Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Folge, daß ihre Stimme, verbunden mit einem kurzen, höchst liebenswürdigen Film dem Anrufer oder Besucher erklärte, daß die Inhaberin der Agentur Delta verreist sei, er aber jederzeit eine Nachricht hinterlassen könne, die hundertprozentig beantwortet oder ausgewertet werden würde.
    Das große, schlanke Mädchen lehnte sich bequem in den schweren Sessel, drückte die entsprechenden Tasten der automatischen Küche und begann, während sie aß und trank, die eingegangene Post zu sichten.
    »Interessant! Das wird Le Monte freuen!« murmelte sie.
    Auf insgesamt neunzig Planeten, die von Zeit zu Zeit Schiffe schickten oder angeflogen wurden, hatte sie an die offiziellen Stellen Prospekte und Angebote der Planoform-Akademie geschickt. Darin war den fremden Welten versprochen worden, jedes einschlägige Problem zu lösen. Als Hilfsmittel wurden die Fähigkeiten der neu ausgebildeten Frauen und Männer angegeben, die Maschinen der Akademie und die Erfahrungen, die man mit Landschaftsbau besaß – wofür ein jedes Bild von Blacklanders Idea Zeugnis gab. Von diesen neunzig Kontakten waren bisher fünfzehn positiv beantwortet worden; ein hoher Prozentsatz.
    »Hmm. Die Akademie hat mehr als zweihundert Kadetten«, murmelte Diona. Sie warf ihr hellbraunes Haar zurück und freute sich über ihren Erfolg und noch viel mehr darüber, daß sie den heutigen Tag freigenommen hatte. Ein Essen in einem teuren Lokal würde diesen Tag abschließen.
    Die Bilder der Planeten zogen auf den Flächen der Recorder vorbei. Stimmen erläuterten die Probleme. Es waren viele Welten darunter, die einfach guten, neuen Lebensraum für ihre Menschen suchten, aber auch andere, die das Symptom des Planeten Dshina zeigten: schlechte Luft, verseuchte Meere, Raubbau an der Landschaft. Diona schluckte, als sie Bilder sah, die erfolgreich mit der Öde des Landes jenseits der Lebenszone auf Chiriana konkurrieren konnten.
    »Da wird Yebell einige Hundertjahres-Programme konstruieren müssen!« murmelte sie.
    Versuchungen, dachte sie, als sie die Filme angesehen und ihre Eintragungen gemacht hatte, sind wie Vagabunden: behandelt man sie freundlich, kommen sie wieder und bringen ihre Freunde und Bekannten mit. Am liebsten hätte sie sämtliche Antworten in eine Tasche geworfen und wäre mit dem nächsten Systemliner nach Chiriana geflogen, um Le Monte zu sehen und mit ihm zusammen diese Entwicklung zu feiern.
    »Beherrschung, Diona Royan!« verordnete sie sich.
    Sie lächelte, wenn sie an Yebell dachte. Dann erinnerte sie sich an das Gespräch mit Yahai Paik und wurde nachdenklicher. Eine kleine Gruppe von Bewohnern dieses Planeten stand auf der Seite der Blacklanders, oder genauer, sie stand auf der Seite einer vernünftigen Lösung dieses Problems. Diese Lösung würde immer ein Kompromiß sein müssen, aber Ousmane Diack hatte den Weg zu diesem Punkt sehr schwer begehbar gemacht.
    »Auf alle Fälle muß sehr bald etwas geschehen!« sagte Diona sich. »So geht es nicht mehr weiter.«
    Sie kannte ihren Vater. Er war ein Pragmatiker, was seine Amtsführung betraf. Er würde erst dann zufrieden sein und nachgeben, wenn er sein Ziel erreicht hatte.
    Diona trug die Ergebnisse ihrer Arbeit sorgfältig ein, archivierte die Kassetten mit den Anfragen der verschiedenen Planeten und beendete dann ihre offizielle Tätigkeit. Sie benutzte den Swimming-pool ihres Hauses, verbrachte einige Stunden im Bad und fühlte sich, als sie in einem weichen Hausanzug wieder in den Wohnraum zurückkam, halbwegs wie neugeboren. Sie brauchte von Zeit zu Zeit diese Ruhe. Die vergangenen Tage waren von harter Arbeit erfüllt gewesen; morgen würde es weitergehen.
    Während sie sich ausruhte, las sie ein wenig, hörte einige Bänder mit Musik ab und entspannte sich. Die übliche Qual begann, als sie vor ihrem Schrank stand und sich überlegte, was sie anziehen sollte – sie wollte heute abend mit einem der Fernschiff-Piloten essen gehen.
    Schließlich, nach einigen Stunden entspannender Ereignislosigkeit, trat sie ein paar Schritte vom Spiegel zurück und musterte sich sorgfältig. Ihre Kleidung entsprach ihrem guten Aussehen. Sie war bereit.
    Das Restaurant, das sie heute besuchen würde, lag weit draußen, vor den Ausläufern der Stadt, an dem kleinen See, den der Fluß bildete. Zwar gab es in diesem Gewässer, das durch den Ausfluß der Kläranlagen verunreinigt und durch das Kühlwasser der Kernkraftwerke erwärmt war, kaum mehr Leben und Sauerstoff, aber nachts sah auch dieser

Weitere Kostenlose Bücher