Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)
Atomenergie, dem Internet, undurchsichtigen Finanzinstrumenten wie Hedgefonds oder einer Pille, die unsere Kinder garantiert mindestens fünf Minuten lang ein bisschen ruhigstellt, denken wir nur flüchtig an die Gefahren, dann aber sogleich an den einstigen Untergang des Südens und sagen uns: Es ist zwar nicht ungefährlich, aber das Risiko, hoffnungslos in der Vergangenheit stecken zu bleiben, ist größer, also nichts wie vorwärts!
Trotz seiner Überlegenheit hätte der Norden erstaunlicherweise trotzdem beinahe verloren: Denn die feudalen Südstaatler kämpften wie die Tiere. Es ging ihnen um mehr als ein Prinzip, es ging ihnen um ihren Lebensstil.
Europäer behaupten gern und mit einem merkwürdigen Stolz, dass wir Amerikaner im Vergleich zu ihnen niemals einen Krieg auf eigenem Boden erlebt hätten und uns daher die Erfahrung fehle, was Krieg wirklich sei. Nichts könnte weiter von der Realität entfernt sein. Der vierjährige amerikanische Bürgerkrieg war der verheerendste, den die Vereinigten Staaten jemals erlebt haben – bis heute. Er verwüstete ganze Landstriche, verbrannte komplette Städte. 623.000 Amerikaner fielen damals, mehr als in irgendeinem anderen Krieg (im Zweiten Weltkrieg waren es »nur« 407.000). Man schätzt, dass jeder zehnte männliche Amerikaner zwischen 20 und 45 Jahren im Bürgerkrieg sein Leben ließ, der Süden hat vermutlich sogar 30 Prozent seiner jungen Männer verloren.
Er war der erste moderne Krieg.
Die Waffen wurden in Massenproduktionsverfahren hergestellt, den Transport besorgten die junge Eisenbahn und die Dampfschiffe, und die Kommunikation lief über das neu erfundene Telegraphennetz, das man so ganz nebenbei entlang der Eisenbahnschienen errichtete, um bei jeder neuen Etappe einen Bericht ins Hauptquartier schicken zu können. Zum ersten Mal wurde ein Krieg bilderreich und zeitnah von der Presse verfolgt: Fotografen begleiteten die Truppen und machten es möglich, dass die ganzen Gräuel zu Hause hautnah miterlebt werden konnten.
Damals war man moderner als im 20. Jahrhundert, was die Rassenintegration anging: 186.100 Schwarze kämpften an der Front, Seite an Seite mit den weißen Nordstaatlern, gegen ihre früheren Herren. Selbst im Süden wogte die Diskussion lange hin und her, ob man nicht ebenfalls den Sklaven ihre Freilassung in Aussicht stellen sollte, wenn sie auf der Seite des Südens kämpften (also wirklich kämpften – nicht nur als Sklaven von Offizieren arbeiteten, was häufig vorkam). Einige fragten sich mit einer gewissen Logik: Wenn wir sie freilassen, wofür kämpfen wir dann überhaupt? Erst als ihm die Männer wirklich ausgingen, überwand sich der Süden und unterbreitete den Sklaven dieses Angebot – und tatsächlich, 50 Mann meldeten sich! Doch zu spät: Bevor dieses wirklich interessante Experiment starten konnte, waren die Kampfhandlungen leider schon zu Ende.
In diesem Krieg kamen die ersten U-Boote zum Einsatz, rund 20 insgesamt, und zwar auf beiden Seiten. Allerdings besaßen sie keine unabhängige Luftversorgung, der Propeller musste per Hand von innen gekurbelt werden, und es gab keine Torpedos. Man musste sich unter Wasser an ein Boot heranschleichen, eine Bombe festmachen und diese aus der Entfernung zünden. Diese Prototypen haben nicht besonders viel ausgerichtet und sind eher dafür bekannt, dass sie ständig mit Mann und Maus gesunken sind. Nur ein echter Erfolg ist uns überliefert: Die H.L. Hunley , ein U-Boot der Südstaaten, versenkte auf diese Weise ein Nordstaaten-Schiff, schickte ein jubelndes Signal los und ist daraufhin prompt selbst gesunken, mit sämtlichen acht Mann Besatzung.
Erfolgreicher waren die so genannten »ironclads« – die ersten Stahlschiffe, die je in einem Krieg eingesetzt wurden. Die Monitor (für die Nordstaaten) und die Merrimac (für die Südstaaten) waren beide genau wie U-Boote komplett von oben bis unten gepanzert und wurden mit Dampf betrieben. Um eine Blockade unweit von Chesapeake Bay zu durchbrechen, begann die Merrimac einmal mit ihrem Rammbock verschiedene Holzschiffe der Nordstaaten zu attackieren und sie mit ihren großen Geschützen zu bombardieren. Die Kanonen der Holzschiffe konnten das Panzerschiff nicht aufhalten. An nur einem Tag schaffte es die Merrimac so, zwei feindliche Schiffe zu versenken, und wollte sich gerade ein drittes vorknöpfen, aber da wurde es schon dunkel. Also zog sie sich zurück. Die Panzerung wurde repariert, und man versorgte die Verwundeten.
Als sie
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