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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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weil irgendwelche Politiker mal eine gute Idee hatten. Sie kam, weil das amerikanische Volk – na ja, immerhin ein Teil des amerikanischen Volkes, vor allem der weibliche – konsequent und energisch dafür kämpfte, und zwar fast hundert Jahre lang.
    Die Bewegung hatte zwischendurch auch ihre Heiligen. Carrie A. Nation war eine davon. Sie war zwei Meter groß, und Fotos zeigen eine Frau mit einem Kinn wie ein Bulldozer und stechenden Augen, die dem gewalttätigsten Säufer eine Heidenangst vor Gott und dem Teufel einjagen könnten. Sie selbst nannte sich die »Bulldogge Gottes«: »Ich laufe zu Füßen Jesu und belle alles an, was ihm nicht gefällt.«
    Ihren Kreuzzeug zur Unterstützung der Prohibitions-Gesetze in Kansas startete sie ganz legal. Ihre Gruppe suchte sich eine Kneipe aus, man stellte sich davor und sang anti-alkoholische Hymnen. Das brachte herzlich wenig. Eines Nachts hatte sie dann eine Vision, dass Gott sie unterstützen würde, wenn sie ein bisschen weiterginge. Das nächste Mal brachte sie Steine mit. Sie schlug in Dobson’s Saloon Fenster ein, zerbrach Flaschen und rief: »Männer, ich bin gekommen, um euch vor dem Schicksal des Säufers zu bewahren!«
    Wie das manchmal in Amerika so ist, kam ihr die allerbeste Idee allerdings erst durch einen Witz. Irgendwann bemerkte ihr Mann, dass sie noch effektiver wäre, wenn sie eine Axt benutzen würde. »Etwas Vernünftigeres habe ich aus deinem Munde nicht gehört, seit ich dich geheiratet habe«, sagte Nation. Fortan ging sie mit der Axt in die Kneipe und haute damit alles kurz und klein. Zwischen 1900 und 1910 wurde sie 30-mal verhaftet für das, was sie »hatchetations« – »Axtierungen« – nannte.
    Die Prohibitons-Bewegung hat noch viele weitere Methoden des modernen Lobbyismus hervorgebracht. Ab 1893 schickte die »Anti-Saloon League« eine starke und gutbezahlte Lobby nach Washington, die Kneipen anzeigte, die gesetzlich festgelegte Öffnungszeiten missachteten oder Alkohol an Jugendliche und Frauen ausschenkten; sie gründete sogar einen eigenen Verlag, die »American Issue Publishing Company« in Westerville, Ohio, mit 200 Mitarbeitern und Druckerpressen, die 24 Stunden am Tag liefen. Der Verlag druckte und verschickte so viele Anti-Alkohol-Broschüren – über 40 Tonnen im Monat –, dass das kleine Städtchen allein dafür ein eigenes Postamt bekam.
    1920 gab die Regierung endlich klein bei.
    Die Amerikaner reagierten prompt. Alkohol besorgte man sich ab sofort in der Apotheke – die Branche wuchs wie verrückt – oder beim Winzer, der auf Traubensaft mit Gärungsanleitung auf dem Etikett umgestellt hatte. Bis 1925 gab es allein in New York City zwischen 30.000 und 100.000 »speakeasys« – Clubs, die illegal Alkohol ausschenkten –, und Al Capone war bald Chef des Alkoholschmuggels von Kanada bis Florida. Als am St. Valentins Tag 1929 sieben Gangster in einer Lagerhalle in Chicago von Al Capones Leuten niedergemäht wurden, war es nur noch eine Frage der Zeit. 1933 hob Roosevelt das Gesetz auf und seufzte, nachdem er unterschrieben hatte: »Jetzt wäre ein guter Moment für ein Bier.« Am selben Tag noch schickte die von einem deutschen Einwanderer gegründete Brauerei Anheuser-Busch eine Kutsche mit einer Kiste Budweiser-Bier ins Weiße Haus.
    Die Durchsetzung der Prohibition hatte fast 100 Jahre gedauert, ihre Abschaffung nur 13. Meine deutschen Freunde sagen oft, sie hätten das Gefühl, wir Amerikaner seien nicht so politisch veranlagt wie die Europäer. Dieser Eindruck entsteht vielleicht, weil niemand in Amerika Karl Marx zitiert oder sonst den ganzen Tag lang von »den Rechten« und »den Linken« redet. Aber das Gegenteil ist wahr: Amerikanische Politik ist Politik von unten.
    Es gibt kaum einen Spruch in Amerika, der so heilig ist wie dieser: »Kind, auch du kannst Präsident werden, wenn du groß bist.«
    Wenn man bedenkt, wie viel Geld man braucht, um das Präsidentenamt anzustreben (bisher hat niemand so viel ausgegeben wie Barack Obama 2008 mit knapp 750 Millionen Dollar an Spenden), gibt es tatsächlich erstaunlich viele Präsidenten, die aus einfachen Verhältnissen stammen – mindestens ein Drittel. Eisenhower, Nixon und Clinton stammen aus den unteren Schichten, Andrew Johnson war Sohn einer alleinerziehenden Mutter und wurde häufig als »white trash« beschimpft, Lincoln wuchs in einer Blockhütte auf.
    Es hat zwar noch nie einen jüdischen, muslimischen, japanischen, Latino- oder weiblichen Präsidenten

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