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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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exklusive Vorstellungen vor dem Prince of Wales und Queen Victoria. In einem Jahr in London spielte er 300 Vorstellungen und verkaufte zweieinhalb Millionen Eintrittskarten. In Italien konnte er zwar nicht im Colosseum auftreten, weil es in so schlechtem Zustand war, dafür aber begeisterte er Papst Leo XIII. bei einer Privatvorführung und konnte in Verona in der Arena spielen.
    Bald gab es überall Wildwest Shows, und die Tradition dauert bis ins 20. Jahrhundert hinein an, teilweise sogar bis in die 1940er Jahre. Die ersten Westernfilme – vor allem die kitschigen Cowboy- und Indianer-Schinken des frühen Hollywood – waren letztlich nichts weiter als Fortsetzungen dieser Shows.
    Die eigentliche Leistung Buffalo Bills bestand aber nicht in der Show. Es war vielmehr die Tatsache, dass er den Prototypen des später weltbekannten »Cowboys« kreierte.
    Bill Cody war es, der das Image des eigentlich bescheidenen »Cowboys« nahm, dieses mit den typischen Versatzstücken des Revolverhelden und des Sheriffs aufpolierte und so den klassischen Westernhelden erschuf: den Retter und Beschützer der weißen Frau, dessen Wort noch etwas gilt, der stets das Gesetz verteidigt und das Wohl der Bevölkerung über sein eigenes stellt.
    Der namenlose Cowboy mutierte so von der ungelernten Aushilfskraft zu allem, was am Wilden Westen edel war: Er war freiheitsliebend, aufrecht, mit einem praktischen Sinn für Recht und Ordnung ausgestattet, den Anwälte und ähnliches Pack nicht mehr haben. Er war ein Profi und wusste genau, wie man mit einem Pferd und einem Revolver umging. Er war nie gewalttätig, aber immer kampfbereit; verlässlich, hängte dies aber nie an die große Glocke. Der Cowboy verkörperte die amerikanische Neuauflage des Ritters: heldenhaft, mutig, ehrlich, und er war mit einer zusätzlichen Komponente versehen, die nur dem amerikanischen Westen zu eigen war – er gab sich bescheiden. Keine teuren Anzüge, keine langen Sätze oder schwierigen Fremdwörter, kein Betrug, keine Falschheit, keine schicke Pose.
    So sahen und sehen wir Amerikaner uns gern. Das ureigene amerikanische Image war immer Show.
    Es gab und gibt natürlich immer noch Cowboys, aber so ziemlich die einzige Eigenschaft, die auf sie zutrifft, ist: Einfachheit.
    Sie waren in der Regel junge Gelegenheitsarbeiter, die zufällig reiten konnten (was damals mangels Alternativen fast jeder konnte, der kein Geld für eine Kutschfahrt besaß). Keiner erwartete von einem Cowboy, dass er besonders gut mit der Waffe umgehen konnte oder einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besaß. Er war nicht Cowboy, weil er die Freiheit und die frische Luft so liebte, er war es, weil er einen Job brauchte und zu nichts anderem taugte.
    Überhaupt, die ersten Cowboys waren gar keine Amerikaner, sondern Mexikaner, und vieles von dem, was unsere Cowboys den ganzen Tag so taten, lernten sie von ihren spanischsprachigen Kollegen.
    Schon im 16. Jahrhundert siedelten die Spanier in Mexiko und brachten neben ihrem Vieh auch das »Hacienda-System« mit, bei dem man die Herden über große, nicht eingezäunte Strecken frei wandern ließ, bis man sie wieder einsammelte. Das machten die Amerikaner umgehend nach. Weil es im Westen noch so viel Land gab, konnte man große Herden auf diese Weise mit relativ wenig Mühe aufziehen, und bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts war die Viehzucht deshalb der wichtigste Wirtschaftszweig in der Gegend. Der Profit war schwindelerregend. Ein Viehbaron konnte mit seiner Investition bis zu 100 Prozent Gewinn machen in drei Jahren. Alles hing am Vieh.
    Das Problem war nur, die Viecher nach Osten zu transportieren, wo man langsam einen Geschmack für Rindfleisch entwickelt hatte. Die Eisenbahn führte nur bis nach Abilene, Kansas – das war von Austin, Texas, fast 1.000 Kilometer entfernt.
    Da schlug die Stunde der Cowboys.
    Cowboys sammelten die Herden ein und trieben sie bis zum nächsten, oft weit entfernten Bahnhof. Mit der Eisenbahn wurden sie anschließend meist weiter nach Chicago zu den Schlachthöfen gebracht. In der Eisenbahnstation in Abilene, Kansas, wurden in vier Jahren zwei Millionen Stück Vieh in Züge verfrachtet.
    Schon zwölf Mann konnten eine Herde von 2.000 bis 3.000 Rindern treiben. Das Vieh trabte dabei nicht als fotogene lockere Herde dahin, so wie man das im Kino sieht, sondern im Gänsemarsch. Hatte man 1.000 Rinder in einer Reihe, zog sich die schon mal bis zu drei Kilometer lang hin. Man schaffte 15 bis 25 Kilometer pro Tag und

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