Generaloberst Steinkühler und Minister Schily.«
    Kayser starrte an die Decke.
    »Sie haben die Papiere ja offenbar gründlich gelesen«, sagte Brendel. »Gab es da Ihrer Meinung nach Informationen, die für unsere Ermittlung relevant sind?«
    Wischinsky überlegte einen Moment. Offenbar hielt sie die Frage für eine Falle. »Sagen wir mal so, ich habe mich beim Lesen ziemlich gelangweilt. Und das kommt bei Stufe-1-Akten nicht oft vor.«
    Wegener räusperte sich. »Vielleicht können Sie sich ja doch noch zu ein bisschen mehr Ausführlichkeit durchringen. Es dürfte doch auch in Ihrem Interesse sein, dass Hoffmanns Mörder gefunden wird. Die Westpresse wird Ihre Behörde beschuldigen. Die Tatumstände legen das ja auch nahe. Vielleicht will jemand aus Ihrem Haus der Staatssicherheit schaden. Jemand, der ohne Auftrag handelt.«
    »Es gibt bei uns keine Aufträge, Staatsbürger zu ermorden.«
    »Es gibt aber, wie Sie wissen, in Hamburg einen Informanten, der behauptet, Zeuge des Mordes an Hoffmann sowie Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen zu sein«, sagte Wegener. »Und der eine Menge Interna ausgeplappert hat.«
    »Vermeintliche Interna über Ihren Mordfall vielleicht, aber keine Interna über die Staatssicherheit.« Wischinsky lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Das Leder knarzte. »Niemand glaubt die Geschichte vom meuchelnden DDR-Geheimdienst. Der SPIEGEL verfasst gerade seine persönlichen Hitler-Tagebücher.«
    »Vermissen Sie einen Ihrer Mitarbeiter?«
    »Das Einzige, was ich vermisse, ist das Benehmen von Herrn Kayser. Da wir keinen aktuellen Vorgang Hoffmann haben, gibt es auch keine betroffenen Mitarbeiter, nach denen ich suchen könnte. Das verstehen Sie doch, oder?« Wischinsky guckte fragend in die Runde. »Und zu Ihrer Information: Neunundneunzig Prozent der Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit sind entgegen anders lautender Gerüchte Bürokräfte und keine Berufskiller. Wir haben eine bewaffnete Sondereinheit, deren Gruppenstärke ich Ihnen nicht nennen werde. Diese Herrschaften befinden sich

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