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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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der Verfassung steht, ist das Recht, gegen die Regierung zu rebellieren.
    Genau genommen besitzen wir dieses Recht gar nicht. Aber keiner hat uns das gesagt. Im Gegenteil, das Allererste, was ein Kind in der Schule lernt, ist: Wird die Regierung zum Tyrannen, ist Rebellion eine mutige und rechtschaffene Handlung. Lehrer sagen es nicht mit diesen Worten, aber es steckt schon in unserer Geschichte: Als England sich im 18. Jahrhundert aufgrund diverser Kriege mal wieder verschuldet hatte und dringend Geld brauchte, um das Loch im Haushalt zu stopfen, fiel ihm auf: Unseren amerikanischen Kolonien geht es inzwischen gar nicht schlecht, aber sie zahlen Steuern wie vor hundert Jahren. Das heißt, so gut wie gar keine. Man könnte ja mal freundlich anfragen … Das stimmte auch: Die Steuern in den Kolonien waren im Vergleich zu den Steuern in England recht niedrig. Fast sogar fair. Also wurden sie erhöht.
    Was dann folgte, war die erste Lektion über die andersartige Mentalität der Amerikaner. Sie hätten sagen können: Na ja, eigentlich vernünftig, England ist immerhin unsere Heimat, und die teuren englischen Kriege brachten ja auch für uns Vorteile; außerdem ist die Steuererhöhung gar nicht so hoch, im Großen und Ganzen, also sollten wir vernünftig sein und sie zahlen. Mein Gott, es sind bloß Steuern. Stattdessen erkannten wir auf einmal, dass der englische König ein Tyrann, ja der Teufel persönlich war, dass noch nie ein Volk so ungerecht behandelt wurde wie wir Amerikaner, und überhaupt, wo blieb die Demokratie?
    Der Streit gipfelte in der »Boston Tea Party«: Eines Nachts verkleideten sich einige Bostoner als Indianer, schlichen sich auf einen britischen Frachter und warfen die ganze Ladung Tee ins Hafenbecken. Es war der erste wirklich aufregende Akt der Rebellion und der Auftakt zum Unabhängigkeitskrieg, und heute wird jedem Kind in der Schule diese Geschichte in schillerndsten Farben ausgemalt. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sie auch mal Lust haben, das Gleiche zu tun. Vor allem, wenn es um Steuern geht.
    Nach dem Unabhängigkeitskrieg war der blutjunge neue Staat natürlich bankrott. Man dachte nach und dachte nach und kam auf keine bessere Lösung, um das Loch im Haushalt zu stopfen, als … na ja, Steuern zu erhöhen. In Massachusetts sagte sich Daniel Shays, ehemaliger Soldat im Unabhängigkeitskrieg: »Dafür habe ich nicht gekämpft«, nahm das Gewehr in die Hand und begann mit rund 1.000 Gleichgesinnten, Gerichtsgebäude zu belagern. Er hörte auch nicht auf, bis es zu einem Kampf mit der Regierung kam, bei dem vier Menschen starben und Shays selbst flüchten musste. Das war 1786, noch bevor die USA offiziell überhaupt existierten, und es sollte für lange Jahre nicht die letzte Steuerrebellion bleiben. So war es nur logisch, dass sich die populäre Protestbewegung der Mittelklasse gegen zu hohe Steuern, die 2009 in Boston entstand, die »Tea Party« nannte.
    Wenn Amerikaner über das »big government« klagen, scheinen sie über einen zu großen Sozialstaat zu sprechen, aber in Wahrheit meckern sie über Steuern. Es ist ihnen im Grunde völlig egal, wen die Steuern am schlimmsten treffen: Als Bush den Steuersatz für Reiche kürzte, wurde er darin vor allem von Amerikanern der Mittelklasse unterstützt, die überhaupt keine Vorteile davon hatten. Wir wollen einfach weniger Steuern, und gut ist.
    Nicht alle der fast 40 Rebellionen in den USA kreisten indes um Steuern. Rebellion ist nur eine Art, Politik von unten zu betreiben, und tja, was soll ich sagen, Amerikaner betreiben gern Politik von unten.
    Der Bürgerkrieg war ein Aufstand gegen die vermeintliche Beschneidung der Rechte der Südstaaten durch die Bundesregierung. Der Terrorist John Brown hat mit seinem Anschlag maßgeblich dazu beigetragen, dass die Südstaaten sich vom Norden lossagten und der Bürgerkrieg begann. Die Hippie-Bewegung war ein Aufstand gegen den Vietnamkrieg und sexuelle Zurückhaltung. Und vergessen Sie nicht die Bürgerrechtler im Süden, die den Job machten, den die Regierung anscheinend nicht erledigen wollte. Als Rick Perry, der Präsidentschaftskandidat und Gouverneur von Texas, 2011 damit drohte, dass Texas sich von Amerika absetzen könnte, wurde er in der Presse als Verrückter abgestempelt. Man vergaß dabei, dass Texas nur zu Amerika gehörte, weil es sich schon mal von Mexiko losgesagt hatte, und heute noch sind die Texaner stolz auf ihre Traditionen.
    Selbst die Prohibition wurde nicht eingeführt,

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