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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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konnte, wenn man Pech hatte, bis zu 100 Tage unterwegs sein.
    Oder Glück. Denn der Cowboy bekam dafür einen Dollar pro Tag. (Der Koch bekam das Doppelte, solange er ein Bohnenrezept beherrschte. Beherrschte er zwei oder mehr, bekam er indes auch nur zwei Dollar pro Tag, also blieb er meist bei dem einen Gericht.) Alle wurden an der Eisenbahn ausbezahlt. Bis 1871 wurden in Abilene bis zu 5.000 Cowboys täglich für ihre Dienste entlohnt.
    Das Geld musste dann natürlich auch irgendwo hin, und zwar am besten sofort. Es dauerte also nicht lange, und Abilene wurde zu einer der schlimmsten Cowboytowns im ganzen Westen.
    Es gab im Übrigen auch schwarze Cowboys. Doch, das gab es wirklich. Alten Volkszählungen lässt sich entnehmen, dass mindestens 15 Prozent aller Cowboys schwarz waren, in Texas sogar bis zu 25 Prozent (ähnliche Zahlen gelten für mexikanische Cowboys – dass man sie nicht in Kinofilmen sieht, zeigt wieder, wie sehr der Cowboy zu einer weißen Fantasie mutiert ist).
    Über schwarze Cowboys wissen wir wenig, aber man kann sich gut vorstellen, dass viele von ihnen nach dem Bürgerkrieg einfach aus dem Süden raus wollten. Nat Love beispielsweise ging mit 15 Jahren in den Westen und erlernte das Handwerk der Cowboys so perfekt, dass er mit 22 auf dem harten Pflaster von Deadwood, Dakota Territory, zum umschwärmten Rodeo-Star wurde und den Spitznamen »Deadwood Dick« bekam.
    Als Sklave geboren, versuchte sich Nat Love nach dem Bürgerkrieg zunächst als Farmer, jedoch ohne großen Erfolg. Also ging er in den Westen und heuerte als Cowboy an. Er bekämpfte Indianer, die ihm Vieh klauen wollten, wurde unterwegs mindestens zweimal von Indianerstämmen gefangen genommen, ja sogar adoptiert, bevor er wieder entkam (es gibt Fotos von ihm – der Mann war wirklich sehr gut aussehend, muss man wissen), und schrieb zum Ende seines Lebens hin zwei Autobiographien. Darin findet sich der unsterbliche Satz, der in verschiedensten Variationen seitdem von jedem Actionhelden von Tom Mix bis Bruce Willis nachgesprochen wurde: »If a man can’t go out in a blaze of glory, he can at least go with dignity.« (»Wenn einem schon kein glorreicher Abgang beschieden ist, so kann man doch zumindest in Würde gehen.«)
    Bass Reeves war niemals Cowboy, doch er suchte ebenfalls ein neues Leben im Westen. Als er als Sklave mit seinem Herrn nach Texas reiste, floh er, kam bei Indianern unter und lebte lange genug unter den Seminole und Creek, um ihre Sprachen und ihre Kultur kennenzulernen. Das und die Tatsache, dass er sehr gut mit der Pistole umgehen konnte, waren wohl die Gründe, warum er schließlich gebeten wurde, 32 Jahre lang als Deputy U. S. Marshall in Oklahomas rechtsfreiem »Indian Territory« zu arbeiten.
    Er war nicht der Schnellste mit der Pistole, aber er konnte zielen, und darauf kam es an. In 14 Schießereien zog der andere schneller, traf aber nicht; Reeves zog als Zweiter, traf aber sämtliche 14 Mal. Man sagt, er verhaftete über 3.000 Kriminelle, einschließlich des eigenen Sohnes. Von den vielen Gesuchten, die er in über 30 Jahren verfolgte, entkam nur ein Einziger.
    Zeitweilig gab es im Westen ganze Städte, die bewusst von Schwarzen gegründet und ausschließlich von ihnen bewohnt waren. Nicodemus, Kansas; Dearfield, Colorado; Langston City und Boley, Oklahoma; sowie Allensworth, California, waren zur Zeit des Wilden Westens schwarz. Zu seinen Glanzzeiten besaß Nicodemus zwei Zeitungen, drei Läden und drei Kirchen, sowie mehrere Hotels, eine Eisdiele, eine Bank und eine Bevölkerung von 700 Einwohnern.
    Der Westen scheint insgesamt gut als Sammelbecken für Menschen funktioniert zu haben, die sonst nirgends so richtig hinpassten. Charley Parkhurst zum Beispiel. Über Parkhursts romantisches Leben wissen wir wenig, weil er keins zu haben schien. Wohl aber schien er etwas zu verbergen, und es ist denkbar, dass er deshalb in den Wilden Westen zog.
    Er war klein, zäh, drahtig und schweigsam. Er trug keinen Bart, dafür aber eine Augenklappe, denn er hatte ein Auge verloren, als ihn ein Pferdehuf traf. Als Kind war er aus dem Waisenhaus davongelaufen, fand schließlich Arbeit als Stalljunge in Massachusetts, und als Freunde von ihm nach Kalifornien gingen, um dort einen Transportservice aufzubauen, ging Charley mit. Der Goldrausch hatte begonnen, und man würde Kutscher brauchen.
    Schnell wurde er zu einem der härtesten und berüchtigtsten Wagenlenker des Westens überhaupt – härter als Montereys

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