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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Walfischfänger, hieß es bewundernd. Er fluchte gern, trank ordentlich und spuckte Kautabak, wo er ging und stand. Er war so gut mit der Pistole wie mit der Peitsche und scheute vor keiner Schlägerei zurück.
    Kutscher mussten damals auf alles Mögliche schnell reagieren können – auf schlechtes Wetter, auf Hindernisse aller Art wie umgestürzte Bäume, auf Hochwasser, durchgehende Pferde, Überfälle, besoffene Kunden oder wilde Tiere. Charley hatte den Ruf, nicht nur tough zu sein, sondern zuverlässig und stets pünktlich. Man nannte ihn bewundernd »Mountain Charley«, »Six-Horse Charley« und »One-Eyed Charley«.
    Das erste Mal, als er überfallen wurde, traf es ihn unvorbereitet, und er händigte dem Räuber den Tresor mit den Wertsachen aus. Dann ging er schießen üben. Das zweite Mal war alles anders – sobald er den Räuber sah, zog er seine 44er und schoss den Ganoven über den Haufen. Berichte über den Überfall machten die Runde und begründeten seinen Ruhm.
    Und es gibt noch viele weitere Geschichten: Wie er seine Kutsche im Sturm über eine kaputte Brücke lenkte, die hinter ihm zusammenbrach, und wie er es trotzdem auf die andere Seite schaffte; ein anderes Mal, als er in einer rasanten Kurve von seinem Kutschbock fiel, hielt er sich an den Zügeln fest und ließ sich so lange neben der Kutsche her schleifen, bis er es schaffte, die Pferde zum Halten zu bringen. Die dankbaren Passagiere gaben ihm ein sehr großzügiges Trinkgeld – 20 Dollar!
    Er arbeitete auch als Holzfäller, Viehtreiber und Hühnerzüchter, bevor er in Rente ging und dann mit 67 an Krebs starb. Erst als man seinen Leichnam aus dem Bett hob und in den Sarg legte, merkte man, dass Charley eine Frau war …
    Auch die oben erwähnten Revolverhelden gab es wirklich – allerdings ganz und gar nicht so wie im Kino.
    Schätzungsweise 20.000 Weiße starben zwischen 1866 und 1900 im Wilden Westen durch den Einsatz von Feuerwaffen. Im Film läuft das typische Duell zumeist so ab: Die beiden Helden treffen sich auf der Straße, gucken sich tief in die Augen, geben ein paar markige Worte von sich und ziehen. Der Schnellere gewinnt.
    Das tatsächliche Duell im Wilden Westen war eher von der Sorte wie dieses in Trinidad, Colorado: Der Saloon-Angestellte John Allen und der berüchtigte Profispieler (und Revolverheld) »Cockeyed Frank« Loving hatten sich in die Wolle bekommen und wollten schon aufeinander losgehen, aber Freunde konnten sie da gerade noch zurückhalten. Doch nicht für lange. Am 16. April 1880 schoss Allen einfach los, als Loving den Imperial Saloon betrat. Die Gäste warfen sich zu Boden oder rannten schreiend aus der Tür. Und sie handelten instinktiv richtig: Denn keine der Kugeln, die abgefeuert wurden, kam dort an, wo sie sollte.
    Allein die Zielscheibe Loving war nicht aus der Ruhe zu bringen: Mit Nerven aus Stahl versteckte er sich hinter einem anderen Gast. Er zog, aber sein Revolver wurde ihm aus der Hand geschlagen. Allen feuerte noch drei weitere Kugeln mehr oder weniger in seine Richtung, während Loving immer noch seine Pistole suchte und gleichzeitig damit kämpfte, sein menschliches Schutzschild unter Kontrolle zu bringen.
    Nach seiner Attacke floh Allen. Loving jagte hinterher, wurde aber vom Deputy Marshall gestellt und entwaffnet. Als der Hüter des Gesetzes dann auf die Suche nach dem Angreifer ging, besorgte sich Loving zwei neue Pistolen und ging erneut auf Jagd. Der Deputy Marshall entwaffnete ihn abermals und setzte seine Suche nach dem Schützen fort.
    Allen hatte sich die ganze Zeit über in einem Eisenwarenladen versteckt. Ob das Zufall war oder Absicht, weiß kein Mensch, aber es war eine gute Wahl, denn Loving benötigte nun ja schon wieder neue Pistolen und auch Munition. In dem Moment, als er zu diesem Zweck den Eisenwarenladen betrat, schoss Allen erneut los. Diesmal traf er seinen Feind – in den Rücken. Nicht nur der Eisenwarenhändler war froh, dass es vorbei war …
    Übrigens gewann in der Regel nicht der Schnellere beim typischen Westernduell. Der Schnellere zielt nämlich oft schlecht. Die Fähigkeit, einen Vogel in der Luft zu treffen, war unter Revolverhelden auch gar nicht gefragt. Gefragt war eher die Bereitschaft, ja Gabe, auf andere Menschen zu schießen – womöglich während der andere zurückschoss, was bei den meisten Menschen eher den Reflex auslöst, sich auf den Boden zu werfen oder schreiend davonzulaufen. Ein Möchtegern-Revolverheld hat einmal vor Wild Bill Hickok

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