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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Vermögens zu spenden. Dieser Bastard!
    »Captains of Industry« und »robber barons«: unglaublicher Reichtum, angehäuft auf dem Rücken der unteren Klassen, bei gleichzeitig praktizierter selbstloser Philanthropie. Das ist die Zwiespältigkeit des Nordostens – letztlich aber auch das Janusgesicht Amerikas generell. Einerseits leben wir, um Geld zu verdienen. Andererseits wachsen wir mit den hehren Idealen der Gründerväter auf. Beide Instinkte verfolgen wir mit derselben Leidenschaft, mit beidem meinen wir es ernst. Das beste Beispiel dafür ist der allseits beliebte, vor Idealismus geradezu strotzende Neuengländer John F. Kennedy:
    Einerseits war er Demokrat, links und sozial eingestellt. Andererseits kam er aus einer der reichsten Familien des Landes und verdankte seinen Aufstieg zum größten Teil dem Geld und den Kontakten seiner patrizierhaften Sippe. Ständig sprach er von Frieden und Freiheit, war aber in Wirklichkeit ein unverbesserlicher kalter Krieger, verwickelte uns in den Vietnamkrieg und steuerte die Welt in der Kubakrise viel näher an den Abgrund eines Atomkriegs heran als Präsident Reagan das später mit all seiner anti-kommunistischen Sprücheklopperei je schaffte. Er verkörperte das schöne, gute, wahre Amerika und wird heute noch »König Artus von Camelot« genannt; aber einmal die Finger von einer hübschen Praktikantin zu lassen, das war auch für ihn nicht drin.
    Andererseits scheint das eine ohne das andere nicht zu gehen: Weder Kennedy noch die Gründerväter, weder New York noch Washington noch der Nordosten insgesamt wären ohne das viele oft schmutzige Geld überhaupt möglich gewesen und ohne den Idealismus jemals so interessant geworden.
    All das verbinden wir mit dem Nordosten. Ist es da ein Wunder, dass der Rest von Amerika ihn hasst?

17
Wir haben den Krieg verloren
    D er Süden hasste den Norden am meisten.
    Es gab politische Gründe dafür, aber die waren eigentlich gar nicht notwendig, so verschieden waren die Mentalitäten von Anfang an.
    Der Norden war fortschrittlich, bürgerlich, international, liberal – und voller Fabriken; der Süden war von gemächlicher Natur, ländlich, verachtete Handel und Finanzwesen, schätzte Werte wie Ehre, Treue, Familie, Gott und Vaterland und gab sich feudaler als Europa. Er war wie eine Neuauflage des Mittelalters, nur mit mehr Stil.
    Der Süden lebte von der Plantagenwirtschaft, und er war reich. Das hört sich an wie ein Widerspruch: Normalerweise wird man durch Landwirtschaft nicht reich. Es sei denn, man hat die billigsten Arbeitskräfte der Welt – Sklaven eben. Die ganze Wirtschaft, der ganze Stolz des Südens basierte auf der Sklaverei. Klar, dass er selbst dann nicht davon lassen wollte, als Lincoln 1861 an die Macht kam und allen klar wurde, dass die Tage der Sklaverei in den USA gezählt waren.
    Deshalb haben die elf Bundesstaaten im Südosten kurzentschlossen ihre Unabhängigkeit vom Rest der Nation erklärt (und warum auch nicht: Wurden nicht auch die USA mit einer Unabhängigkeitserklärung gegründet?) und einen eigenen Staat ausgerufen: die »Confederacy«.
    Den Bürgerkrieg, der darauf folgte, konnten sie allerdings nicht gewinnen. Dafür war der Süden zu rückschrittlich. Im Norden war die Industrielle Revolution schon in vollem Gange: In den Fabriken dort konnte man nicht nur endlos Gewehre, Dampfmaschinen, Räder und Eisenbahnschienen herstellen, sondern auch Exportwaren, die immer neues Geld reinbrachten. Der Süden hingegen musste um jedes Gewehr kämpfen, und war der Baumwoll- und Tabakexport einmal aus dem Gleichgewicht, brach die Wirtschaft zusammen. Zudem begriffen irgendwann mitten im Krieg auch die Sklaven, worum es ging und begannen, ihren Herren davonzulaufen. Das konnte also nicht gut gehen.
    Die eitlen Großgrundbesitzer auf ihren ausladenden Plantagen verstanden lange gar nicht, warum es für sie bald so eng wurde: Sie hatten bis dahin nie die Notwendigkeit verspürt, eine moderne Industrie aufzubauen. Der Bürgerkrieg war letztlich auch ein Krieg zwischen zwei Epochen: dem sterbenden Zeitalter des landwirtschaftlich orientierten amerikanischen »Adels« und der neuen industriellen Ära.
    Der Süden hat die Moderne schlicht verpasst. Das war sein großer Fehler, und er musste den Preis dafür bezahlen. Das war eine Lektion, die wir Amerikaner nie vergessen werden. Wir haben sowieso einen natürlichen Drang hin zu Neuem, aber wann immer wir mit innovativen Technologien konfrontiert werden, ob

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