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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Bisons. Als er in 18 Monaten 4.280 Bisons erlegte, erwarb er sich seinen Spitznamen: Buffalo Bill. Als Ned Buntline ihn fand, hatte er schon einen Ruf als Trapper, Scout, Pony-Express-Reiter, Indianerkämpfer und Hotelmanager – wobei »Hotelmanager« erstaunlich oft mit »Puffbesitzer« gleichzusetzen war. Er trug Orden und war Freimaurer. Das Einzige, was noch fehlte, war: Weltruhm.
    Dazu war Ned Buntline da.
    Buntline hatte es schon bei anderen Revolverhelden versucht und wurde immer wieder verjagt – gern erzählte er, wie Wild Bill Hickok ihm einmal mit dem Revolver drohte, als er um ein Interview bat –, Cody aber war ein umgänglicher Typ. Sie reisten eine Weile zusammen umher, und Buntlines Reihe von »Buffalo Bill«-Groschenromanen wurde bald so erfolgreich, dass er auf eine weitere Idee kam: ein Bühnenstück mit Buffalo Bill persönlich auf die Bretter zu bringen.
    Es gibt übrigens einen Grund, warum es über diese Episode aus Buffalo Bills Leben keinen Kinofilm gibt. Stellen Sie sich vor: John Wayne kommt nach dem Indianerschießen bzw. Büffelschießen bzw. Outlawschießen hektisch in die Stadt geritten, schmiert sich Make-up ins Gesicht und steigt auf die Bühne. Es war eine absurde Idee! Aber anscheinend steckte in den echten Wildwesthelden von damals mehr als ein bisschen von einem Schauspieler. Schon am ersten Abend verliebte sich Buffalo Bill in die Bühne.
    Das Stück war ein Riesenhit, und er hatte seine neue Berufung gefunden. Schon bald hängte er die Flinte an den Nagel und ging mit Buntlines Stück auf Tour. Er überredete selbst alte Freunde – sogar kurzzeitig den cholerischen Wild Bill Hickok – bei ihm mitzumachen.
    Das Verrückte war, sie tourten nicht nur im Osten, sondern auch im Westen – vor der eigenen Haustür. So groß war der Hunger nach der Wildwest-Romanze. 1883 hatte Bill dann alles gelernt, was er wissen musste übers Showgeschäft, und er gründete seine eigene Show – »Buffalo Bill’s Wild West«.
    Es war mehr Zirkus als Bühnenstück. Zum Auftakt zog die ganze Truppe von Cowboys, Indianern, Türken, Gauchos, Arabern, Mongolen und anderen in ihren bunten Kostümen hoch zu Ross durch die Stadt. Die eigentliche Show fand mehrmals am Tag in einer eigens erbauten Arena oder einem Zelt statt. Neben Pferdedressuren, Stunts und heißen Baller-Shows wurden richtig drastische Szenen gespielt: Indianer fackeln ein Haus ab und kidnappen ein Mädchen, sie wird von Revolverhelden gerettet, und alles endet in einer wilden Schießerei.
    Buffalo Bill arbeitete nur mit Profis – nicht Showprofis versteht sich, sondern Wildwestprofis: echte Cowboys, echte Indianer. Selbst der berühmte Indianerhäuptling Sitting Bull mit 20 seiner Krieger war zeitweise dabei. Letzterer gab auf, nachdem seine Bemühungen scheiterten, die Show als politische Plattform für die Sache der Indianer zu nutzen, wahrscheinlich weil er sich grundsätzlich nur auf Lakota auszudrücken pflegte.
    Niemand ist so tolerant wie ein Showproduzent, der Minderheiten für seine Show braucht: Indianer bezeichnete Bill nur als »früher Feind, heute Freund«. Über Frauen sagte er: »Was wir wollen, ist, den Frauen noch mehr Freiheit zu geben, als sie schon haben. Lasst sie jeden Job machen, der ihnen liegt, und wenn sie ihn ebenso gut erledigen wie ein Mann, bezahlt sie auch genauso gut.« Kein Wunder: Zu seiner Truppe gehörten die besten Scharfschützinnen aller Zeiten.
    Annie Oakley etwa konnte vor Publikum eine Spielkarte in der Luft in zwei Teile zerschießen und weitere Löcher hindurchpusten, bevor die Teile zu Boden segelten.
    In Buffalo Bills Wildwest Show wurde sie von Sitting Bull nur »Watanya Cicilla« (»Little Sure Shot«) genannt. Glaubwürdige Zeugen berichteten, dass sie auf ihrer Europa-Tournee die Asche von der Zigarette in der Hand des künftigen deutschen Kaisers Wilhelm II. schoss. Später kursierte der Spruch, wenn sie bloß nicht so gut schießen würde, hätte sie den Ersten Weltkrieg verhindern können … Dafür schrieb das freche Weib angeblich nach Ausbruch des Krieges einen Brief an den Kaiser mit der Bitte um eine zweite Chance. Sie bekam keine Antwort.
    Annie Oakley brachte im Lauf ihres Lebens rund 15.000 Frauen das Schießen bei. Sie glaubte fest daran, dass dies für sie nützlich sei. »Ich sähe es gern, wenn jede Frau genauso natürlich mit einem Gewehr umgehen kann wie mit einem Baby«, sagte sie einmal.
    Mit seiner Show tourte Buffalo Bill bis 1906 achtmal durch Europa. Er gab

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