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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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und schon marschierten britische Soldaten durch die Straßen. Darauf gab es selbstverständlich nur eine Antwort: Man organisierte eigene Bürgerwehren. Irgendwann schaffte es dann die kleine undisziplinierte Armee tatsächlich, die große Profi-Armee der Briten zu schlagen, und plötzlich hatten wir den Salat: Wir waren frei.
    Die führenden Köpfe der 13 Kolonien zählten zu einem ganz bestimmten Menschenschlag. Zumeist handelte es sich um Plantagenbesitzer im europäischen Stil; sie lebten vom Land, das von Sklaven und Dienern zu niedrigen Löhnen bestellt wurde. Sie hatten viel Zeit und Muße, sich weiterzubilden und Gedanken über Glück und Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte zu machen und auch darüber, was die richtige Staatsform sein könnte, ohne dass es viel mit der schnöden Realität zu tun haben musste. So kam es, dass die Vorstellungen, die sich Benjamin Franklin, George Washington, Thomas Jefferson und die anderen von der Demokratie machten, recht idealistisch ausfielen.
    In etwa so stellten sie sich die Sache vor:
    Während im adligen Europa die reiche Obrigkeit die Regierung stellte, weil sie adlig geboren war, sollte es in Amerika natürlich ganz anders sein: Die reiche Obrigkeit würde die Regierung stellen, weil die arbeitende Bevölkerung es so wollte und sie wählen würde. Wer sonst war schließlich so gebildet und weise wie Washington, Jefferson & Co.? Sie waren ja auch die Einzigen, die nicht arbeiten mussten und überhaupt die Zeit dazu hatten, sich kluge Gedanken zu machen. Sie zogen nicht eine Sekunde lang in Betracht, dass irgendwer eine andere Obrigkeit vorziehen würde.
    Sie irrten sich.
    Schon bei den ersten Wahlen tauchten im Kongress und in anderen politischen Ämtern wie aus dem Nichts recht unangenehme Menschen auf – Menschen ohne ausreichende Bildung, ohne Manieren und ohne Geschmack, Menschen, die ein Jefferson oder Washington niemals zu sich nach Hause einladen würde. Es handelte sich um Grobiane, Polemiker, Demagogen, Populisten, Stars, Opportunisten und Großmäuler. Kurzum: den Pöbel.
    »Die Tinte auf der Unabhängigkeitserklärung war kaum trocken, als schon viele Revolutionsführer Zweifel darüber äußerten, ob ihre Hoffnungen überhaupt realisierbar wären«, schrieb Gordon Wood in The Radicalism of the American Revolution . »Das amerikanische Volk schien die Tugenden gar nicht zu besitzen, die für eine Republik notwendig waren!«
    Die Magenschmerzen der Gründerväter wurden nicht geringer, als die Europäer begannen, Amerika mit Hohn und Spott zu überziehen und sein baldiges Ende vorherzusagen, wie … na ja, eigentlich ähnlich wie heute. Selbst der preußische König Friedrich der Große, den gegenseitiger Respekt und eine Brieffreundschaft mit George Washington verband, bemerkte einmal einem amerikanischen Diplomaten gegenüber, Amerika, wie jede demokratische Republik, müsse irgendwann im Chaos versinken, denn nur ein aufgeklärter Herrscher könne dauerhaft für Ruhe und Ordnung sorgen.
    Vielleicht hatte er recht. Waren die Unterklassen überhaupt in der Lage, sich auf intelligente und verantwortliche Weise politisch zu beteiligen? Sie waren ungebildet, uninformiert und alles andere als selbstlos. »Die große Masse der Menschen ist weder weise noch gut«, beobachtete der Gründervater John Jay.
    Mit Erschrecken nahmen die Gründerväter zur Kenntnis, wie jeder seine eigenen Interessen über die Interessen des Ganzen stellte. Wer hätte das gedacht? Der Schuster in Boston wählte nicht den weisen, selbstlosen und politikerfahrenen Gelehrten ins Amt, sondern den Schuster – oder jeden, der zwar von Außenpolitik und Wirtschaft keine Ahnung hatte, dafür aber niedrige Steuern für Schuster durchsetzen wollte. Der religiöse Fanatiker wählte einen religiösen Fanatiker, der Rassist wählte den Rassisten, die Minderheit wählte jemanden aus der Minderheit.
    Ironischerweise war die Anzahl der reichen, intellektuellen Plantagenbesitzer, die gern andere reiche, intellektuelle Plantagenbesitzer wählen würden, relativ klein. Die ach so noblen Gründerväter mussten auf schmerzhafte Weise erkennen, dass eine Demokratie ohne Populismus, Opportunismus, Lug und Trug, Korruption, gegenseitige Beschimpfung, falsche Versprechen und die Dummheit der Wähler gar nicht möglich war.
    Wie sie nun die Demokratie beibehalten und trotzdem einen funktionierenden Staat aufbauen könnten, war das große Rätsel, dass sie zu lösen hatten. Staatenbau ist noch heute ein

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