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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Platz im Kongress einnahm, wurde er mit Applaus begrüßt.
    Die Weißen hingegen sahen ihre Felle davonschwimmen.
    Ein Jahr nach der Niederlage versammelte sich in Pulaski, Tennessee, eine Gruppe von Veteranen der Südstaaten-Armee unter der Leitung von General Nathan Bedford Forrest und gründete den Ku-Klux-Klan.
    Heute sehen wir diese Typen bloß als einen Verein von mörderischen Rassisten mit lächerlichen Kapuzen. Doch sie hatten klare politische Ziele, die sie konsequent verfolgten. Es ging darum, den eigenen Abstieg um jeden Preis zu verhindern. Dazu mussten die Schwarzen und ihre weißen Bündnispartner aus dem Norden so weit eingeschüchtert werden, bis sie sich aus den Zentren der Macht zurückzogen. Das war der Leitgedanke hinter dem Terror, der nun folgte.
    Jede Wahl, jede politische Versammlung wurde fortan vom Klan und ähnlichen Gruppen mit Massakern an Schwarzen und deren Verbündeten begleitet. Woche für Woche zogen sie sich ihre Kutten über und brannten Häuser und Scheunen nieder, griffen Schwarze gezielt an, vor allem Familienväter und ehemalige Sklaven, die sich als Farmer selbständig gemacht hatten, und zettelten öffentliche Aufstände an, bei denen Schwarze reihenweise zu Tode kamen. In North und South Carolina gab es allein in den ersten zwei Jahren nach dem Bürgerkrieg 197 Lynchmorde. In den Wochen vor den Präsidentschaftswahlen 1868 wurden in Louisiana schon 2.000 Menschen ermordet oder verletzt. In manchen Gegenden händigte der Klan bei der Wahl Zertifikate an diejenigen aus, die »richtig« – also weiß – gewählt hatten. Solche Zertifikate konnten lebenswichtig sein.
    Nach diesen Entwicklungen gingen schwarze Wähler bald nicht mehr zu den Urnen. In den ersten Wahlen nach Kriegsende gewannen noch die Schwarzen und die Republikaner, und alle feierten die neue moderne, tolerante Multikulti-Gesellschaft. Bei den Präsidentschaftswahlen drei Jahre später hingegen gab es nur noch eine Handvoll Stimmen für Nordstaaten-Republikaner und Schwarze.
    Nun nahm der Klan den nächsten Schritt in Angriff: die Gesetzgebung.
    In allen Bundesstaaten (übrigens auch im Norden, der längst nicht immer so tolerant war, wie er sich gerne gab) wurde bald eine Reihe von »Jim Crow«-Gesetzen erlassen, die die neue so genannnte »seperate but equal«-Behandlung von Schwarzen regelten:
    Sie durften fortan nicht mehr im selben Restaurant essen wie Weiße, nicht im selben Eisenbahnwagen fahren, in vielen Bundesstaaten keine Weißen heiraten und nicht in dieselben Schulen gehen. Solange die Qualität des Essens, der Eisenbahnfahrt und der Bildung gleich waren, hatte ja alles seine verfassungsmäßige Richtigkeit, oder? Und ob die Ausbildung in den schwarzen Schulen wirklich »gleichwertig« war, wie die Formulierung »seperate but equal« verlangte, nun, wer wollte das schon nachprüfen?
    In manchen Bundesstaaten wurde sogar das Wahlrecht eingeschränkt: Es durfte nur wählen, wer auch lesen konnte. Und nur wenige Jahre, nachdem die Sklaven ihre Freiheit gewonnen hatten, war vieles im Süden faktisch fast so wie vor dem Krieg. Fast hundert Jahre lang sollte es keine Schwarzen mehr in der Politik geben, nicht mal einen einzigen popligen Bürgermeister.
    Der Ku-Klux-Klan hatte sein Ziel erreicht. Und ein paar Jahre, nachdem die Schwarzen aus den politischen Ämtern verschwunden waren, lösten sich die meisten Klan-Verbände dann auch auf. Es gibt nur wenige Terrorgruppen in der Weltgeschichte, die so erfolgreich waren wie sie.
    Und dann kamen die 1960er Jahre.
    Als schwarze Führer wie Martin Luther King, ganz zu schweigen von all den Hippies, plötzlich darauf aufmerksam machten, dass sich an der Situation der Schwarzen seit dem Bürgerkrieg nicht besonders viel geändert hatte, kam der Klan sofort wieder hoch. Die Protestmärsche wurden – mit Duldung der Polizei – überfallen und einzelne Bürgerrechtler, ob weiß oder schwarz, gezielt gejagt und getötet. Schwarze Familien, die sich mit Bürgerrechtlern trafen, wurden ermordet. Die Obrigkeit schaute weg – anfangs auch das FBI .
    Der Klan überzog den Süden erneut mit Lynchmorden und Gewaltorgien. Bis heute ist das Ganze noch nicht wirklich aufgearbeitet, und es kommt immer wieder Neues ans Licht.
    2007 etwa sagte endlich ein reuiges Klan-Mitglied in einem sehr alten Fall aus: Er sei dabei gewesen, als 1964 in Meadville, Mississippi, zwei schwarze Teenager, die man irrtümlicherweise für Bürgerrechtler hielt, entführt und umgebracht wurden.

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